Start Editor's Blog Wer wirklich Bayern-München-Trainer wird

Wer wirklich Bayern-München-Trainer wird

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Ich weiß, Sie kennen Günther Oberunterwiesenbichler vermutlich nicht.

Aber Sie werden den Mann noch kennenlernen. Ich weiß nämlich aus verlässlicher Quelle – die Kusine der Tochter einer Marktfrau am Münchner Viktualienmarkt, die Bayern-Oberboss Uli Hoeneß schon einmal aus der Ferne gesehen hat, obwohl sich das dann blöderweise als Verwechslung herausstellte, hat es mir ganz im Vertrauen beim Kauf einer Zucchini zugeflüstert, als ich vorgestern einen Tagesausflug in Bayerns Metropole unternommen habe: Oberunterwiesenbichler wird neuer Trainer von Bayern München. Die Gespräche befinden sich mit ziemlicher Sicherheit bereits in der finalen Phase, vielleicht auch in der analen, aber das spielt eigentlich keine Rolle, jedenfalls demnächst, also irgendwann kommenden Winter, wollen ihn die Bayern als ihren neuen Trainer präsentieren. Zumindest wenn es dann nicht zu stark schneit.

Dass er weitgehend unbekannt ist, spielt keine Rolle, denn fest steht: Der kann was. Allein schon der Name, wenn der ihn nicht für den Job prädestiniert. Oberunterwiesenbichler. Da kommt immerhin verklausuliert das Wort Rasen vor – und worauf, bitteschön, wird Fußball gespielt? Eben. Wenn einer Zidane heißt, auf bayerisch Ziehtan, soll er französischer Schneider werden, aber nicht Bayern-Trainer. Und Nagelsmann? Vielleicht Zimmerer oder Hufschmied. Bayern-Trainer lieber nicht. Glasner? Die Fenster der Vereinsgebäude in der Säbener Straße befinden sich in top-Zustand. Und Rangnick? Ich bitte Sie. Aber aus Oberunterwiesenbichler, da trieft der Fußball förmlich heraus.

Im bayerischen Dörflein Grossgundertshausen (Achtung, das wird oft mit Kleingundertshausen verwechselt), woher Oberunterwiesenbichler stammt, ist der heute 43-Jährige völlig im Verborgenen zu einem echten Experten gereift, einem Fußballlehrer erster Güte. Nicht nur, dass er zum Beispiel die Jugendmannschaft der Freiwilligen Feuerwehr zu einigen denkwürdigen Erfolgen gegen die Truppe der Kleingundertshausner gecoacht hat, im Match auch, aber hauptsächlich in den Saufgelagen danach. Im Dorfwirtshaus ist er – Einheimische bezeugen das jederzeit gerne – durch außerordentliche Expertise wiederholt aufgefallen. So soll er erst kürzlich im Zustand fortgeschrittener Alkoholisierung – das ist für einen Trainerjob bei den Bayern ja fast Voraussetzung, weil als reiner Verbaltrinker (Spieler schwach wie Flasche leer) kommst du dort nicht weit – also: mit gekonntem Zungenschlag, den nur einer draufhat, der drei Promille wegsteckt wie einen Hoeneß-Rüffel, soll er dort gesagt haben:

Der Uli Hönns, der woaß scho, wos Soche is, glabt´s ma des!

Klar, dass Hoeneß, der irgendwie davon erfahren haben muss, sofort auf das Talent aufmerksam wurde und wusste: Der ist es, das ist unser Mann.

Im ersten Gespräch mit Hoeneß soll Oberunterwiesenbichler diesen guten Ersteindruck dann auch bestätigt haben, weil er sein Credo immer wieder, den Mund voller Weißwurst, anschaulich erklärte:

Viri spuin miassma, viri. Und der Boin, der is des Müllas Lust, sakareteifieininoamal. Ma, is de guad.

Das hat dann angeblich auch Max Eberl und Karlheinz Rummenigge überzeugt. Christoph Freund, der seinen österreichischen Dilettantismus vor sich her trug wie einen Alpenjodler und dem Vernehmen nach anmerken wollte:

Also bitte, na wirklich, des könnt’s doch net ernst moanen, ich mein, mir san doch die Bayern und net der FC Grammatneusiedl, des is doch …

… wurde von den Bayern-Granden unterbrochen, abgewürgt, mundtot gemacht. Hoeneß soll sogar gesagt haben:

Christoph, du bist zwar ein absoluter Glücksfall für uns. Aber noch viel lernen du musst!

Kurz und gut: Überuntermorgen wird der Vertrag unterschrieben.

Harry Kane muss sofort beginnen, Bayrisch zu lernen, weil Oberunterwiesenbichler leider außer dem Ausdruck vui cui, he! kein Wort Englisch kann. Und danach geht es los, die Bayern werden wieder die Fußballwelt erobern. Angeblich liegen bereits zweieinhalb Fan-Vorbestellungen für Trikots mit dem Namen Oberunterwiesenbichlers vor, komischerweise zwei aus Grossgundertshausen und eine halbe aus Kleingundertshausen, aber was soll’s. Pep Guardiola soll bereits ein Stoßgebet an Santa Maria Madre geschickt haben, nächste Saison bloß nicht gegen die Bayern antreten zu müssen. Carlo Ancelotti wird seit Tagen nur mehr die Worte Porca miseria, porca! wie ein Stoßgebet murmelnd gesehen. Und Jürgen Klopp soll angeblich kurzzeitig in eine Liverpooler Klinik gebracht worden sein, weil die ernste Gefahr bestand, er könnte sich totlachen.

Man sieht: ein echter Goldgriff. Obwohl Unteroberwiesensbichler – entschuldigen Sie: Oberunterwiesenbichler natürlich – noch gar nicht im Amt ist, mischt er die Fußballwelt bereits auf. Der Weltruhm kann kommen, die Bayern sind wieder obenauf. +++