Start Business As Usual Kapitalismus gegen Kommunismus oder Gut gegen Blöse

Kapitalismus gegen Kommunismus oder Gut gegen Blöse

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In der Ukraine wird uns gerade diese grundsätzliche Konfrontation vor Augen geführt, die es seit der industriellen Revolution, spätestens seit der Publizierung der Thesen des Karl Marx gibt: Kapitalismus gegen Kommunismus. Ein wenig lässt sich das auch leicht mit dem Kampf Gut gegen Böse missverstehen.

Und es lässt sich – wie schon Jahrzehnte lang auf allen möglichen intellektuellen Ebenen – formidabel diskutieren: Was ist jetzt besser? Ökonomisch ist das, entgegen der nicht selten beiderseitig ziemlich einseitigen vertretenen Ansichten zahlreicher Wissenschafter, alles andere als klar. Halten wir einfach einmal als persönliche Meinung des Autors fest:

Kapitalismus ist nicht grundsätzlich gut und Kommunismus ist nicht grundsätzlich böse – oder umgekehrt: Es kommt, wie überall im Leben, ein wenig darauf an, was wir Menschen daraus machen. Und wie wir Menschen eben so gestrickt sind, machen wir im Zweifelsfall aus beiden so kontroversiellen Konzepten tendenziell nichts Gutes, sondern eher Böses. Man könnte daraus folgern: Wir Menschen können Zusammenleben einfach nicht. Es endet im Großen immer in völliger Ungleichheit – und letzten Endes zumeist auch in Gewalt. Das ist in kapitalistischen Systemen nicht anders als in kommunistischen.

Das Ziel heiligt nicht die Mittel. Im Kommunismus wäre es leicht zu sagen, die Ziele sind hehr, gut und erstrebenswert. Nur: Die Sache funktioniert nicht. Kommunismus führte bislang immer und überall, wo das System praktiziert wurde oder noch wird, zu verheerender Ungleichheit, zu unüberschaubarem Leid, zu flächendeckender Armut vieler und zu überdimensionalem Reichtum weniger, zu einer dramatischen Zerstörung der Umwelt. Kapitalismus auf der anderen Seite führte bisher meist zu überschaubarem Leid und zu zumindest einigermaßen überschaubarer Armut, zu relativer Gleichheit vieler und zu überdimensionalem Reichtum weniger. Außerdem zu einer dramatischen Zerstörung der Umwelt. Ich meine: Gut ist beides nicht, aber zweiteres ist womöglich besser. Frage allerdings – zu welchem Preis? Rücksichtslose Repression und Ausbeutung gibt es in beiden Systemen – in ersterem offen. In zweiterem schlau getarnt, gut versteckt, aber mindestens ebenso brutal wenn nicht brutaler, und zumeist in Form menschenverachtender Ignoranz. Schon wieder: Gut ist beides nicht, aber zweiteres ist wohl besser. Soweit man von “besser” überhaupt sprechen kann.

Gemeinsam ist beiden Gesellschaftssystemen: Sie sind alles andere als nachhaltig. In kommunistischen Ländern ist die Gleichgültigkeit gegenüber Welt und Umwelt offensichtlich, die ökologische Zerstörung brutal. Im Kapitalismus gibt es diese Gleichgültigkeit in der Regel eher bei – den meisten – Entscheidungsträgern, deren Vorgehen ist dann ebenso brutal wie das der Führer im Kommunismus ist. Wie üblich allerdings ebenfalls besser getarnt, intelligenter verschleiert, feiner ziseliert, jedoch genauso oder womöglich sogar noch zerstörerischer.

Was wir brauchen, ist vermutlich ein Kapitalismus mit menschlichem Antlitz, so abgenudelt diese Forderung auch sein mag.

Wir brauchen gescheitere Menschen an der Spitze unserer Staaten, die nachhaltiger, verantwortungsvoller und ökologisch ebenso wie ökonomisch vernünftiger denken und agieren. Keine Brutalos wie in Russland, keine gewitzten Apparatschiks wie in China. Nicht Ignoranten wie in Deutschland, wo Demonstranten gegen den Klimawandel – also für die Rettung der Welt – mit aller verfügbaren Polizeigewalt begegnet wird als handle es sich um Schwerstverbrecher. Auch nicht Dummköpfe wie in Schweden, denen gerade nichts besseres eingefallen ist, als die Klimaaktivistin Thunberg mit einer Geldstrafe zu belegen, weil sie für die Rettung der Umwelt demonstriert und dabei die dümmlichen Anweisungen noch dümmlicherer Polizisten nicht befolgt hat. Auch nicht inkompetente Lobbyisten wie den österreichischen Landwirtschaftsminister, der gegen die neue EU-Regelung gegen Bodenverbrauch Stimmung machte, weil er glaubt, damit unter ein paar ökologisch ewig gestrigen Landwirten auf Wählerfang gehen zu können.

Solche kapitalistischen Politiker sind genauso schlimm wie die schlimmsten kommunistischen Politiker, nur eben auf völlig andere Art und Weise.

Was wir brauchen, ist keine kapitalistische oder kommunistische Politik, sondern eine ökologiegerechte und gleichzeitig moderne, ökonomiegerechte Politik zukunftsorientierter Staatsmänner, die umzudenken imstande sind. Die erkennen, dass die Welt, weder sozial noch ökonomisch und schon gar nicht ökologisch, nicht mehr so funktioniert wie in den vergangenen Jahrzehnten. Denen in erster Linie die Menschen und der Planet am Herzen liegen – und nicht irgendein gesellschaftliches System, dass welchen Theorien und Modellen auch immer aus dem vergangenen Jahrtausend nachhängt.

Was wir brauchen, ist kein Kampf Kapitalismus gegen Kommunismus, kein Kampf Gut gegen Böse. Sondern ein Kampf Besser gegen Schlechter. +++