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Vom Ende des Soulredsummerfeelings

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Heute einmal Persönliches: Stammleser dieses Blogs kennen das Soulredsummerfeelingauto, den kleinen roten Mazda MX-5. Angeschafft 2016, hat er den Autor dieser Zeilen durch acht Sommer begleitet.

Im Winter stand er in seinem steinernen Verlies in der Garage in Mondsee und ruhte, im Sommer befuhr er, zumeist mit offenem Dach, alle Arten von Landstraßen und Uferstraßen, möglichst nahe an Wassern jedenfalls, weil sein Besitzer einer der weltbesten Aufswasserschauer ist. Das Soulredsummerfeelingauto ließ den Autor und seine jeweiligen Beifahrerinnen (für mehr als zwei Menschen ist kein Platz) den Duft des Mittelmeeres schnuppern, die kühle Luft von Alpenpässen, den trockenen Wind des pannonische Tieflandes, vor allem aber ließ es sie von den verführerischen Düften und Lüften des Salzkammergutes umschmeicheln, das irgendwie so etwas wie der Donauwalzer unter allen charmanten Gegenden Österreichs ist.

Doch nun kam Schrödinger.

Der Jungkater funktionierte die Mittelarmlehne des kleinen Mazda umstands- und diskussionslos in eine Schrödingerliege um.

Der kleine Kater mit seinen vielen Jungkaterbedürfnissen wandelte zwar die Mittelarmlehne des Soulredsummerfeelingautos ebenso umstands- wie diskussionslos in eine Schrödingerliege um, Sie können das hier nachlesen, und er begleitete seinen Mitbewohner, den Autor dieser Zeilen, mit Begeisterung durch die Landschaften. Aber hast du einen kleinen Schrödinger im Haushalt, hast du viel Zeugs, das stets dabei zu sein hat, und da brauchst du viel Platz. Das Soulredsummerfeelingauto hat einiges zu bieten, Platz allerdings nicht. Der Autor lieferte regelmäßig Lachnummern für die Passanten ab, wenn er sein überdimensionales Bäuchlein aus dem engen kleinen Auto schälte und sich aus der Sitzhöhe von knapp 20 Zentimetern auf den Gehsteig hinaus rollte.

Wie auch immer: Mit Kater Schrödinger wurde das Soulredsummerfeelingauto ein wenig zum Problemfall.

Auch weil der Vater des Autors, jugendliche 96, sich Hals über Kopf in sein neues Familienmitglied Schrödinger verliebte und Katzen an seinem Alterswohnsitz mehr oder weniger nicht erlaubt sind, auch nicht zu Besuchszwecken. Also wünscht der alte Herr nun, einmal pro Woche abgeholt und zu Schrödinger nach Hause transportiert zu werden, wo der Kater von ihm, dem Greis, einen Nachmittag lang bespielt werden kann, bis beide völlig groggy sind. Ein 96-Jähriger und ein enger, niedriger Spider, der seinen Beifahrersitz nur nach Verrenkungen und einem Abstieg hinunter auf den Boden freigibt? Das passt einfach nicht zusammen.

Der Vater, der Kater und der Rascheltunnel.

Der Vater und der Kater brachten den Autor daher zu dem Schluss: So geht das nicht mehr, leider, ein praktischeres Auto muss her. Und so ist es jetzt. Vergangenen Donnerstag fand die letzte Ausfahrt des Soulredsummerfeelingautos statt – von Graz in den Nordwesten, an den Mondsee, wo der kleine Mazda noch einmal seinen Heimatsee umrunden durfte, Abschied quasi. Dann weiter nach Seekirchen, wo er gegen ein praktischeres Vehikel getauscht wurde. Der Autor zerdrückte eine richtig fette Träne im Augenwinkel.

Bye bye, Soulredsummerfeelingauto, flüsterte er dem kleinen Roten zu, mach’s gut, danke für alles – und viel Glück!

Der kleine Mazda ließ den abgestellten Motor ein wenig knistern, ein leiser Gruß zurück. Er hatte in den vergangenen Wochen gleich fünf Abschiedstouren zu Recherche-Zwecken absolviert, weil der Autor eine Cabrio-Story für das Samstag-Magazin freizeit der Tageszeitung Kurier zu recherchieren hatte. Sie wird am 30. September, also in exakt einer Woche, erscheinen.

Kaufen Sie sich den Kurier daher doch bitte am nächsten Samstag, begleiten Sie das Soulredsummerfeelingauto und den Autor auf ihren letzten gemeinsamen fünf Fahrten, und wünschen Sie beiden Glück für die Zukunft, in der sie ohne einander auskommen müssen. Der kleine Mazda wird einen neuen Besitzer finden, der sein Soulredsummerfeelingrot hoffentlich genauso lieben wird wie der Autor.

Schrödingers orange-braunes Fell und die Farbe des neuen Wagens – two of a kind.

Und dieser Autor? Nun ja, der hat ja nun den Kater Schrödinger, ohne den er keinesfalls mehr sein will. Der neue Wagen besitzt selbstverständlich wieder eine Schrödingerliege, das war Bedingung, die Begründung für dieses notwendige Ausstattungsdetail hatte den Verkäufer durchaus ein wenig schmunzeln lassen. Und weil der Autor seinem kleinen Kater extra eine Freude machen wollte, passt der Wagen nun farblich zum wundervollen Braun-Orange von Schrödingers Fell. Aber sehen Sie selbst, Foto anbei. +++