Ich muss euch heute berichten, dass Luna den Mitbewohner und mich gestern wieder verlassen hat, sie musste ausziehen. Nicht, weil ich das wollte. Ganz im Gegenteil. Denn ich muss zugeben, die Kleine war viel lieber, als es auf den ersten Blick den Anschein hatte. Es hat einen Tag oder so gedauert und ich hab begonnen, sie richtig gern zu haben. Der Mitbewohner hat zwar, schon als er sie ins Haus gebracht hat, gemeint, irgendwie kommt sie ihm ein bissl ruhig vor, aber gut. Mittwoch Abend ist sie gekommen, Donnerstag Nachmittag haben wir fast schon begonnen, ein wenig miteinander zu spielen. Und der Mitbewohner hat richtig eine Freunde gehabt, als er uns zugesehen hat: Luni, wie sie durch die Wohnung marschiert, und im Zweimeterabstand ich als Beobachter hinterher. Am Abend war sie dann aber tatsächlich schon sehr müde, hat die ganze Nacht geschlafen, und am Freitag Vormittag hat sie sich überhaupt nur mehr in ihr Flauschi gelegt, das der Mitbewohner extra für sie gekauft hat. Das ging den ganzen Tag so. Am Abend hat der Mitbewohner gesagt:
Schrödi, mit der armen Luni kann was nicht stimmen, die ist ja richtig apathisch. Gönnen wir ihr noch die Nacht und wenn sie morgen auch nicht wieder fröhlicher ist, naja, ich weiß nicht …
Ihr müsst wissen, liebe Blogleser und Blogleserinnen, der Mitbewohner und ich, wir haben die Kleine wirklich schon kurz nach ihrer Ankunft richtig ins Herz geschlossen, darum habe ich sie auch nur mehr Luni miaut, und der Mitbewohner hat ebenfalls nur mehr Luni zu ihr gesagt.
Am Samstag war alles noch schlimmer. Die arme Luni war völlig fertig. Der Mitbewohner hat sich große Sorgen gemacht und ich hab mich zu ihr auf die Couch gelegt und meine Pfote zu ihr runter gehalten, um ihr von oben in ihrem Flauschi Mut zu machen. Aber es war klar – die Kleine hat was. Allerdings Wochenende, kein Tierarzt im Dienst, die Tierrettung frühestens erst ab Nachmittag verfügbar, also was tun. Der Mitbewohner, der sich ja auch um mich immer mehr sorgt als nötig, war kurzfristig ratlos. Und beide waren wir traurig.
Jetzt aber, passt auf: Ich hab wirklich super Freundinnen. Da ist einmal die Michi aus Krems, die ich ja immer in den Ferien für ein paar Tage besuche und deren Mitbewohner ich dann während dieser Zeit in ihrer Wohnung bin. Obwohl sie selbst gerade krank ist, hat sie mit meinem Mitbewohner dauernd telefoniert und ihm Mut und Rat zugesprochen. Ich hab vor Freude richtig ein kleines Tränchen im Augenwinkel zerknüllt als ich mitgekriegt habe: Meinem Mitbewohner hilft wer, wenn er für mich Unterstützung braucht und sich nicht auskennt. Und meine Freundin Doris aus Linz war auch super, die hat mirnixdirnix einen Grazer Tierarzt ausfindig gemacht, der Samstag Vormittag Dienst schiebt – und wisst ihr was, seine Praxis ist gar nicht weit von uns entfernt.
Der Mitbewohner hat sich Luna geschnappt, in den Transportkorb gesetzt und ist mit ihr sofort losgewetzt. Gut zwei Stunden waren die Beiden weg und ich hab inzwischen, damit ich mir nicht zu viel Sorgen mache, ein Schrödi-Nickerchen eingelegt. Dann der Schock, als sie zurückgekommen sind: Luna hat zwei schwere Krankheiten, die nicht nur dringend behandelt gehören, sondern die auch extrem ansteckend sind.
Ansteckend!
Na frage nicht, der Mitbewohner hat sofort Panik geschoben, wegen mir, weil er Angst hatte, dass ich mich anstecke. Er hat Luni in ihrem Korb für eine halbe Stunde in Quarantäne auf die WC-Muschel gesetzt, die Türe zugemacht und mich nicht mehr zu ihr gelassen. Dann hat er provisorisch alles entfernt, was gefährlich, weil mit Viren kontaminiert sein könnte. Lunis Futter- und Trinknapf, ihr Spielzeug, ihr Flauschi, ihr Katzenklo und so weiter, so gut das halt ging. Ich muss natürlich zugeben, Luna und ich, wir haben zwei-, dreimal aus demselben Napf getrunken, sie hat ein paarmal von meinem Futter gefressen und naja, beschnuppert haben wir uns auch hier und da ein bissl. Der Mitbewohner war und ist noch immer ganz außer sich vor Angst, dass mir dabei was passiert sein könnte.
Mitbewohner, bleib cool, hab ich deshalb heute den ganzen Tag zu ihm miaut.
Weil, was soll denn schon sein. Ich bin ein großer, vor Kraft strotzender Kater mit einem Immunsystem, so unüberwindbar wie seinerzeit die Chinesische Mauer.
Und ich bin dreimal geimpft, hab ich zum Mitbewohner miaut, weil du mein Bro bist und darauf bestanden hast, obwohl ich mich hauptsächlich in der Wohnung aufhalte.
Das zahlt sich jetzt aus und Dank dir, mein Bro, ist wahrscheinlich gar nix passiert, also: Entspann dich.
Der Mitbewohner ist tatsächlich etwas ruhiger geworden, aber zu Luni, die in Ihrem Korb saß, hat er mich gestern dann nur noch einmal gelassen, damit ich mich von außen von ihr verabschieden kann.
Schrödi, hat er gesagt, dieser blöde niederösterreichische Tierschutzverein hat uns Luni als völlig gesund vermittelt, obwohl sie in Wahrheit schon bei der Übergabe gleich zwei gefährliche Krankheiten in sich trug und sehr ansteckend ist.
Der Mitbewohner war richtig wütend und hat dauernd was von so eine Gemeinheit und bitte bitte pass auf, dass du dich nicht ansteckst gemurmelt.
Kurz und gut, weil wir in der Wohnung keine Möglichkeit für eine zumindest einwöchige Katzenquarantäne haben, musste die kleine, kranke Luni leider wieder ausziehen. Der Mitbewohner hat es ihr in ihrem Korb möglichst bequem gemacht, zu essen und zu trinken reingestellt (aber sie war eh viel zu fertig, obwohl die Medikamente vom Tierarzt schon zu wirken begonnen hatten), und hat sie zurück nach Niederösterreich zu der Pflegestelle gebracht, wo sie ihm die Pflegestellenfrau drei Tage vorher schon angesteckt übergeben hat. Obwohl die Frau dem Mitbewohner versichert hat, dass Luni völlig gesund ist. Das muss man sich einmal vorstellen, und sowas nennt sich Tierschutzverein.
Als der Mitbewohner dann viele Stunden später heimgekommen ist, es war schon in der Nacht, war er richtig fertig, der Arme.
Mein lieber Schrödi, hat er zu mir gesagt, Luni ist wieder in ihrem niederösterreichischen Zuhause, ich habe mein Bestes getan, der Pflegestellenfrau den Ernst der Situation zu vermitteln und ihr zu erklären, wie Luni behandelt werden muss, sie wollte mir aber nicht einmal richtig zuhören.
Hoffen wir, dass die Kleine dort wieder gesund und bald einen besseren Platz als bei dieser Frau finden wird. Halten wir Luni einfach die Daumen!
Ich hab gesehen, dass jetzt der Mitbewohner mit den Tränen kämpft, als er mir das erzählt hat, es muss wirklich eine schwierige Fahrt gewesen sein. Heute hat er mir genauer davon berichtet. Wie die kleine Luni während der dreieinhalb Autostunden immer wieder eine Pfote aus ihrem Korb gestreckt hat, um seine Hand zu spüren, und wie er ihre Pfote dann jeweils viele, viele Kilometer lang immer wieder gehalten hat. Luni hat oft versucht zu miauen, aber man konnte beinahe nichts hören, hat der Mitbewohner erzählt, weil wegen der Entzündung in ihr die Stimme nicht mehr richtig funktioniert hat.
Das hat mir fast das Herz zerrissen, hat der Mitbewohner heute gesagt.
Und davon hat er mir erzählt, dass sich diese Pflegestellenfrau dann von ihm gar nicht erklären lassen wollte, welche Behandlung Luni braucht, weil sie, so habe sie in arrogantem Tonfall gesagt, schon selbst weiß, was für meine Katzen gut ist. Nicht einmal die Liste der Medikamente, die der Grazer Tierarzt aufgeschrieben hat, habe sie sich zeigen lassen wollen. Der Vereinsobfrau hat der Mitbewohner das dann später am Telefon erzählt und ihr gesagt, welch große Sorgen er sich um Luni macht und dass er befürchtet, dass sie dort bei der Pflegestellenfrau womöglich auf keinem guten Platz sein könnte und er sich wünschen würde, dass die Tierschutzvereinsobfrau möglichst schnell dorthin fährt und Luni zu sich nimmt. Aber der Mitbewohner befürchtet, dass sie das nicht tun und auch sonst nichts für Luni unternehmen wird. Wir zwei, der Mitbewohner und ich, machen uns ganz schön Sorgen um die Kleine.
Jetzt muss ich an dieser Stelle aber ein riesiges Dankeschön ausmiauen. Vor allem einmal an meine ebenfalls kranke Freundin Michi in Krems:
Liebe Michi, danke dass du meinen Mitbewohner durch viele Telefonate mit Rat und Tat und Empathie so unterstützt hast. Ich hab das ja mitbekommen. Der hat das auch gebraucht, weil er wegen seiner aktuellen Herausforderungen sowieso ein bissl angeschlagen ist. Wenn ich das nächste Mal bei dir bin, darfst du mich mit deinem Freund Roland soviel, sooft und solange streicheln, wie du willst! Ich bin so froh, dass ich als Kater so eine tolle Freundin wie dich habe. Gute Besserung!
Und danke auch an Doris für die Hilfe mit dem Tierarzt, das war ganz wichtig. Der Mitbewohner hätte den in der Schnelle nie aufgetrieben und wir hätten dann nicht gewusst, dass wir wegen der Ansteckungsgefahr aufpassen müssen. Auch meine Freundin Karin, die ebenfalls in Linz lebt und dort Mitbewohnerin von gleich vier Katern ist, hat sich bemüht, dem Mitbewohner Tipps zu geben.
Nun ja, heute, am Sonntag, ist also der erste Tag nach Luni, an dem der Mitbewohner und ich wieder allein wohnen. Es ist ein bissl ruhig in der Wohnung, aber ich mach eh nach Kräften Wirbel, damit der Mitbewohner weiß, ich will mit ihm runter in den Hof. Jedenfalls, macht euch vorerst keine Sorgen um mich wegen der Ansteckung. Es geht mir derzeit super, ich strotze vor Schrödikraft und glaube nicht, dass etwas passiert ist. Wegen diesem Dingsbums, das sich Inkubationszeit nennt (keine Ahnung, was das sein soll, aber der Mitbewohner kennt sich damit aus) sind vermutlich die Tage zwischen kommendem Mittwoch und Samstag entscheidend – wenn ich die gesund überstehe, kann eigentlich nix sein. Und ich miaue euch: Es wird auch nix sein, ich bin ja Superschrödi. Und falls doch, hat der Mitbewohner mir versprochen, dass er ganz genau auf mich aufpassen und mich beobachten wird und beim allerersten Anzeichen eines Problems: Sofort Abdüsung zum Arzt. Und ihr wisst eh, wie sehr ich dem Mitbewohner da vertraue, der schaut schon auf mich. Also wie miaut: Keine Sorge! Ich werde euch berichten.
Und jetzt ist es dem Mitbewohner und mir ein Anliegen, der kleinen Luni, die nur so kurz unsere Freundin war, auf diesem Weg alles Gute zu wünschen.
Mach’s gut, Luni – wir hoffen, du wirst bald wieder gesund, kannst bald von dieser Pflegestelle verschwinden und findest ein ganz, ganz, ganz tolles neues Zuhause! Und denk immer dran – auch wenn wir uns nur kurz gekannt haben: In Graz lebt dein Freund Schrödi, der wird immer an dich denken und sich gerne an deinen Besuch erinnern! Auch meine WhatsApp-Freunde und Freundinnen und die Leser und Leserinnen hier im Blog bitte ich, viel und oft an dich zu denken.
Du wirst das spüren, es wird dir Kraft geben!
Viel Glück, kleine Luni!
Dein Schrödi.