Start Siegls Senf Weltklimakonferenz Nr. 28 – Zeit für die Wahrheit

Weltklimakonferenz Nr. 28 – Zeit für die Wahrheit

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Und wieder eine Weltklimakonferenz. Noch ist sie nicht ganz vorüber, aber erste Schlüsse lassen sich ziehen. Mehr Teilnehmer als jemals zuvor – immerhin setzten sich etwa 70000 Menschen extra dafür ins Flugzeug und erstaunlich wenige aufs Fahrrad oder ins Segelboot – erbrachten ein Ergebnis wie sonst auch: Vor allem jede Menge mahnende Worte, einige unverbindliche Absichtserklärungen und dazu ein Reparaturfonds für die ärmeren Staaten, der mit rund 400 Millionen Dollar eher mickrig dotiert wurde. Länder wie China oder auch Saudi-Arabien sehen sich bei diesen Fragen noch auf der Seite der schwächer entwickelten Staaten – früher Entwicklungsländer genannt. Aber zumindest der Vorsitzende der UN-Weltklimakonferenz, im Brotberuf Chef des weltweit zwölftgrößten Ölkonzerns, hatte die Gelegenheit, einige lukrative neue Öldeals zu besprechen.

Ansonsten emittiert die Menschheit samt ihren Nutztieren weiterhin mehr Treibhausgase als jemals zuvor. Was die einen zaghaft einzusparen beginnen, wird von den anderen locker überkompensiert. Das sogenannte Paris-Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist obsolet. Zurzeit steuert die Menschheit in den nächsten 75 Jahren auf ein Plus von 2,9 Grad zu und das auch nur, wenn alle aktuellen Klimaschutzpläne auch tatsächlich umgesetzt werden. Was aber kaum jemand dazu sagt, ist, dass dieses Plus als Durchschnittswert zwischen Land- und Wassermassen gebildet wird, und der Anstieg an Land grob gerechnet fast doppelt so hoch ausfallen wird. Gut für den Sommerfrische-Urlaub hoch oben in den Alpen, aber abgesehen davon ziemlich ungemütlich.

Und Österreich? Natürlich muss jedes entwickelte Land seinen Beitrag leisten, um die Emissionen aller Treibhausgase rasch zu reduzieren. Aber ebenso wichtig wird es, sich auf die Auswirkungen des Klimawandels umfassend vorzubereiten. Und da hört man von unserer Regierung etwa so viel wie in der Frage der Finanzierbarkeit des Pensionssystems – nämlich nix.

Wo sind die Investitionen, um Schienen und Straßen hitzesicherer zu machen, wo die gekühlten Räume, in denen ältere Menschen ohne eigene Klimaanlage Abkühlung suchen können? Wo sind die Vorkehrungen, um Überflutungsschäden an Gebäuden und Infrastruktur zu minimieren, wo der Ausbau der Kanalisationssysteme, um die erwartbaren Wassermassen bei Starkregen besser ableiten zu können? Wann kommen die Löschflugzeuge für die nächsten Waldbrände oder sollen wir wieder warten, bis uns die Italiener aushelfen? Wo sind die Investitionen, um Sturmschäden zu minimieren, wo die Forschung, um hitzeresistentere Nutzpflanzen zu entwickeln? Ach, geht nicht, das wäre ja Gentechnik. Und die ist definitionsgemäß böse – egal, was die Wissenschaft sagt.

Frankreich investiert künftig 45 Milliarden Euro in all diesen Bereichen – pro Jahr. Und der Umweltminister mutet den Bürgerinnen und Bürgern die Wahrheit über die Auswirkungen einer durchschnittlichen Erwärmung zwischen 4 und 6 Grad zu. Nur so ein Gedanke, Frau Bundesministerin Gewessler. +++