Traditionell in seiner letzten Ausgabe des Jahres feiert das Wirtschaftsmagazin “trend” immer den Mann des Jahres ab. Seit es opportun ist zu gendern, was eben gegendert werden kann, natürlich: die Person des Jahres.
Dabei beweist das Magazin, dessen Redaktion der Autor dieser Zeilen mehrere Jahre angehörte (und davor der Redaktion des Nachrichtenmagazins “Format”) und für das er noch hin und wieder schreibt, mitunter ein ganz eigenartiges Händchen. Gar nicht so selten wäre nämlich, wer den trend-Machern als würdig für das Prädikat “Person des Jahres” erscheint, einen genaueren Blick wert.
Treffsicher bei der Wahl zum Mann oder zur Person des Jahres war die trend-Chefredaktion bisher nicht immer. Leuchtendstes Beispiel: Als einziger Manager gleich zweimal zum Mann des Jahres bestimmt – nämlich 2019 und 2012 – wurde René Benko. Ja, genau – DER René Benko. Aus heutiger Sicht ist das zumindest hinterfragenswert. Denn inzwischen wissen wir: Benkos Signa-Holding, ein unglaublich komplexes Konglomerat aus über tausend Unternehmen, hat Konkurs angemeldet. Die größte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Was derzeit abläuft, ist eine Art Konkurs-Kettenreaktion assoziierter Unternehmen hierzulande und in Deutschland. Man könnte den Eindruck bekommen, da wurde – aus welchen Gründen auch immer – ein Kartenhaus errichtet, das nun an allen Ecken zusammenzufallen beginnt. Der oberste Chef, also Benko selbst, befindet sich auf argumentativer Tauchstation.
Ungewöhnlich ist diese Abstieg für jemanden, den der trend zum Mann des Jahres gekürt hat, aber nicht wirklich. So etwas ist in vergleichbarer Form schön öfter vorgekommen. Ernst Alexander Mayer etwa, Gründer des Halleiner Maschinenbauers Emco und trend-Mann des Jahres 1987, oder Atomic-Besitzer Alois Rohrmoser, trend-Mann des Jahres 1990 – beide sind mit ihren Unternehmen einige Jahre nach der Kür in wirtschaftliche Turbulenzen geraten.
Dem ehemaligen voest-Chef Heribert Apfalter oder auch Niki Lauda – beide trend-Männer des Jahres – ging es nach der Verleihung der Auszeichnung mit ihren Unternehmen wirtschaftlich auch eine Zeit lang, man könnte sagen: nicht so gut. Novomatic-Chef Johann Graf war Mann des Jahres, über die Lauterkeit seines Glücksspielkonzerns lässt sich immer noch trefflich diskutieren. Über KTM-Chef Stefan Pierer, auch ein trend-Mann des Jahres, der 2024 laut jüngsten Medienberichten bis zu 300 Menschen freisetzen könnte, wurde in Sachen ÖVP-Spenden ebenfalls zumindest diskutiert. Klimaschädliche Flüge in sein Irland-Domizil des Ex-OMV-Chefs Rainer Seele, trend-Mann des Jahres auch er, waren öffentliches Thema. Und so weiter.
Fast könnte man sagen: Wer vom trend zum Mann des Jahres – oder inzwischen eben zur Person des Jahres – bestimmt wird, der oder die läuft womöglich Gefahr, irgendwann in nicht so schönem Zusammenhang in in den Medien aufzutauchen.
Was schließen wir daraus? Die trend-Männer des Jahres stehen grundsätzlich unter Beobachtung und die beiden trend-Chefredakteure sind in ihrem Urteil desöfteren alles andere als vom Glück verfolgt. Kurios ist die Sache jedenfalls allemal. Jenen Mann, der heuer Person des Jahres wird – Sie können das dann im kommenden trend nachlesen – ist ein bislang untadeliger, erfolgreicher Manager eines prominenten Startup-Investors. Man muss ihm angesichts der Historie so mancher bisher vom trend Ausgezeichneter wohl Glück wünschen. Gut möglich, dass er es irgendwann noch brauchen kann. +++