Start Schrödinger Home Invasion!

Home Invasion!

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Liebe Blogleser und Innen, ich hatte eine harte Nacht. Ständig musste ich durch unsere Grazer Wohnung patrouillieren, um dieses kleine graue Monster zu observieren, das der Mitbewohner gestern Abend angeschleppt hat. Doch der Reihe nach:

Lieber Schrödi, hat der Mitbewohner gestern am Vormittag gesagt, ich muss dich ein paar Stunden allein lassen, und wenn ich am Abend zurückkomme, zieht eine Luna bei uns ein.

Dann hat er noch was von “Spielgefährtin” oder so gefaselt, ich weiß nicht genau, mein Menschlich ist immer noch schlecht und was das Miauen angeht, hat der Mitbewohner noch weniger Ahnung. Der und Katzisch ist noch schlimmer als ich und Menschlich. Jedenfalls, ich hab mir gedacht, ist eh egal, lassen wir die Sache einfach auf uns zukommen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass der Mitbewohner eine bescheuerte Idee hat und ich das dann ausbaden muss. Zum Beispiel meine Outdoor Chilling Area am Balkon – als ich klein war, ging das ja noch, aber jetzt ist sie mir einfach zu klein geworden, ich meine: Drei Quadratmeter, wenn der ganze Balkon sieben hat? Hallo? Wo sind wir denn. Gut, der Mitbewohner hat mir versprochen, dass das in Ordnung gebracht und mir bis zum Frühjahr der ganze Balkon zur Verfügung stehen wird. Ich will ihm das also durchgehen lassen.

Jedenfalls, ich hab mich zu einem Schrödi-Nickerchen zusammengerollt und den Mitbewohner abdampfen lassen. Dann hab ich mir zu Mittag einen ordentlichen Lunch gegönnt, Futter lässt der Mitbewohner mir ja immer genug da, wenn er abhaut, da ist er wirklich schwer okay. Dann ein Schläfchen, ein bissl in die Outdoor Chilling Area, dann ein Schrödi-Nickerchen, später fünf Einzapfen-Zuckerln durch die Wohnung gejagt, ein Nickerchen und so weiter. Kurz, ein geschäftiger Nachmittag und dann hab ich, als es draußen gerade finster geworden ist, eh schon den Schlüssel im Schloss gehört und gewusst: The Mitbewohner is back. Ich natürlich voll die Freude, ich hab meinen Bro ja lieb – und weiß außerdem, da gibt es dann immer mein Creme-Leckerli, wer er nach Haus kommt.

Aber kleiner Schock jetzt, denn ich hab sofort gerochen: In dem Korb, den er soeben erst gekauft hat, da ist was drinnen. Etwas, das riecht, und zwar nach Katze. Wo ich doch in unserer Wohnung der einzige bin, der nach Katze zu duften hat. Ich natürlich sofort voll der Beschwerdekater, stell den Korb ab, stell ihn ab, los, ich will reinschauen!, habe ich miaut. Und wisst ihr was, Blogleser und Innen, ich konnte meinen Augen nicht trauen, da drin war wirklich eine Katze. Eine Katze. EINE KATZE! In meiner Wohnung.

IN MEINER! WOHNUNG!!

Mitbewohner, was hast du getan?, hab ich sofort miaut.

Spielgefährtin, hat er gesagt, das ist deine neue Freundin, mein lieber Schrödi, hat er gesagt.

Eine Frau? Du bringst eine Frau in unsere Wohnung Mitbewohner, bist du noch ganz dicht?, hab ich miaut, und was soll das mit Spielgefährtin, ich hab ja eh dich.

Der Mitbewohner hat gegrinst wie ein Hutschpferd, also war klar, ich muss ihm mein Entsetzen deutlich machen. Die kleine Katze hat, ich muss das zugeben, schon recht interessant geduftet, und ausgesehen hat sie auch irgendwie so dings, ganz passabel halt, schön grau, auch ein bissl längere Haare, nicht so wie meine natürlich, aber schon okay. Groß war sie nicht, eher zierlich, aber hinten. Hinten! Dort, wo bei mir dieser einmalige, buschige, exquisite, extravagante, wunderbare Wuschelwischer rauswächst, war bei ihr – nix. Ein Stummel nur. Ich hab schön blöd geschaut.

Mitbewohner?, hab ich sofort miaut.

Das ist Luna, hat der Mitbewohner erklärt, sie ist ungefähr gleich alt wie du, mein lieber Schrödi, ein bissl älter vielleicht, und sie ist auch gefunden worden, hatte aber etwas weniger Glück als du. Du bist bei mir gelandet und …

Jaja, schon gut Mitbewohner, ich weiß eh, hab ich zurück miaut, ich bin bei dir gut untergekommen und bin ja durchaus sehr zufrieden und du bist eh mein Bro und ich hab dich lieb und so weiter, aber lass das Blabla jetzt. Ich will wissen: Wieso? Katze. In UNSERER Wohnung?

Luna hat nach Erzählung des Mitbewohners Pech gehabt, man hat sie gefunden, da war ihr Schwanz schon weg, weiß Gott, was da passiert ist. Und jetzt kommt’s: Obwohl sie noch so klein war, hatte sie schon Babies. Ihr müsst wissen, liebe Blogleser und Innen, Babies, das sind kleine Katzen. So wie ich es war, als ich zum Mitbewohner kam. Irgendwelche Leute haben Luna zu einem Tierschutzverein gebracht, von dort wurde sie auf einen Pflegeplatz nach Horn vermittelt, wo sie ihre Babies bekam. Die sind aber alle schon weg, bei irgendwelchen Menschen. Luna ist in Horn geblieben, wo immer das auch sein mag, was weiß ich, bis eben mein Mitbewohner gestern losgefahren ist und sie geholt hat. Ja, ich weiß eh, schweres Schicksal, guten Platz verdient und so weiter, und ein guter Platz ist unsere Wohnung ja. Auch wenn es den Mitbewohner zwischendurch ganz schön beutelt – schwere Jahre für mich, Schrödi, sagt er dann immer – ist es warm, es gibt genug zum Fressen und der Mitbewohner, das liebe Weichei, macht sich dauernd Sorgen, ob es mir wohl eh gut geht und tut alles, dass dem so ist. Er kauft mir Hühnerfleisch oder, nur zum Beispiel, massenweise Eiszapfen-Zuckerl, die ich durch die Wohnung jagen kann, was nämlich mein liebster Zeitvertreib ist. Er geht mit mir sogar in den Hof runter und so weiter und so fort.

Aber – eine Spielgefährtin? Brauch ich nicht. Will ich nicht. Spielt eh der Mitbewohner mit mir!

Video: schrödi und Luna

Aber jetzt kommt’s: Der Mitbewohner hat den Korb aufgemacht und diese Luna, das kleine graue Monster, ist durch die Wohnung spaziert, als wär sie hier zu Hause. Ich natürlich sofort unters Bett geflüchtet, ich hab ja mit kleinen Katzen so meine Erfahrungen, ich miaue nur: Straßenkater, Mondsee, Segelclub. Ihr könnt das hier nachlesen. Ich bin da also ein bissl ein gebrannter Kater, wie man so schön sagt. Von unter dem Bett habe ich die Kleine angefaucht. Aber schon interessant: Der ist das wurscht. Die spaziert herum, als ob … Das macht die Sache auch für mich anstrengend, denn ich muss ja observieren, was die bei uns so tut, nicht dass sie noch irgendwas anstellt. Die ganze Nacht streifte dieses kleine graue Monster durch die Wohnung, der Mitbewohner hat im Bett tief uns fest geschlafen, also blieb der Job des Aufpassers an mir hängen: Ich bin ihr nachgeschlichen. Doch der Kleinen fehlt ein bissl jeder Genierer, vornehme Distanziertheit kennt die nicht. Wann immer sie mir zu nahe kam, hab ich gefaucht – und ab unters Bett. Ich brauch das nämlich nicht, einen Konflikt mit dieser Home Invasorin.

Wobei, ich muss zugeben, aggressiv ist sie nicht. Ab und zu miaut sie. Am meisten stört mich eh, dass sie dem Mitbewohner nachläuft, wenn der was tut, ganz egal was. Und jetzt kommt das Schockierendste: Der Mitbewohner streichelt sie. Er streichelt das kleine graue Monster! Einfach so!! Und er spricht mit ihr, in so einem säuselnden Tonfall, wie er auch mit mir redet, wenn er mir dauernd erzählt, wie lieb er mich hat. Na, hat sich was mit lieb, der schleppt die Graue an und hat sie offensichtlich auch lieb, ich bin miaulos.

Zumindest bin ich nicht amüsiert. Das ist mein Mitbewohner, MEIN Mitbewohner! Den hab nur ich lieb, der hat nur mich lieb! Zur Strafe lasse ich mich von ihm ab sofort bis auf weiteres nicht streicheln und wenn er zu mir kommt – ab unters Bett. Das macht den Kerl völlig fertig, aber geschieht ihm recht. Ich bin ja ebenfalls ganz schön irritiert, da soll er selbst auch schauen, was er angerichtet hat, indem er uns diesen Neuzugang ins Haus geschleppt hat. Der Mitbewohner schwafelt nun zwar immer, dass diese Luna eine ganz Liebe sei und sie hat auch seit ihrer Ankunft, das ist schon richtig, keine feindlichen Akte gesetzt. Aber dieses passiv-aggressive Wandern durch die Wohnung! Dieses Mitleidheischen mit dem Stummelschwanz. Und ich? Ich hab jetzt keine ruhige Minute mehr, weil ich ständig beobachten muss, was das Viech in unserer, unserer! Wohnung unternimmt. Sie hat sogar einmal aus meiner Wasserschüssel getrunken. Ehrlich! Glaubt man das? Ich sag euch, wenn die womöglich auch noch mein Klo benützt, obwohl der Mitbewohner ihr ein eigenes eingerichtet hat, dann weiß ich nicht. Dann vergesse ich mich. Dann ziehe ich auf Dauer unters Bett. Ich schwör´s.

Also, alles in allem: Ich bin not amused. Ich bin irritiert. Ich bin sogar schockiert. Schwer. Ich bin, mir fehlen glatt die Miaus. Was hat der Mitbewohner da nur angerichtet. Aber gut, ich werde mich wohl sammeln müssen und genau beobachten, was diese Möchtegern-Mitbewohnerin alles anstellt, bis sie wieder auszieht. Denn ausziehen muss sie wieder, das steht für mich fest. Ich werde euch in unserer WhatsApp-Gruppe weiter berichten, liebe Blogleser und Innen. Und hier im Blog natürlich auch. +++