Die Frage, wer bei der Nationalratswahl die Plätze Eins, Zwei und Drei belegen wird, beherrscht den Wahlkampf. Doch diesmal wird es auch am anderen Ende der Ergebnisliste interessant: Zwölf Parteien treten in einer Woche zur Wahl an, neun davon bundesweit. Jene 1,5 Millionen Wahlberechtigten, die vergangenes Mal lieber nicht wählten, haben diesmal deutlich mehr Auswahl. Und wer es von diesen Zwölfen in den Nationalrat schafft oder eben wie nicht schafft, könnte ebenso die Regierungsbildung beeinflussen wie die Top-Platzierungen.
Den Umfragen zufolge könnten künftig ein oder zwei Neue zusätzlich zu den bestehenden Parteien im Plenum Platz nehmen. Die Bindung an eine bestimmte Partei nimmt immer mehr ab und für viele Menschen ist „Wechsel“ bereits ein Wahlmotiv. Europaweit ist die Zersplitterung der Parteienlandschaft ein bekanntes Phänomen – Sarah Wagenknecht lieferte dafür in Ostdeutschland den jüngsten Beweis, aber auch die Wahlergebnisse in den Städten Salzburg, Innsbruck und Graz passen ins Bild.
Ziehen Bierpartei und/oder KPÖ tatsächlich in den Nationalrat ein, wird die ehemalige „Große Koalition“ nahezu sicher keine Mehrheit mehr haben und würde eine dritte Partei in eine allfällige Regierung holen müssen. Die einzige mögliche Zweierkoalition würde FPÖ/ÖVP lauten. Bliebe dann die ÖVP bei ihrem Versprechen, nicht mit Herbert Kickl zu koalieren, müsste Österreich die erste Dreierkoalition in der Geschichte ausprobieren.
Scheitern jedoch alle sieben neuen Bewerber an der Vierprozent-Hürde, könnte das die Regierungsbildung erleichtern. Fallen dadurch mehr als 10 Prozent die abgegebenen Stimmen weg (was durchaus realistisch wäre), könnte eine neue Regierung bereits mit weniger als 45 Prozent der Stimmen die Mandatsmehrheit im Nationalrat hinter sich haben.
Die Stimmen für die Kleinparteien könnten daher mitentscheidend sein, wer in der nächsten Bundesregierung sitzt. Ganz im Ernst. Beziehungsweise bierernst, denn Hopfen und Malz ist noch für keine Partei verloren. +++