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Faschingszeit ist Lachnummernzeit

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Jetzt, wo der Fasching seinem Höhepunkt zustrebt, scheint es das Ziel erstaunlich vieler Persönlichkeiten und Institutionen zu sein, auf die eine oder andere Weise ein wenig Humor in die Leben der Menschen zu bringen. Sie agieren dann auf eine Weise, die, naja, sagen wir einmal so: ungewöhnlich ist. Manchmal wird durchaus auch übersehen, dass der Grat zwischen Schmunzelei und Narretei ein schmaler, der Weg vom Lacher zur Lachnummer ein kurzer ist. Derzeit gibt es, obwohl wir in diesen disruptiven Zeiten wahrlich nichts zu lachen haben, ungewöhnlich viele Lachnmummern-Angebote, die eigentlich zum Weinen sind. Eine natürlich diskutable Auflistung der Top 3 aktueller Lachnummern mit stark österreichischem Einschlag:

Lachnummer 3 – die ÖVP. Wirklich spaßig, wie die Schwarzen in Sachen Bankenabgabe agieren. Zuerst haben sie die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ platzen lassen, weil die eine Bankenabgabe forderte. Und sich damit gegenüber dem Land recht verantwortungslos verhalten. Jedenfalls haben sie den Weg frei gemacht, dass eine Partei den Regierungschef stellen können wird, die gar nicht so wenige Experten als rechtsradikal einstufen. Das Evolutionsmodell der aktuellen italienischen Regierung sozusagen. Der ÖVP ist das aber wohl egal, solange sie sich damit möglichst viel Macht krallen kann. Eine Milchmädchenrechnung des Machtgewinns: In einer Zweierkoalition bleiben mehr Regierungsposten als in einer Dreierkoalition – gleichgültig, wie sehr man sich dafür demütigen, am Nasenring herumführen und verbiegen muss. In der tiefschwarzen Gedankenwelt rechtfertigen ein paar Posten und die damit verbundenen Möglichkeiten, der eigenen Klientel Vorteile auf Kosten des Staatsganzen zu verschaffen, das dem Anschein nach allemal. Also wird die ÖVP, die immer mehr zu so etwas die der dunklen Seite der Macht mutiert, der Bankenabgabe made by FPÖ wohl zustimmen – nachdem Sie die Bankenabgabe aus dem Hause SPÖ abgelehnt hat. Sie wird dadurch zur echten Lachnummer. Wenn das bloß nicht so traurig wäre.

Lachnummer 2 – Red Bull Salzburg: Wir lernen aus der Komödie, die der Salzburger Limonaden-Fußballverein seit dem Abgang von Christoph Freund zu Bayern München hinlegt: Schlimmer geht immer. Freunds Nachfolger engagierte den international erfolgreichen Trainer Gerhard Struber – und feuerte ihn nach wenigen Monaten, weil der nicht sofort alles in Grund und Boden gewann, wie man das vom Salzburger Team eigentlich gewohnt war. Sein Interims-Nachfolger vergeigte dann Meisterschaft und Cupsieg – und musste wieder ins zweite Glied zurücktreten. Die anschließende Kaderplanung über den Sommer war eine Katastrophe, man warf offensichtlich alles über Bord, was Freund an Planung und Strategie über die Jahre so sorgfältig aufgebaut hatte. Und man engagierte einen Trainer, der zwar als Co. eines wirklich großen Trainers bei einem wirklich großen Verein arbeitete, jedoch selbst nur auf ein einziges – ziemlich missglücktes – Kurzgastspiel als Cheftrainer (beim holländischen Nachzügler Nijmegen) verweisen konnte. Bei Red Bull Salzburg war der Mann noch erfolgloser als vor ihm der Interimstrainer, so ereilte ihn nach wenigen Monaten das Nijmegen-Schicksal, er wurde gefeuert. Das war inzwischen auch dem Freund-Nachfolger passiert. Der neue Sportdirektor, ein in Österreich wenig versierter Deutscher, kaufte einen an der Grenze zum fußballerischen Ausgedinge balancierenden Österreicher als neuen Stürmer, der nie wirklich sehr gut war, egal wo er spielte. Und engagierte einen Trainer, der ebenfalls nie wirklich sehr gut war, egal wo er trainierte. Ergebnis: Gegen zwei sehr gute internationale Mannschaften, denen man während der Freund-Jahre zumindest einigermaßen Paroli bieten hatte können, ging man gleich einmal mit 1:5 und 1:4 unter. In der aktuellen Champions-League-Tabelle (jener Wettbewerb, in dem man unter Sportchef Freund für Furore gesorgt hatte) belegte man soeben den vorvorletzten Platz. In der heimischen Meisterschaft liegt man so weit hinten, dass man dorthin noch vor einem Jahr nicht einmal mit einem Fernglas zurückschauen hätte können. Was in den kommenden Wochen in der nationalen Meisterschaft folgen wird, könnte blamabel ausfallen. Salzburg ist endgültig zur fußballerischen Lachnummer degeneriert.

Lachnummer 1 – Robert Kennedy Jr.: Er ist der unangefochtene Überdrüberclown dieser Tage, der Lachnummernkönig dieses Faschings – der designierte US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. Der Mann zweifelt längst gesichertes wissenschaftliches Wissen an, verbreitet Falschinformationen, ist Impfgegner (nicht nur in Sachen Covid, sondern ganz grundsätzlich) und erweckt generell den Eindruck, eher zu den Seltsamen zu gehören. Eigene Verwandte warnen vor ihm, etwa Kusine Carolyn Kennedy. US-Wissenschafter haben zu Dutzenden einen Brief unterzeichnet, in dem sie schwärzesten Befürchtungen Ausdruck verleihen, sollte der Mann wirklich Gesundheitsminister werden. Bei seiner soeben abgewickelten Anhörung im US-Senat machte er alles andere als gute Figur. Ähnlich erratisch agiert nur sein neuer Chef, der Präsident. Was die beiden noch eint: die Gesichtsfarbe. Wenngleich die von Donald Trump mehr ins Orange tendiert, während Kennedys Teint doch eher klassisch solariumsbräunlich wirkt. Außerdem ist seine Frisur besser. In Sachen Krawatten allerdings überwiegt dann wieder das Clowneske: Die Senatsanhörung absolvierte Kennedy mit einer bunten Krawatte, auf der Papageien zu sehen waren. Iirgendwie stimmig, was das unreflektierte Plappern betrifft. Und plötzlich – jetzt, wo’s um etwas geht, nämlich um ein Ministeramt – scheint er auch sein bisher gepflegtes Impfgegner-Image neu zu modellieren. Der Lachnummernkönig dieses Faschings hat seinen Thron in Besitz genommen. +++