In Sölden gehen die Wogen hoch, weil die Seilbahnbetreiber am Gletscher Bagger auffahren ließen.
Nur normale Pistenarbeiten, beteuern deren Verantwortliche, während Umweltschutzorganisationen warnen, dass in Wahrheit Teile des ganzen Gletschers abgetragen würden. Was auch immer nun stimmt – aus Erfahrung klug geworden mag man womöglich dazu neigen anzunehmen, die Darstellung der Umweltschützer könnte korrekt sein: Winterskigebiete auszubauen, in welcher Form auch immer, ist eine ganz besondere Form ökonomischer Kurzsichtigkeit.
Nicht alles, was aus Mamas oder Omas Küche stammt, also von gestern oder vorgestern ist, muss zwangsläufig gut sein. Der Apfelstrudel von Arnold Schwarzeneggers Mama nach dem Rezept von deren Mama war sicherlich großartig. Aber Geschäftsmodelle aus dem alten Jahrtausend – und genau die liegen dem Winter-Massentourismus zugrunde, dem Österreichs Tourismus- und Seilbahnmanager unverändert huldigen – haben nicht nur längst ausgedient und sind umwelt- und somit klimaschädlich in höchstem Maß, sie führen auch direkt in finanzielle Krisensituationen. In Infrastruktur zu investieren, von der seit Jahren klar ist, dass sie – weil schnee- und damit grundlagenlos – schon in einem Jahrzehnt höchstwahrscheinlich nicht mehr benötigt wird, ist ökonomischer Selbstmord. Für den dann vermutlich – die Seilbahnwirtschaft und die Hotellerie ist ja recht schnell beim Rufen nach öffentlichen Unterstützung, wie man seit Corona weiß – der Steuerzahler mit geradestehen soll.
Angebracht wäre längst ein Umdenken in moderne Kategorien. Skitourismus in der gewohnten Form wird es in den österreichischen Alpen als großen Umsatzbringer in Zukunft nicht mehr geben. Die Gäste von morgen werden aus anderen Motiven kommen. Oder, wenn das Angebot von vorgestern auf sie wartet, eben wegbleiben. Statt Gletscher abzubaggern täten die Toursmus- und Seilbahnmanager gut daran, über die Ökonomie der Zukunft und ihren eigenen Platz darin nachzudenken. Aber womöglich hat ja die Winterkälte der vergangenen Jahre die dazu notwendigen körperlichen Kapazitäten einfrieren lassen. Sollte es sich tatsächlich so verhalten, hielte der Klimawandel für die Herren (Damen gibt’s nur ganz wenige) ausnahmsweise eine gute Nachricht parat: Es wird wärmer … +++