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Die besten Roten kommen aus dem Burgenland

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Hans Peter Doskozil hat vergangenen Sonntag jede Stimme gebraucht. Nicht nur, weil er seine eigene weitgehend verloren hat, sondern vor allem, weil sein – zumindest in der SPÖ – eigenwilliger Kurs zur Wahl stand. Sicherheitspolitisch mit aller Härte des ehemaligen Landespolizeidirektors auftreten und in der Wirtschafts- und Sozialpolitik klar auf der linken Spur zu überholen – das mag zwar in Skandinavien erfolgreich sein, die SPÖ fremdelt jedoch nach wie vor mit dieser Kombination.

Aber Doskozil wurde klar bestätigt. 46,4% der Stimmen bedeuten zwar den Verlust der absoluten Mehrheit, sind aber dennoch ein Ergebnis, von dem alle anderen Landeshauptleute nur träumen können. Er hatte offensichtlich das Gespür für die richtigen Themen. Und jeder Weintrinker weiß ohnehin: Die besten Roten kommen aus dem Burgenland.

In der SPÖ-Bundeszentrale blieben wohl die Sekt- und Weinflaschen alle ungeöffnet, als klar wurde, dass Doskozil nicht nur weiter Landeshauptmann sein wird, sondern sein Kurs von anderen SPÖ-Landesorganisationen künftig als erfolgversprechend eingestuft werden wird. Der Burgenländer ist jedenfalls der Einzige, der den Durchmarsch der Freiheitlichen, die mit Norbert Hofer ein absolutes Schwergewicht ins Rennen schickten, bisher zumindest klar verlangsamen konnte. Der innerparteiliche Gegenwind für Andreas Babler wird jedenfalls nach der Wien-Wahl deutlich an Stärke zunehmen.

Die ÖVP hingegen schlittert weiterhin ungebremst ins Desaster. 22 Prozent der Wählerstimmen bedeuten ein Minus von mehr als 7 Prozentpunkten gegenüber ihrem historisch schlechtesten Ergebnis. In Vorarlberg hat die Volkspartei nur jeden achten Wähler verloren, dies stellt den erfolgreichsten aller jüngeren Wahlkämpfe dar. Im Burgenland wählte fast jeder Dritte ehemalige VP-Wähler diesmal eine andere Partei, vor allem die FPÖ.

Als Juniorpartner der FPÖ ist es nur schwer vorstellbar, dass sich dieser Trend stoppen lässt. In drei Monaten, wenn in Wien gewählt wird, startet die Volkspartei wenigstens von einem 20%-Niveau, da ist die Fallhöhe zum Fußboden bereits geringer. Bis dahin sind allerdings viele Bürgermeister-Sessel in Niederösterreich zu verteidigen. Und Niederösterreich steht in der Logik der Volkspartei ganz, ganz oben bei der Bedeutung. Schaumamal, wie der such*stuff-Chefredakteur gerne zu sagen pflegt. +++