Noch drei Wochen bis zur Nationalratswahl und der Wahlkampf plätschert so vor sich hin wie der Redefluss des Kanzlers beim ORF-Sommergespräch. Man hat Mühe, wach zu bleiben. Der überraschendste „Kampf“ im Wahlkampf ist noch jener von Andreas Babler gegen die eigene Funktionärselite.
Inhaltlich, so hat es zumindest den Anschein, fanden die meisten Parteien ihre Hauptinspiration beim Blick auf die heimischen Wiesen und Almen: Man beschäftigt sich vor allem mit Wiederkäuen. Solchermaßen leicht orientierungslos zurückgelassen, blickt der Wähler auf die Plakate, die den Zweck haben, die Hauptbotschaft der jeweiligen Partei auf den Punkt zu bringen.
Wie fasst also der Gewinner beim letzten Mal, die ÖVP, die inhaltliche Positionierung zusammen? „Wir. Die starke Mitte“. Soll wohl heißen, egal, wohin das Land gehen soll, ohne uns wird es auch nach der Wahl keine Regierung geben können. Zumindest das kann man nachvollziehen.
Die bisherige Zweite, die SPÖ, fängt gleich an, uns zu duzen: „Für dein besseres Österreich“ oder überhaupt nur mehr: „Für dich.“ Dieser politischen Ausrichtung kann man wohl schwer widersprechen, selbst wenn letzteres eher wie eine neue Frauenzeitschrift klingt.
Interessanter legt es dann die FPÖ an: Mit „Euer Wille geschehe“ nimmt man zwar Anleihe beim Vaterunser, lässt aber die Zeile davor, quasi die Vorbedingung, doch lieber weg – also „Dein“ bzw. „Euer Reich komme“. Die Grünen bedienen sich ebenfalls im religiösen Schatzkästchen, gehen aber noch einen Schritt weiter. Sie blättern in der Bibel ganz nach hinten, nämlich zur Apokalypse: „Wähl, als gäb´s ein Morgen“.
So viel erzeugte Zukunftsangst lässt einen nahezu automatisch zum Bierglas greifen, weshalb die dazugehörige Partei nur mehr ein Plakat pro Bundesland aufstellen muss. „Eine Partei ohne Politiker“ ist auch die passende Wahl, wenn es kein Morgen mehr geben sollte.
Die einzigen erkennbaren Inhalte, zumindest wenn man die „No na“-Sprüche weglässt, gibt es interessanterweise von NEOS und KPÖ. Die einen fordern „20.000 Lehrkräfte mehr“ und „100 % Transparenz“, sagen beim zweiten Slogan aber nicht dazu, wie sie das ihrem Koalitionspartner in Wien, der SPÖ, plötzlich eintrichtern wollen. Wien Energie sei nur als Beispiel erwähnt. Und die KPÖ plakatiert „Eine Stimme für leistbares Wohnen“ und „Politikern die Gehälter kürzen“. Schon irgendwie seltsam, wenn ausgerechnet die Kommunisten am besten verstehen, was eine gute und zum Markenkern passende Marketing-Botschaft ausmacht. +++