Start Editor's Blog Panama

Panama

1048
0

Der Sommer naht. Mit überschaubaren Schritten zwar vorerst nur, aber doch. Also erlauben Sie mir ausnahmsweise die Belästigung mit einem im wahrsten Sinne des Wortes leichtgewichtigen Thema, einem Sommerthema eben.

Wir wissen ja, Klimawandel und so weiter, dass Sonnenschutz immer wichtiger wird und auch immer umfassender zu betreiben ist. Bloßes Einreiben frei liegender Hautstellen mit einem Sonnenschutzmittel reicht da nicht mehr. Und überhaupt, Sonnenschutzmittel: Als ich Kind war, erstarrte ich noch in Ehrfurcht, war auf einer Tube ein zweistelliger Sonnenschutzfaktor aufgedruckt. Ich glaubte, mit Faktor 12, nur zum Beispiel, konnte mir aber auch schon sowas von gar nichts mehr passieren. Zwangen Mutter oder Vater mich, der ich lieber lässig mit Faktor 4 auf der Haut das Freibad betreten hätte, zu Faktor 10 oder 12, hielt ich sie für übervorsichtige Kleingeister. Nun, die Dinge haben sich geändert. Reiben Eltern ihre Sprösslinge heutzutage mit Faktor 12 ein, grenzt das bereits an fahrlässige Körperverletzung.

Früher, da staunten wir, wenn die Mutter uns in der Drogerie vorlas:

Sonnenschutzfaktor 12, na bumm, da bist du jetzt aber voll auf der sicheren Seite.

Heute bekommen Mamas, die im Supermarkt zu einem Sonnenschutzprodukt mit Faktor 12 greifen, von ihren Sprösslingen bestenfalls zu hören:

Willst du mich umbringen? Unter 50 kommt mir nichts auf meine zarte Haut, weil Ozon und Hautkrebs und überhaupt!

Doch das nur am Rande. Verantwortungsvoller Sonnenschutz bedeutet ja inzwischen weit mehr, als nur die Haut vor Strahlung zu schützen. Sondern zum Beispiel natürlich auch das Kopferl. In den Sommern der 2020er-Jahre braucht es für uns männliche Erwachsene daher eine geeignete Kopfbedeckung, keine Frage. Das stellt Menschen wie mich, also mit erlesenem Geschmack und einem über weite Strecken haupthaarbefreiten Haupt, vor eine besondere Herausforderung, denn da langen wir sehr schnell beim Thema Stil an. Anders gesagt:

Was aufsetzen?

Man will ja nicht als Wiener Hausmeister auf dem Weg nach Lignano daherkommen. Wenn Sie wissen, was ich meine. Unten Badeschlapfen und oben Schlapphut? Never. Gesittete Menschen wie Sie und ich erwecken doch gerne den Eindruck einer gewissen Distinguiertheit, oder?

Da kannst du dir dann aber nicht irgendwas aufsetzen. Ein Baseballkapperl zum Beispiel mag vielleicht gerade noch durchgehen, wenn du dich sportlich irgendwie betätigst. Oder als Zuschauer eben zum Baseball gehst. Oder in Amerika lebst. Dann halt ein Kopftuch, Marke Piraten der Karibik, lässig ums Haupt geknüpft? Das mag bei Frauen und bei Johnny Depp gut aussehen, Durchschnitts-Deppen wie ich kommen damit daher, als würden sie sich selbst mit Kara Ben Nemsi oder sonst einer halbgaren Karl-May-Figur verwechseln.

Stellt sich also zu Sommerbeginn für den Gentleman von Welt, also Sie, genauso wie für steirische oder sonstige Tölpel, also mich, die obige Frage – nur noch um einen wesentlichen Aspekt erweitert:

Was aufsetzen und dabei gut aussehen, somit Stilsicherheit demonstrieren?

Ich habe bereits vor zwei Jahren lange nachgedacht und die Frage erstklassig gelöst. Auch, weil ich mein zunehmend empfindliches Glatzerl nicht weiter der Zumutung willkürlich gewählter, banaler textiler Bedeckungen aller Art aussetzen wollte. Mit grundsätzlichen Überlegungen begann ich bereits Mitte April, also vor genau zwei Jahren. Und im Mai dann, als erste Sonnenstrahlen mit echtem Rötungspotenzial meine Stirn zu erhitzen begannen, wusste ich: Jetzt muss es aber schnell gehen mit einer Idee. Also intensivierte ich meine Recherchen und wusste pünktlich zu Beginn jenes Monats, der den Sommer mit sich bringt, also Anfang Juni, die Lösung:

Ein Panamahut muss her.

Mir gefällt diese Kopfbedeckung. Auch heute noch, zwei Jahre später. Allein schon der Name, er transportiert eine gewisse Weltläufigkeit, impliziert ein gerüttelt Maß an Kosmopolitentum, das sich sein Träger mit dem Hut schmückend oben drauf setzen darf. Aber nicht nur das: Panamahüte sind leicht und luftig, sie lassen das Rundherum durch und blocken dennoch die Sonne ab. Sie kühlen, werfen Schatten und schützen. Sie sind robust und du kannst sie kaum kaputt kriegen. Doch bei aller Stärke umschmeicheln sie dein Haupt zärtlich wie ein Rosenlüftlein. Hart und zart zugleich also. Das beste jedoch: Sie haben Stil. Mit einem Panamahut am Kopf kommst du sowohl im Anzug wie auch in der Badehose und im Pololeiberl als Mann von Welt daher. Und kannst auch also solcher grüßen. Ganz ehrlich: Was würde cooler wirken als die lässige Bewegung mit der linken Hand hinauf zur Hutkrempe, wenn du auf Bekannte triffst: Rauf mit Zeigefinger und Mittelfinger, symbolisiertes Lupfen des Panama, ein freundliches Nicken, und wieder runter. So grüßen sonst nur Humphrey Bogart oder Harrison Ford. Und eben du, hast du einen Panamahut auf. Die Ladies werden dahinschmelzen.

(Von letzterem merke ich bis jetzt zwar noch wenig, doch vermutlich überwiegt bei meinen Bekanntinnen auch nach zwei Jahren einfach noch das Überraschungsmoment, wenn Sie mich, von dem sie weniger Lässiges gewohnt sind, unter meinem Panamahut einreiten sehen. Kommt vielleicht noch, irgendwann halt.)

Jedenfalls werde ich auch heuer wieder panamabehütet durch die Welt und den Sommer schreiten.

Danke lieber Gott, dass du mir mit dem Vergehen der Jahre auch ein Fortschreiten der Reduktion meiner Haarpracht beschert hast, sodaß die Notwendigkeit einer sommerlichen Behutung mit der Zeit immer drastischer wurde. Und danke Panama, dass du dir als Land nicht nur einen so coolen Namen verpasst hast, sondern ihn auch noch an die Hutmacherei verleihst! Meine Güte, stellen Sie sich nur vor, der Panamahut wäre nicht in Panama, sondern in Burkina Faso oder Südkorea erfunden worden. Oder in der Mongolei. Das wäre dann ja fast so, als käme der Steirerhut aus dem Burgenland.

Nein, nein: Panama, das ist wirklich super. Das verströmt den Duft der weiten Welt. Das sitzt, passt, hat südliche Luft. Genau richtig. Der Sommer kann kommen.

P.S. Wenn ich weiter oben von “erlesenem” Geschmack schrieb, meinte ich das nicht selbstlobend, sondern wörtlich. Denn angeboren ist mir außer einem stattlichen Bäucherl, weil ich halt so gerne esse und trinke, wirklich gar nichts.