Start Business As Usual Die Affinität mancher Industrieller zur FPÖ

Die Affinität mancher Industrieller zur FPÖ

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Es gab Grund zur Freude: Das steirische Unternehmen Mosburger feierte einen 50-Millionen-Großauftrag zum Bau eines Glasfaserwerks – in Russland. Nimmt man den Gruppenumsatz der im Besitz der Knill-Brüder stehenden Unternehmensgruppe mit Mosburger, der damals bei 178 Millionen Euro im Jahr lag, ist klar: Ein echter Meilenstein, der Auftrag machte immerhin mehr als ein Viertel des Gruppen-Jahresumsatzes aus. Kein Wunder, dass die beiden Firmenchefs, Christian und Georg Knill, sich freuten. Das alles ging allerdings nicht kürzlich, sondern bereits im Jahr 2011 über die Bühne, also vor 14 Jahren. Damals gab es weder einen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch waren die Krim-Halbinsel und der Donbas russisch besetzt. Die EU-Sanktionen befanden sich in weiter Ferne und generell feierte halb Europa die Öffnung Putins gegenüber dem Westen. Heute ist alles anders, und gerade deshalb sind zwei Dinge an dieser Nachricht aus der Vergangenheit bemerkenswert.

Erstens: Die Knill-Brüder haben in der österreichischen Wirtschaftspolitik hinter den Kulissen ein gewichtiges Wort mitzureden. Georg Knill ist Präsident der Industriellenvereinigung und sein Bruder Christian ist als Chef des Metaller-Fachverbandes einer der wesentlichen Player in der Wirtschaftskammer. Dass ein Brüderpaar die beiden großen Arbeitgeber-Vertretungen der heimischen Wirtschaft so dominiert, ist einzigartig in Österreich. Man könnte gut darüber nachdenken, ob so etwas im Land der Seilschaften, der Verhaberung und des Nepotismus gut ist oder womöglich eher nicht so gut.

Und zweitens: Auch wenn das dieser Tage immer mit Verve abgestritten wird – Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sind Architekten hinter den Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ, und sie waren Hintertreiber der abgebrochenen Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos. Schon traditionell grassiert unter manchen aus der Führungsriege der Industriellen eine gewisse Affinität zu den Blauen. Das rührt noch aus Zeiten des längst verstorbenen IV-Generalsekretärs Herbert Krejci her, zu dessen liebsten Beschäftigungen ein vor allem für die Medien nicht unlustiges ÖVP-Bashing zählte – jener Partei, die eigentlich die Seine war. Blaue Politiker hatten damals am Wiener Schwarzenbergplatz, dem pompösen Sitz der Industriellenvereinigung, im Geheimen und im gar nicht einmal so Geheimen immer wieder einmal einen Termin. Aus einem unter Krejci eingeführten Nachwuchsprogramm gab es immer wieder direkte oder indirekte Personalbereitstellungen an die FPÖ.

Das muss man wissen, wenn heute Industrielle wie Georg Knill in aller Öffentlichkeit abstreiten, in Richtung eines FPÖ-Kanzlers zu agitieren. Nicht wenige seiner Kollegen haben durchaus handfeste wirtschaftliche Interessen an einer Kanzlerschaft, in der eine Annäherung an Russland wieder salonfähiger gemacht und die EU-Sanktionen aufgehoben werden – Angriffskrieg hin oder her. Das ist kurzsichtig, es ist eine Schande und es schadet langfristig dem Wirtschaftsstandort Österreich. Es schadet dem ganzen Land und es schadet seinen Menschen. +++

Ein Porträt des Industriellen Christian Knill finden Sie auf such*stuff unter diesem Link.