Start Business As Usual Das fatale Streben nach Reichtum

Das fatale Streben nach Reichtum

415
0

Das sieht ja direkt aus wie eine gute Nachricht: Die Inflation ist im Oktober auf 5,4 Prozent gesunken, vermutet die Statistik Austria in einer sogenannten “Schnellschätzung”. Das sei die geringste Preissteigerung seit Jänner 2022, heißt es.

Aber ist diese Nachricht wirklich so gut, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat?

Halten wir fest: Eine Preissteigerung von 5,4 Prozent ist immer noch ein Mehrfaches des Normalen. Die “gute” Inflation, von der Ökonomen immer sprechen, liegt irgendwo zwischen ein und zwei Prozent. Anders gesagt: Es wird immer noch alles viel zu rasch und in viel zu großem Ausmaß teurer. Außerdem, bedenken wir: Die 5,4 Prozent Preissteigerung werden ausgehend von einem Rekordwert berechnet – im Jänner 2022, als die Inflationsspirale begann, sich so richtig nach oben zu drehen, war alles im Durchschnitt um rund 15 Prozent billiger als heute. 15 Prozent in nicht einmal zwei Jahren – das ist, auch wenn es aktuell nur mehr 5,6 Prozent zum Vergleichsmonat des Vorjahres sind, immer noch dramatisch.

Die Bundesregierung jedenfalls jubelt bereits und zögert nicht, die nun etwas langsamer steigende – aber bedenken wir: immer noch überdurchschnittlich steigende – Inflation als eigenen Erfolg zu verbuchen. „Der österreichische Mittelweg zeigt Wirkung und war richtig“, protzt jetzt Bundeskanzler Karl Nehammer. Auch da muss man relativieren: Das, was Nehammer nebulös als “Mittelweg” bezeichnet, war erstens ein holpriger Hohlweg voller Schlaglöcher mit zahlreichen Schäden an Schuhwerk und Fahrwerken, die der miese Boden verursacht hat. Und zweitens war er eine Sackgasse – die Österreich in die ausweglose Situation einer Rekordteuerung geführt hat, die so hoch war wie nirgendwo sonst in Europa, und die im Prinzip immer noch anhält.

In Wahrheit hilft da nicht nachträgliches Schönreden durch inferiore, inkompetente Regierungsmitglieder, sondern nur Umdrehen, Zurückgehen, Umdenken und dann das Einschlagen einer neuen Richtung. Das beutetet: Neuwahlen – und damit das Abwählen der Desaster-Mannschaft von Schwarz-Grün. Was es danach braucht, ist eine völlig neue, zukunftstaugliche Wirtschaftspolitik. Und nur zur Ergänzung, Thema “gute” Inflation: Diese Idee beruht auf dem Gedanken eines permanenten Wachstums, ohne das die Ökonomie nicht funktionieren könne. Das ist aber eine Ökonomie des vergangenen Jahrtausends, an deren Grenzen wir jetzt stoßen. Eine völlig neue Ökonomie darf sich nicht mehr an Wachstum orientieren, sondern an Nachhaltigkeit.

Und irgendwann wird es dann sowieso eine Ökonomie brauchen, die völlig anders funktioniert, in der das Streben nach Reichtum nicht mehr die treibende Kraft für alles ist. +++