Felix Stadler ist Landtagsabgeordneter und Bildungssprecher bei den Wiener Grünen. Doch der 29-jährige ist im Brotberuf auch Lehrer in einer Neuen Mittelschule. Im „Standard“ waren von ihm Aussagen zu lesen, die man sonst bei den Grünen kaum hört.
Vermutlich liegt es auch daran, dass 48 seiner 50 Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch haben. Obwohl viele dieser Jugendlichen in Wien geboren sind, gebe es „große Schwierigkeiten“ im Verstehen der Unterrichtssprache. Im Biologieunterricht über den Wald wurden Wörter wie „sanft“, „feucht“ oder „Waldboden“ von den meisten nicht verstanden.
Doch auch in der Muttersprache hätten diese Jugendlichen ihre Probleme. “Sie können sich in keiner Sprache genügend ausdrücken”, sagt Stadler: “Damit ist ihnen jede Chance auf einen ordentlichen Job, eine weiterführende Schule oder gar die Universität verbaut. „Man hat gewisse Probleme unterschätzt“, gibt Stadler zu. Viele Lehrer würden sich daher „auf verlorenem Posten“ fühlen und sagen: “Das gebe ich mir nicht mehr.”.
Lehrer wie Felix Stadler, deren Motivation noch zu retten ist, müssen daher dringend Unterstützung erhalten. Die Ausbildung zusätzlicher Lehrkräfte ist wichtig, hilft aber erst im nächsten Jahrzehnt. Was rasch helfen könnte, ist die Einstellung neuer Administrativkräfte, damit sich die Lehrer nicht mehr mit Kopieren und Formulare ausfüllen herumschlagen müssen, sondern sich auf das Lehren und Coachen konzentrieren können. Eine ausreichende Zahl an Sozialarbeitern und Schulpsychologen könnte ebenfalls Druck von den Lehrern nehmen, mit all dem umgehen zu müssen, was die Eltern verabsäumt haben und weiter verabsäumen.
Zurzeit arbeiten etwa 40 Prozent des Lehrpersonals nur Teilzeit. Manche werden dies wegen Kinderbetreuung so eingerichtet haben, aber für den Rest braucht es rasche und ausreichende Anreize, um die Stundenverpflichtung aufzustocken. Dasselbe gilt am anderen Ende der Berufslaufbahn, wo die Motivation für die vielen Baby-Boomer erhöht werden muss, nicht am erstmöglichen Tag in die Pension zu wechseln.
Früher sagte man, es gebe zwei Gründe Lehrer zu werden: Juli und August. Diese beiden Gründe reichen heute nicht mehr aus, um einen der wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft ausreichend attraktiv zu halten. Man sagt hierzulande viel zu oft: „Dafür muss in einem reichen Land wie Österreich doch Geld da sein.“ Doch für die bestmögliche Ausbildung unserer Kinder muss in einem reichen Land wie Österreich doch Geld da sein. +++