Die EU hat in Österreich viel Positives bewirkt, das weitgehend unbemerkt geblieben ist oder sehr schnell selbstverständlich wurde. Dass wir am Telekom-, Strom- und Eisenbahnmarkt nun private Anbieter haben zum Beispiel. Oder dass große Subventionen öffentlich geworden sind.
Josef Urschitz, Urgestein in der Wirtschaftsredaktion der „Presse“, hat sich die Mühe gemacht und die Datenbank für die Agrarförderungen durchgesehen. Er ist aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Irrtümlicherweise hatte er große Landwirtschaftsbetriebe unter den Top-Subventionsempfängern vermutet und mit dieser Annahme stand er wohl nicht allein.
Aber selbst ein Profi wie Josef Urschitz kennt Österreichs Kniffe und Mauscheleien noch nicht vollständig. Der größte heimische Förderungsempfänger im Agrarsektor war 2023 die Agrarmarkt Austria. Dafür, dass sie die Subventionen verteilte, nahm sie gleich einmal 50 Mio. € für sich selbst aus dem Topf heraus.
Auf Platz Zwei folgt – der gelernte Österreicher hätte es mit dem über die Jahre trainierten Sinn für Ironie bereits erkennen können – natürlich das Landwirtschaftsministerium, das auch noch schlanke 8 Millionen kassierte. Jedenfalls überraschend dann der dritte Platz, denn dieses Unternehmen kann höchstens als Nebenerwerbsbauer eingestuft werden: A1 nimmt fast fünf Millionen an Agrarförderungen, weil es Glasfasernetze im ländlichen Raum errichtet. Man könnte sich gepflanzt fühlen, dass unter den drei größten Subventionsempfängern niemand etwas anbaut – höchstens das empfangene Geld.
Gleich nach den Stockerlrängen finden sich durchaus bekannte Namen, selbst wenn man mit der heimischen Bauernhofstruktur nicht vertraut ist: SOS-Kinderdörfer oder die Kärntner Kinderfreunde beispielsweise beziehungsweise die Landjugend, Jugendorganisation des ÖVP-Bauernbundes. Nur den „EU-Bauern“ aus dem Villacher Fasching sucht man in dieser Liste vergebens.
Es beruhigt dann geradezu, dass weiter hinten echte Bauern auftauchen. Siegfried Wolf, die Flick-Stiftung oder VW-Großaktionär Wolfgang Porsche zum Beispiel. Da gibt man doch sein Steuergeld gleich viel lieber in den Topf. +++