Also wirklich, die trauen sich was bei Audi. Man hat dort nämlich, so vernehmen wir es heute in den Medien, beschlossen, in Presstexten das Ändern künftig sein zu lassen. Das Unternehmen werde auf eine geschlechtersensible Sprache verzichten, heißt es, konkret auf den Gender-Gap in der schriftlichen Kommunikation. Bei Audi wird es in der internen und externen Kommunikation keinen Unterstrich mehr geben. Statt Mitarbeiter_Innen wird es zum Beispiel künftig Beschäftigte heißen. Auch wenn mich dieFundis und Fundinnen und den Feministinnen und Feministen jetzt verdammen werden: Das ist gut. Bravo Audi. ein vernünftiger Umgang mit der Sprache in Sachen Ändern ist längst überfällig. wir müssen nicht jede Verrücktheit übernehmen. Ändern auf Teufel komm raus ist dumm, sinnlos und – wenn wir einmal vorsichtig in die Denkwelt der Genderistas, Kulturaneigner-Rambos (und -Rambinnen) eintauchen, auf eine gewisse Weise sogar rassistisch. Mit Feminismus und Gleichberechtigung hat es in Wahrheit überhaupt nichts zu tun.
Ich zum Beispiel verhalte mich Frauen gegenüber nicht respektlos, rücksichtslos oder geringschätzig. Ganz im Gegenteil. Und ich bin der Ansicht, dass Frauen es im Leben viel schwerer haben als Männer, in der Mehrzahl der Fälle ungerecht behandelt werden, zu Unrecht für gleiche Arbeit weniger Geld verdienen. Die gläserne Decke halte ich für eine totale Frechheit. Dass in vielen Unternehmen männliche Bewerber für einen Job besser geeigneten weiblichen vorgezogen werden, halte ich für dumm. Den Feminismus halte ich für berechtigt, notwendig und sinnvoll.
Aber warum sollen wir deshalb in unseren Texten alle gendern müssen auf Teufel komm raus?
Wie kann es nur irgend jemand geben, der tatsächlich glaubt, die Einstellung eines Menschen gegenüber Frauen aus der Tatsache ablesen zu können, ob er gendert oder nicht?
Sagen wir es doch einfach, wie es ist: Gendern macht Texte schwerer lesbar – und das ist jetzt keine Abwertung der Frauen, sondern einfach nur eine sprachwissenschaftliche Tatsache. Genau so, wie lange Texte schwerer lesbar sind als kurze, vielsilbige Wörter schwerer als wenigsilbige, verschachtelte Sätze schwerer als unverschachtelte.
Thema Lesefreundlichkeit: Das Wort “Prozent” in journalistischen Texten soll man ausschreiben und nicht das Prozentzeichen verwenden – was auch für vergleichbare Satzzeichen und Worte gilt, nur zum Beispiel. Das Wort % in journalistischen Texten soll man ausschreiben & nicht das %-Zeichen verwenden, nur zB.
Na – was glauben Sie, welcher der beiden Sätze ist lesefreundlicher?
Und was ist lesefreundlicher – dieser Satz: “Die Besucher freuten sich, den Löwen beim Füttern durch die Wärter zusehen zu dürfen, unter denen sich auch Akademiker befanden.” Oder dieser Satz: “Die Besucherinnen und Besucher freuten sich, den Löwinnen und Löwen beim Füttern durch die Wärterinnen und Wärter zusehen zu dürfen, unter denen sich auch Akademikerinnen und Akademiker befanden.”
Gerade in journalistischen Texten ist Gendern – nicht immer, aber fast immer – ein Verbrechen an der Sprache. Ein verbaler Kriminalfall, in den Lesefreundlichkeit, feministische Fundis (genauer gesagt Fundinnen, wir wollen hier doch korrekt sein) und leider auch ziemlich viele Journalisten (männliche und weibliche, damit auch da Klarheit herrscht) verwickelt sind. Man könnte leicht den Eindruck erhalten, einige kommen mit Akribie als allzeit zum Männerhass bereite Kampffeministen und -feministinnen daher. Natürlich sind Männer und Frauen in Texten gleich zu behandeln – aber nicht in Form künstlicher Sprachkonstrukte, die keinerlei Widerspiegelung in der korrekten Grammatik und Rechtschreibung finden. Mann kann zum Beispiel statt Student_Innen einfach Studierende schreiben.
Aber ich bin halt ein stupider Mann, ein roher Klotz, ein rückständiger Depp – was jetzt natürlich nicht heißt, dass es nicht auch stupide Frauen gibt, rohe Klötzinnen, rückständige Deppinen. Jedoch einer wie ich, der sich gegen das Gendern in journalistischen Texten ausspricht, kann einfach nur böse sein. Dabei bin ich in Wahrheit vermutlich bloß nicht intelligent genug, um Antworten auf ein paar einfache Fragen zu finden, die mich beschäftigen, zum Beispiel diese:
Warum soll es so unbeschreiblich frauenfeindlich sein, die Abkürzung “Dr.” sowohl für den akademischen Titel “Doktor” wie auch für den Titel “Doktorin” stehen zu lassen? Warum muss da hinten unbedingt ein die Sache halbwegs sperrig machendes “in” dran? Warum kann man “Mag.” nicht sowohl für “Magister” wie auch für “Magistra” gelten lassen?
Wer setzt sich für die Sache der Kinder ein? Diese brutalen Englisch sprechenden Menschen auf der ganzen Welt haben deren ganzes Geschlecht einfach ausradiert, aus der Sprache gestrichen! Sind das jetzt alles kinderfeindliche Gesellschaften, in denen das vom Sächlichen befreite Englisch gesprochen wird? Und selbst bei uns, wo wir das Kind, also das sächliche Geschlecht noch in unserer Grammatik verankert haben – wo bleiben die Mädchen? Das Kind – ich meine: Wo wird da geändert, warum werden weibliche Kinder so benachteiligt, warum werden sie männlichen Kindern gleichgesetzt? Müsste man da als aufrechte Gender-Fundin nicht tätig werden?
Und noch viel schlimmer: Sie – ja, Sie! – ändern sicher auch nicht korrekt, egal wie sehr Sie sich bemühen. Nur ein Beispiel, Sie haben bei sich zu Hause im Bad sicher einen Wasserhahn. Na? Fällt Ihnen was auf? Korrekt geändert müsste das heißen: eine Wasserhenne.
Eine Sauerei, wie Sie das weibliche Geschlecht benachteiligen!
Wobei, gerade in diesem Fall fühle ich jetzt mit den Feministinnen dieser Welt doch einigermaßen mit und wundere mich, dass das noch keiner von ihnen aufgefallen ist: Das Wort “Sauerei”. Es ist weiblich. Ist das nicht ungerecht? Gehört das nicht endlich gegendert?
Da muss sofort ein männliches Wort her. Aus Gründen der Gerechtigkeit. Denn die ist schließlich auf jeden Fall weiblich und ich wette: Keine Gender-Fundin der Welt möchte daran etwas ändern. +++