Karl Nehammer habe „historisch verloren“. „Es war ein Totalabsturz. Und jetzt herzugehen, als nicht gewählter Kanzler dann aus einer Abwahl abzuleiten, dass man jetzt den Anspruch auf das Kanzleramt auch weiterhin hat, ist gelinde gesagt einigermaßen absurd.“ So sprach FPÖ-Obmann Herbert Kickl vor kurzem. Und er setzte noch was drauf in Richtung ÖVP: „Da geht es um Parteitaktik, da geht es um Spielchen, da geht es um Tricksereien im Dienste des Machterhalts, im Dienste des Machtstrebens.“ „Staatspolitische Unreife“ sei das. Einen Tag später schoss er noch in Richtung Nehammer den “beleidigten und gekränkten Wahlverlierer” nach.
So formuliert niemand, der einen Koalitionspartner gewinnen, der Vertrauen aufbauen will. So formuliert jemand, der bereits wieder im Vorwahlkampf-Modus ist. Herbert Kickl ist intelligent genug, um die Situation taktisch richtig einschätzen zu können. Und er hat befunden, mit Karl Nehammer an der Spitze der ÖVP ist die Koalition unwahrscheinlich geworden.
Als letzten Anker appellierte er an „die vernünftigen Kräfte in der ÖVP“ (Umkehrschluss durchaus erlaubt). Diese dürften Karl Nehammer “jetzt nicht alleine lassen mit seinem emotionalen Ausnahmezustand, sondern sie müssen ihn jetzt stützen.“ Er sagte „stützen“, nicht „stürzen“. Was er meinte, ist eine andere Frage.
Die FPÖ fühlt sich in der Märtyrer-Rolle sehr wohl und ist bereits wieder voll darin aufgegangen. Die unpopulären, aber notwendigen Maßnahmen zur Budgetsanierung dürfen ruhig andere der Bevölkerung verordnen. Wer davon politisch profitieren wird, lässt sich auch leicht abschätzen. Also steuert Österreich auf „eine Koalition aus zwei Verlierern und einer Oberlehrerin“ zu, wie dieser Tage jemand Namhafter aus der ÖVP ohne Nennung des Namens meinte. Für die FPÖ hat die Zeit vor der nächsten Nationalratswahl bereits wieder begonnen und der „Koalition der Verlierer“ gibt sie keine lange Lebensdauer. +++