Sie war die traurige Königin Irlands, die uneingeschränkte Queen of Ireland. Sie hatte die Stimme eines Engels und konnte alles so singen, wie es sonst niemand singen kann. Dass Sinéad O’Connor gegangen ist – vermutlich so, wie immer klar war dass sie einmal gehen würde – ist so furchtbar traurig, ein so unglaublicher Verlust. Ein Abschied, der die Welt um eine ihrer Poetischsten ärmer macht. Sie hat ihren Kampf gegen das brutale Leben verloren.
Es wäre vermutlich im Sinne der wunderbaren, beinahe ihr gesamtes Leben lang kahl geschorenen Sängerin, jetzt nicht still zu sein, sondern deutlich zu sagen, was Sache ist:
Jetzt kriechen sie aus ihren Löchern, die verlogenen Politiker, die bösartigen Manager des Musikgeschäfts, die früher schweigsamen Musiker-Kolleginnen und -Kollegen, und betrauern in pompösen Worten den Tod der Königin Irlands. Genau die klagen jetzt, die ihr das Leben so schwer gemacht haben, die nie zu ihr gehalten haben, wenn sie wieder einmal einen Kampf für Wahrheit, Gerechtigkeit und eine besser Welt geführt hat. Allen voran die Katholische Kirche, diese weltumspannende kriminelle Sekte, die Kindesmissbrauch über die Jahrhunderte nicht nur zugelassen, sondern aktiv unterstützt hat und es noch immer tut. Die O’Connor das Leben zur Hölle gemacht hat, nachdem sie das Papstbild zerrissen hatte und heldenhaft ein ganzes Verfolgtenleben lang dazu stand, dass sie dabei gesagt hatte:
Kein irischer Politiker hat sie damals unterstützt und wenn der aktuelle Taoiseach, der irische Ministerpräsident, jetzt trauert, wie groß der Verlust sei, dann ist das Stimmenfang auf tiefster Ebene. All die Verlogenen, die nun vor den Vorhang treten um zu betonen, welche Tragödie der Tod Sinéad O´Connors sei, die aber zu ihren Lebzeiten geschwiegen haben, wenn sie Unterstützung gebraucht hätte: Sie alle und das alles ist nichts als a big bunch of junkie lies.
Die Sängerin, die nur deshalb sang, weil sie ein wunderschönes Lied in sich trug, ist tot. Die Kämpferin, die nur deshalb kämpfte, weil sie an Dinge glaubte die es wert sind, daran zu glauben und dafür zu kämpfen, ist gegangen.
Sie hinterlässt einen Teil der Welt in Trauer – eine Welt, in der die, die es ehrlich meinen, tief betroffen sind. Die sollen sich zusammentun wo immer es geht, und auf Sinéad O´Connor anstoßen. Und einen anderen Teil Welt, in der die, die Trauer vortäuschen, mit ihrem Hass jetzt allein gelassen sind. Die sollen sich – Priester, Papst und das ganze katholische Gesindel inklusive – dorthin scheren, wohin sie gehören: zum Teufel. Sinéad O’Connor werden sie dort nicht treffen. Sie lässt die Bösartigkeit dieser Welt hinter sich und geht mit der Melodie in ihr irgendwohin, wo es schöner und besser und gerechter ist.
Jetzt halten Engel die Königin Irlands in ihren Armen und keine Gemeinheit der Welt wird ihre wunderbare Liebenswürdigkeit, so gut getarnt sie auch gewesen sein mag, mehr stehlen. Sie, die nun an einem geheimen Platz weit weg wohnt, lebt ab sofort unter dem schützenden Schatten einer allmächtigen Kraft. Sie muss nicht mehr gegen die Lügen und die Bigotterie der Katholischen Kirche, des zerstörerischen Musikgeschäfts, der verlogenen Missgünstigen, eben des brutalen Lebens da draußen, kämpfen. Sie hat den Kampf zwar verloren, aber sie hat ihren Frieden hoffentlich endlich gewonnen. +++