Start Business As Usual Kann man sich heute noch was aufbauen?

Kann man sich heute noch was aufbauen?

1153
0

Man hört das in letzter Zeit immer öfter: Die Jungen haben es heutzutage finanziell viel schwerer als noch die Generation ihrer Eltern. Sich etwas aufzubauen, zum Beispiel eine Wohnung zu kaufen, ein Haus zu bauen, ist beinahe unmöglich geworden. Früher war das viel einfacher. Würde das stimmen, wäre es ein bedenkliches Zeichen für die Destruktion, ein Hinweis auf den Niedergang unseres Wirtschaftssystems. Wenn junge Menschen keine Chancen mehr sehen, verlassen sie entweder das Land, um dorthin zu gehen, wo es vermeintlich besser ist. Oder sie geben auf. Beides ist für die ökonomisch gesunde Entwicklung einer Gesellschaft fatal.

Stellt sich also die Frage: Stimmt das wirklich? Ist es heute wirklich unmöglich geworden, sich etwas aufzubauen? Die einfache, dennoch komplizierte Antwort: Ja. Und nein. In manchen Bereichen stimmt das tatsächlich, in anderen wieder nicht.

Naturgemäß ist es diffizil, ökonomische Gemengelagen von vor 30 Jahren mit denen von heute zu vergleichen, weil sich so gut wie alle Parameter geändert haben. Man muss relativieren, in Bezug zueinander setzen.

Da zeigt sich – etwa in vom wirtschaftsnahen ThinkTank “Agenda Austria” erhobenen Daten – zum Teil Erstaunliches: Für ein neues Fahrrad, nur zum Beispiel, musste man im Jahr 1982 rund 38 Stunden und 48 Minuten arbeiten – also nicht ganz eine Woche. Heute sind es 35 Stunden und 42 Minuten, also etwas weniger. Stichwort Arbeit: 2009, also vor 15 Jahren, gab es 1,5 Prozent offene Stellen im Verhältnis zu allen Jobs im Land. Heute sind es 4,8 Prozent, also mehr als dreimal soviel. Oder die Inflation, über die wir heute so jammern: Sie lag laut dem Portal “Finanzrechner.at” 1980 bei 6,33 Prozent. 2023 waren es zwar 7,80 Prozent, drei Jahre davor jedoch lediglich 1,38 Prozent. 1974 lag sie bei 9,52 Prozent. 1980 stieg laut Wirtschaftskammer das Bruttoeinkommen der Arbeitnehmern im Schnitt um 6,1 Prozent. 2022 waren es 5,2 Prozent, also ein durchaus vergleichbarer Wert.

Alles Indikatoren, die zeigen: So schlecht geht es der Gesellschaft im Vergleich zu früher gar nicht. So schwierig ist es nicht, Arbeit zu finden. So viel weniger Geld haben wir nicht im Brösel. Also – nein, es ist nicht schwerer geworden, ökonomisch zu bestehen. Allerdings sind unsere Ansprüche gestiegen – und damit auch der Grad unserer Unzufriedenheit

Und doch: Es ist tatsächlich für die Jungen heute beinahe unmöglich, ihre Eltern an Wohlstand zu übertrumpfen. Das liegt aber in erster Linie daran, dass heute Junge von einer viel höheren Basis starten. Es geht ihnen schon als Kinder viel besser, als es ihren Eltern als Kinder ging. Für die waren zwei Autos in der Familie nicht selbstverständlich, mehrere Urlaubsreisen pro Jahr auch nicht, darunter die eine oder andere Fernreise. Zweitwohnsitze dort, wo es schön ist: auch nicht. Work-Life-Balance war ein Fremdwort für die Eltern. Die Jungen gehen von den meisten dieser Dinge aber als sowieso vorhanden aus. Den Wohlstand davon ausgehend aber noch einmal zu steigern, ist dann natürlich eine gewisse Herausforderung.

Aber es gibt auch einen Bereich, in dem es jungen Menschen tatsächlich beinahe unmöglich gemacht wird, mit vernünftigem Aufwand zu reüssieren. Das ist die Beschaffung von Wohnraum. Immobilieneigentum aus eigener Kraft zu erwerben ist für die breite Masse tatsächlich gut wie unmöglich. Das liegt am völligen Versagen der Politik. Einerseits der EU-Politik: Während die Banken nach wie vor eher ermutigt werden, horrende Kredite ohne vernünftige Bescherung an Großkonzerne und oft fragwürdige Investoren zu verschleudern, untersagen die EU-Richtlinien es ihnen de facto, Kredite zu auch nur halbwegs akzeptablen Konditionen an Bürger zu vergeben, die sich eine Wohnung oder ein Haus kaufen wollen. Und andererseits liegt das Problem auch am Versagen der heimischen Politik. Statt gegenzusteuern – etwa durch die Übernahme staatlicher Bürgschaften für Private – agiert die Regierung völlig hilflos. Der Bundeskanzler verweist lieber auf die Möglichkeit, für ein günstiges Mittagessen McDonalds zu besuchen, statt sinnvolle Unterstützung für den kleinen Mann oder die kleine Frau anzubieten. Und die Grünen haben sich von jeglicher ökonomischen Vernunft völlig verabschiedet – und das, obwohl ihr Parteichef eigentlich studierter Ökonom ist.

Fazit: Ja, in wesentlichen Lebensbereichen wird es jungen Menschen schwerer als nötig gemacht – anders als früher. Und nein, in vielen anderen Lebensbereichen ist es tendenziell sogar leichter als früher, Wohlstand zu erreichen. Was fehlt, ist die Orientierung der Wirtschaftspolitik am Zeitenwandel. Die Dinge funktionieren heute völlig anders als vor 20, 30 oder 40 Jahren. Die Politik denkt aber immer noch in den Schemata von gestern und vorgestern. Das ist das eigentliche Problem. +++