Gespräch mit dem Chef einer klassischen Handwerkerfirma vor einigen Tagen: “Vor ein paar Monaten”, sagte er, “sind die neuen Aufträge nur so herum gelegen, man hätte sie bloß aufklauben müssen.” Aber das ging nicht, weil man keine Mitarbeiter finden konnte. Jetzt sei es fast umgekehrt, es gebe die Mitarbeiter am Markt, aber die Aufträge würden fehlen: “Wir arbeiten nur noch das Bestehende Volumen ab.” Tatsächlich: Mit wem auch immer man in der Baubranche spricht, alle sagen: “Derzeit sind wir voll ausgelastet, aber das endet bald.” Für das kommende Frühjahr seien die Auftragsbücher gähnend leer.
Die gute Nachricht daher für Häuslebauer und alle, die ein größeres oder kleineres Projekt planen: Warten Sie einfach noch ein wenig zu – die Zeit spielt für Sie. Dass Sie überhöhte Preise zahlen mussten und Leistungen trotzdem nur mit großer Verzögerung bekamen, ist Vergangenheit. Wenn Sie im Frühjahr starten, beauftragen Sie aus einer ausgezeichneten Verhandlungsposition heraus und können mit ein wenig Geschick viel Geld sparen.
Die schlechte Nachricht für die Gesellschaft: Dass sich die Dinge so schnell so radikal drehen können, ist ein Indiz für die miserable Wirtschaftspolitik der Regierung. Genau so, wie ÖVP und Grüne es in den vergangenen Jahren gemacht haben, macht man es nicht. Purer Dilettantismus überall. Ein komplett überfordertes Verkehrs- und Infrastrukturministerium, dessen wichtigste inhaltliche Errungenschaft es ist, sich stolz “Klimaschutzministerium” zu nennen und ansonsten allerlei sinnlose Aktionen in die Welt zu setzen. Mehr ist da nicht. Ein Finanzministerium, in dem man den Unterschied zwischen Umsatz und Ertrag nicht zu kennen schien, als man Corona-Hilfen aufsetzte. Sonst wäre es nie zu dieser Lachnummer namens “Umsatzersatz” gekommen, mit der sich Hoteliers und Gastronomen eine goldene Nase auf Kosten der Steuerzahler verdienten. Ein Bundeskanzler, der in seiner politischen und inhaltlichen Unbedarftheit schon nicht mehr als “normal” bezeichnet werden kann. Ein Vizekanzler, dessen größter persönlicher Entwicklungsschritt es sein dürfte, dass er sich, seit er in der Regierung sitzt, die Haare nicht mehr zu färben scheint. Die sollen das Land krisenfest durch schwere Zeiten führen? Nie und nimmer. Und genau so agieren sie auch.
Das ist die eigentliche Krux mit all den Krisen in Österreich. Corona, Inflation, steigende Löhne, Fachkräftemangel im Speziellen und Mitarbeitermangel im Allgemeinen, horrende Energiekosten – die Regierung bekommt das alles nicht in den Griff. Die meisten EU-Staaten kommen mit den einen oder anderen ganz gut zurecht. In Österreich klappt gar nichts. Unsere Minister und Ministerinnen können es einfach nicht. Sie gehören abgelöst.
Schön wäre es, könnte man sagen: Mit einer Neuwahl wäre das Problem gelöst. Allerdings: Die FPÖ als Partei der rechten Extremisten voller politisch induskutabler Charaktere wie Kickl oder Vilimsky oder Nepp und so weiter – undenkbar als Regierungspartei in einem zivilisierten Land. Die SPÖ unter Babler – nach wie vor mehr eine Komikertruppe. Die Neos – immer noch nicht den Kinderschuhen entwachsen und auf dem Weg, von der Zukunftshoffnung zum ewigen schlampigen Talent zu mutieren. Wenig Alternativen also. Wie gesagt: eine Krux. +++