Die katholische Kirche hat wieder einen Papst und ich freue mich darüber. Nicht, dass mir dieser Mann – es ist wenig überraschend bereits zum 267. Mal ein Mann geworden – irgendetwas bedeuten würde, aber ich freue mich, wenn nicht mehr jede „Zeit im Bild“ mit Bildern aus dem Vatikan beginnt und in den Zeitungen nicht mehr berichtet wird, was denn die Kardinäle im Konklave als Mahlzeit bekommen.
Ich zähle zu jener Hälfte der Österreicher, die nicht Mitglied der katholischen Kirche ist, und aufgrund von Migration und Kirchenaustritten wird diese Gruppe in den nächsten Jahren zunehmend zur Mehrheit im Land werden. Im Übrigen dürfte auch unter jenen, die noch als Katholiken gelten, die Gruppe der „Taufscheinkatholiken“ einen klaren Überhang haben. Immerhin gaben in einer Market-Umfrage nur 16 Prozent der Österreicher an, dass sie an Jesus Christus als Gott glauben würden. Die Zahl jener, die in den ex-cathedra-Aussagen von Robert Francis Prevost künftig Gottes Wort hören werden, dürfte noch deutlich darunter liegen.
Und noch ein Satz an die ORF-Moderatoren und anderen Journalisten, die in den vergangenen Tagen nicht müde wurden, den Satz „Die Welt blickt gebannt nach Rom“ rauf und runter zu sagen und zu schreiben: Ich bin ziemlich überzeugt, dass sich in China die Menschen mehr Gedanken über Donald Trumps Zollpolitik machen als darüber, wer künftig als geistiges Oberhaupt über die 0,7 Prozent der Bevölkerung gelten wird, die zur katholischen Kirche zählen. Und auch in Indien wird derzeit vermutlich gebannter nach Pakistan als in den Vatikan geblickt, nicht nur von jenen 98 Prozent, die keine Katholiken sind.
Also freue ich mich, dass bald wieder mehr Zeit für News über die Sanierung des heimischen Staatshaushaltes, über den Zustand des Gesundheitssystems oder meinetwegen sogar über die Kommentare von Herbert Kickl zu all dem sein wird. In diesem Sinne: Habemus Papam und jetzt gibt es wieder Wichtigeres. +++