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Weg mit dem Pflichtfach Religion

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Die Religionszugehörigkeit wird in Österreich immer unübersichtlicher, immer kleinteiliger. Vor 50 Jahren waren etwa 80 Prozent der Bevölkerung Katholiken, die Hälfte des Rests evangelisch und die andere Hälfte von orthodox über jüdisch bis zu den Atheisten fiel nicht wirklich ins Gewicht.

Nun sind auf Basis einer aktuellen Erhebung 35 Prozent der Schüler an Wiener Volksschulen muslimisch, 26 Prozent ohne Bekenntnis, 21Prozent katholisch, 13 Prozent orthodox und die restlichen 5 Prozent verteilen sich von alevitisch über buddhistisch bis hin zu den Freikirchen. Und für den Großteil muss das Pflichtfach Religion in der eigenen Glaubensrichtung angeboten werden.

Allerdings wurden bereits 68 Prozent der orthodoxen, 44 Prozent der evangelischen und 38 Prozent der muslimischen Pflichtschüler vom Religionsunterreicht abgemeldet, jene ohne Bekenntnis haben ohnehin keinen. Egal, ob es mehr um zwei Freistunden pro Woche geht oder stattdessen Kirchen und Moscheen aufgesucht werden, der verpflichtende Religionsunterricht hat sich in einer pluralistischen und säkulären Gesellschaft überlebt.

Der Wiener Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) schlug stattdessen einen Demokratie-Unterricht und die Reduktion der Religion auf ein Freifach vor. Selten waren sich alle anderen so einig wie in der Ablehnung dieses Vorschlages. Doch Wiederkehr hat recht, auch wenn Wien nicht 1:1 auf ganz Österreich umgelegt werden kann: Was uns einen und was dringend jungen Menschen vermittelt werden sollte, ist der Glauben an Demokratie und an gemeinsame ethische Werte.

Religionen sollten als Gesamtheit und aus neutraler Perspektive gelehrt werden, aber nicht einseitig mit dem Unterton des „einzig wahren Glaubens“. Noch dazu, wenn die Lehrkräfte für den Unterricht zwar von den Steuerzahlern entlohnt werden, aber inhaltlich und disziplinär der jeweiligen Religionsgemeinschaft unterstehen.

Das Land braucht weder eine ÖVP-Leitkultur zwischen Kirchgang und Blasmusik noch junge Menschen, die „Der Islam wird siegen“ auf Schulbücher schreiben und Kalifats-Fantasien entwickeln. Was es aber braucht, ist das klare Bekenntnis zur Demokratie, zu Gewaltverzicht, zur Meinungsfreiheit und zur Toleranz sowie zur Gleichberechtigung der Geschlechter.  In einem säkulären Staat wie Österreich ist Religion Privatsache und keine Verpflichtung. Das sollte auch, ja sogar besonders, in der Schule gelten. +++