Feldrecherche: Wir blättern die jüngste Ausgabe eines führenden Automagazins durch. Beinahe ausschließlich Elektroautos werden da getestet und kaum ein Fahrzeug kostet unter 50.000 Euro. Besser kann man den Irrweg nicht beschreiben, den wir in Sachen Individualmobilität derzeit mit Vollgas – verzeihen Sie, korrekt muss es natürlich heißen: mit Vollstrom – entlang rasen.
Denn einerseits sind E-Autos bei weitem nicht jener klimafreundliche Segensbringer, als der sie verkauft werden. Die Produktion der Akkus ist so ungefähr das Umweltschädlichste, was es überhaupt gibt. Die Lithiumgewinnung – zum Beispiel in Chile, wo dafür ganze Landstriche irreparabel verwüstet werden – stellt eine beispiellose Ausbeutung der Umwelt dar. Und niemand weiß derzeit noch genau, wie sich der ganze Abfall der vergleichsweise schnell ineffizient und damit unbrauchbar werdenden Speichermedien sicher und umweltfreundlich wiederverwerten oder entsorgen lässt. Die dazu notwendige Infrastruktur fehlt bisher – national wie international – so gut wie völlig. Wir beschreiten da wider besseres Wissen denselben fatalen Weg in eine Sackgasse wie beim Thema verbrauchte Uranbrennstäbe aus Kernkraftwerken.
Gewinner sind ausschließlich die großen Autokonzerne, die Elektroautos zu unverschämt überteuerten Preisen auf den Markt bringen. Dabei müssten sie eher billiger als Verbrenner sein, denn nicht zuletzt sind Elektromotoren viel einfacher aufgebaut und produzierbar als Verbrennungsmotoren. Das ganze Thema Wartung fällt überhaupt zum großen Teil weg – damit wird dem teuren und pflegeaufwändigen Händlernetz die Grundlage genommen. Denn Kfz-Händler verdienen mit dem Autoverkauf kaum, dafür mit Wartung und Reparatur viel Geld. Wenn die Wartung weitgehend wegfällt, fehlt ihnen die Existenzgrundlage – und die Hersteller können endlich kostengünstig über das Internet verkaufen, was ihnen ohnehin schon seit geraumer Zeit viele lieber wäre. Das wird in Europa Hunderttausende neue Arbeitslose produzieren, für deren Kosten die Gesellschaften, also die Steuerzahler, aufkommen müssen. Den großen Reibach über die enormen E-Auto-Gewinnspannen machen die Hersteller. Ein ökonomisch völlig unsinniges Modell. Und der Umwelt nützt es keineswegs.
Wer heute ein Elektroauto kauft, ist für die irreversible Ausbeutung der Natur durch den Abbau seltener Erden in gigantischem Ausmaß verantwortlich. Und weil Strom vielerorts immer noch wenig nachhaltig produziert wird, auch für die Entstehung von CO2. Er ist außerdem der Dumme, weil er sich sein Fahrzeug zu drastisch überhöhten Preisen andrehen lässt und den Autokonzernen damit Geld nachschmeißt. Natürlich ist auch ein Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungsmotor keine zukunftsträchtige Lösung.
Ob Wasserstoff (der durchaus bereits effizienter einsetzbar und leichter speicherbar wäre, würde man den Status Quo der Forschung in die Praxis umsetzen) die Lösung sein könnte? Schwer zu sagen. Wir werden wohl einfach unsere individuellen Mobilitätsgewohnheiten umstellen müssen. Und damit einen erheblichen Teil der globalen Wirtschaft. So wie die jetzt funktioniert – der Fahrzeugbau ist da ein leuchtendes Beispiel – transportiert sie uns mit Vollgas oder eben auch mit Vollstrom in einen Irrtum, der in den Abgrund führt. +++