Start Business As Usual Diese komplizierte Sache mit Landwirtschaft und Klimaschutz

Diese komplizierte Sache mit Landwirtschaft und Klimaschutz

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Viel anschaulicher kann man gar nicht zeigen, wie absurd unser globales System der Landwirtschaft geworden ist: Russland blockiert wieder die Schwarzmeerhäfen der Ukraine, behindert damit deren Getreideexporte und stürzt den weltweiten Getreidehandel von einem Tag auf den anderen in eine neuerliche Krise. Das funktioniert so nur, weil wir es mit dem Globalisierung längst übertrieben haben, weil wir aus internationaler Profitgier einer kleinen Minderheit und aus persönlichem Geiz der breiten Masse den Getreideanbau viel zu sehr zentralisiert haben: Die Ukriaine ist eine der wenigen Kornkammern der Welt – dort wird billig und unter Einsatz erheblicher Pesitzid-Mengen in Massen produziert und wir können in der Folge billiges Brot kaufen.

Aber nicht nur, dass dieses System – wie wir gerade sehen – leicht erschütterbar ist, es richtet Schaden an. Wie die gesamte Landwirtschaft Schaden anrichtet, die Großonkel Modo zu überdimensionierten industriellen Massenproduktionsstätten degeneriert ist. Schaden am Klima und damit Schaden an der der Wirtschaft. Und damit Schaden an uns allen, und zwar inzwischen wohl bereits: irreparablen Schaden.

Wir müssen endlich radikal umdenken, unsere Ernährungsgewohnheiten radikal ändern und dazu vor allem auch unsere landwirtschaftlichen Produktionsgewohnheiten radikal ändern. Damit retten wir zwar das Klima nicht mehr, dieser Zug ist abgefahren. Wir leisten aber einen Beitrag, dass der Klimawandel noch abgemildert werden kann. Und damit leisten wir einen Beitrag dazu, dass wir – besser gesagt unsere Kinder und Kindeskinder – in Zukunft noch zumindest halbwegs akzeptabel leben können.

Wie das geht? Nicht leicht zu sagen. Der private Verein “Land schafft Leben” hat soeben seinen 100seitigen Report “Landwirtschaft, Ernährung und Klima” veröffentlicht. Darin wird schonungslos aufgezeigt, wie rücksichtslos wir mit unseren landwirtschaftlichen Ressourcen, mit Tieren wie mit Pflanzen, umgehen. Und wir verworren alles geworden ist. In dem Bericht heißt es etwa unter anderem:

In der Klimabilanz eines Landes werden nur jene Emissionen berücksichtigt, die innerhalb der jeweiligen Landesgrenzen entstehen. Das kann zu einem skurrilen Gedankenexperiment führen: Würden wir nämlich unsere heimische Landwirtschaft komplett abschaffen und 100 Prozent unserer Lebensmittel importieren, dann sänke der Treibhausgasausstoß Österreichs um zumindest elf Prozent, also um den Anteil der Landwirtschaft an der Klimabilanz Österreichs. Für das Weltklima entstünde aber großer Schaden, da wir künftig alles, vom Ei bis zum Erdapfel, aus anderen Ländern importieren müssten.

Das zeigt, wie kompliziert die Sache mittlerweile ist. Weil wir eine globalisierte Ökonomie zugelassen haben, in der nur mehr an Rationalisierung und Profit, nicht mehr aber an Sinnhaftigkeit und Menschen- sowie Tierwohl und auch Pflanzenwohl gedacht wird. Bestes Beispiel: der österreichische ÖVP-Landwirtschaftsminister, dessen Partei auf Europaebene soeben das EU-Naturwiederherstellungsgesetz blockieren wollte und der das gutgeheißen hat. Dummheit und Rücksichtslosigkeit, dominiert die meisten Politiker – weil sie glauben, damit Wählerstimmen sammeln zu können. Dass die nicht-konservativen Parteien im Europaparlament sich diesmal gegen die Europäische Volkspartei (EVP) durchgesetzt haben, grenzt an ein kleines Wunder.

Weil sie die Menschen für dümmer halten, als die sind. Daher bliebt dem Wahlvolk nur, der Politik den Weg vorzuzeigen – indem sie Parteien und Politiker einfach nicht mehr wählt, die gegen die Umwelt, gegen den Klimaschutz und damit gegen einen nachhaltigen Ökonomieschutz agieren. +++