Start Business As Usual Vom österreichischen ökonomischen Lagerdenken

Vom österreichischen ökonomischen Lagerdenken

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Der Kampf des Guten gegen das Böse lässt sich derzeit in Österreich so gut wie nirgendwo sonst am Auftreten der beiden Think Tanks ablesen, die den traditionellen ökonomischen Blöcken nahestehen. Man weiß sofort, wo links und wo rechts ist. Bloß weiß man nie: Wo ist das Gute, wer oder was ist das Böse?

Da ist auf der einen Seite einmal das “Momentum Institut”, das der Arbeiterkammer und auch der Gewerkschaft nahesteht, also der linken Hälfte des Staates. Jenem Teil der Menschen, die gerne so wenig wie möglich arbeiten, dabei so viel wie möglich verdienen würden und ansonsten alle, denen es besser als ihnen selbst geht, zur Hölle wünschen. Unternehmer? Böse. Gewinn? Böse. Ökonomischer Erfolg? Erst recht böse, so lange es nicht der eigene ist. Und auf der anderen Seite ist der Think Tank “Agenda Austria”, finanziert von Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und so weiter, also eindeutig rechts. Dort ist man exakt der gegenteiligen Meinung. Umverteilung? Böse. Arbeitnehmer? Faul, gierig und böse. Arbeitszeitverkürzung? Böse. Um Gottes Willen.

Diese dümmliche Zweiteilung, dieses überholte Schwarzweißdenken, zeigt gut, wie das eigentliche Problem in Österreichs in Zeiten ökonomischer Krisen aussieht – und wie es heißt. Es heißt: Lagerdenken. Die Vernunft wird von beiden Seiten verabschiedet, Mittelwege werden verabscheut. So reißt man Gräben auf, so steckt man feindliche Linien ab. Aber so löst man keine Probleme, so begegnet man Herausforderungen nicht. Und genau deshalb geht hierzulöande nichts weiter, denn exakt dasselbe Lagerdenken findet man auch in der Politik. Statt für Gemeinsames zu kämpfen, kämpfen die Parteien und ihre Protagonisten und Protagonistinnen lieber gegeneinander – siehe ÖVP und Grüne. Erbschaftssteuer, Vermögensteuer, Arbeitszeitreduzierung, Mindestlohn und so weiter – all das wird zuerst einmal ideologisiert, statt vernünftig darüber nachzudenken, was und in welcher Form oder Ausprägung es Sinn machen könnte. Und damit wird blockiert statt gelöst. Letztendlich ist genau dieses im ganzen Land verbreitete, in alle auch noch so schmalen Ritzen eingesickerte, in den Köpfen fast aller Entscheidungsträger fest verankerte Lagerdenken schuld daran, dass wir es nicht und nicht schaffen, zu vernünftigen ökonomischen Lösungen zu kommen. Etwa solche, die – nur zum Beispiel – die hierzulande immer noch viel zu hohe Inflation dämpfen könnten.

Bezeichnend übrigens, dass die Chefs der beiden Think Tanks die Stereotype ihrer Institutionen gut verkörpern. Auf der einen Seite die zutiefst links verwurzelte Sozialistin Barbara Blaha, die außer aufreizendem Augenklimpern zumeist nicht viel Gehaltvolles in Diskussionen einzubringen imstande ist. Und auf der anderen Seite sitzt der ökonomische Paraderechte Franz Schellhorn, verkniffen wirkender ehemaliger Wirtschaftsjournalist der damals erzkonservativen Tageszeitung “Die Presse”, der schmallippiger, verknöcherter und einseitiger nicht auftreten könnte. Sinnvolles abseits seiner festgefahrenen Ansichten hat auch er nicht zu Diskussionen beizusteuern. Wenn Blaha und Schellhorn auftreten, ist das, was sie von sich geben, immer derselbe linke oder eben rechte Einheitsbrei. Keine Spur von innovativen Ansätzen. Keine Spur von Zukunftstauglichkeit. Keine Spur von Helikotper-Blick. Dafür aber umso mehr, eben: Lagerdenken. +++