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Und dann wären da noch die Wirtschaftsprobleme

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Die Regierungsverhandlungen neigen sich bereits dem Ende zu, mit den Problemen der Wirtschaft ist das leider nicht so einfach möglich. Fast überraschenderweise hat man mittlerweile sowohl in Österreich als auch in der EU bemerkt, dass die eigene Wirtschaft massiv an globaler Wettbewerbsfähigkeit verliert. In Österreich blickt man als Medienkonsument neugierig auf den Konkurs oder die Werksschließung der Woche – zuletzt waren es Palmers und die Leiterplattenproduktion von Panasonic in Enns. In Brüssel tönt Stéphane Séjourné, der für „Wohlstand und Industrielle Strategie“ zuständige Vizepräsident der EU-Kommission: „Europa hat einen Plan, und es ist ein Business-Plan“. Ganz was Neues also. Der gute Mann hat zwar noch keinen einzigen Tag seines Lebens in der Wirtschaft verbracht, aber soll sein. Jedem Menschen sollte man zuerst einmal Lernfähigkeit attestieren.

Einen Schock der Vereinfachung verspricht die EU-Kommission und auch in Wien will man mittlerweile die überbordende Bürokratie zurechtstutzen. Tatsächlich haben der Green Deal der EU und die fortwährend den erhobenen Zeigefinger schwingende Politik den Unternehmen Belastungen auferlegt, die man in anderen Teilen der Welt nicht kennt. Beispiel Lieferkettengesetz: Wie soll ein Mittelständler nachweisen, dass alle seine Lieferanten weltweit nirgendwo Kinder beschäftigen, alle Sozialstandards einhalten und nicht die Umwelt schädigen? Die EU könnte stattdessen eine schwarze Liste von Unternehmen erstellen, bei denen man nicht einkaufen darf, aber nicht immer die Arbeitslast bei den Unternehmen abladen. Es hilft jedenfalls niemandem, wenn Unternehmen wegen hoher Auflagen in Länder mit weniger Bürokratie und niedrigeren ökologischen Standards abwandern.

Die Standortprobleme reichen jedoch viel weiter. So kostet Industriestrom in Österreich etwa dreimal so viel wie in den USA, bei den Gaspreisen ist der Unterschied noch höher. Und dennoch sind wir dabei, die laut Wall Street Journal „dümmste Energiepolitik der Welt“, nämlich die deutsche, weitgehend zu kopieren. Nur problemlos laufende und bereits abgeschriebene Atomkraftwerke können wir nicht mehr abschalten, aber ansonsten sind wir dabei Erzeugungskapazitäten zu schaffen, für die wir bei Sonnenschein und wehendem Wind zahlen müssen, damit uns jemand den Überschussstrom abnimmt und in der folgenden Nacht müssen wir Atomstrom bei den Nachbarn zukaufen. Es sei denn, man folgt der Idee des deutschen Energieministers Robert Habeck von den Grünen, dass Unternehmen nur mehr dann produzieren sollen, wenn gerade die Sonne scheint und/oder der Wind heftig weht.

Und dann wäre da noch der Fachkräftemangel. Natürlich führen die Pensionierungswelle bei den Babyboomern zu Problemen. Aber andererseits wundert es nicht mehr, wenn in einem Land, das Gentechnik und KI für Teufelszeug hält und in dem Prominente in Interviews stolz erklären, Mathematik in der Schule gehasst zu haben, dann die Studienwahl vieler junger Menschen auf Kulturanthropologie und Gender-Studies fällt. Allein, der Wohlstandsgewinn durch Kulturanthropologen und Gender-Beauftragte fällt eher bescheiden aus und füllt vermutlich nicht den Teller.

Man könnte natürlich dem Fachkräftemangel auch durch gezielte Zuwanderung qualifizierter junger Menschen entgegenwirken. Allerdings stehen wir hier massiv auf der Bremse. Zwar wäre Herbert Kickl als oberster Willkommensbotschafter keine Idealbesetzung, aber auch die Gewerkschaft übt sich hier schon Jahrzehnte lang im Betonanrühren. Wir füllen die Lücke lieber mit kaum oder gar nicht alphabetisierten Flüchtlingen, denen man dann in jahrelangen Kursen versucht, die lateinische Schrift beizubringen. Es ist vermutlich noch ein langer Weg, bis aus ihnen letztlich Fachärzte oder Maschinenbautechniker geworden sind. Bis dahin sollen die Genderbeauftragten unseren Krebs heilen und die Kulturanthropologen unsere Elektroautos bauen. +++