Rankings sind ja generell sehr beliebt. Von Restaurants bis zu Sexiest Man bzw. Woman Alive wird heutzutage alles gerankt. Natürlich auch komplette Länder – insbesondere als Wirtschaftsstandorte. Das älteste und fundierteste Ranking wird in diesem Gebiet jährlich von der IMD Universität in Lausanne und Singapur erstellt.
Bereits seit 1989 reiht man dort Länder nach ihrer Attraktivität als Standort – aktuell insgesamt 63 Staaten. 164 standortrelevante Kriterien werden hier für 2023 zusammengetragen und verglichen. Von großen Firmen und ihren Beratern wird dieses Ranking gerne benützt, wenn es darum geht, welche Staaten man sich für eine geplante Auslandsinvestition näher ansieht. Es ist also nicht ganz unwichtig, wo man hier eingestuft wird.
2020 rangierte Österreich auf Platz 16, also an der Grenze zum besten Viertel. Seither ist Österreich auf Platz 24 abgerutscht. Länder wie Saudi-Arabien sind bereits an Österreich vorbeigezogen. Man braucht aber nicht viel Geld aus dem Öl-Verkauf, um als Standort attraktiv zu sein. An der Spitze des Rankings stehen mit Österreich durchaus vergleichbare Staaten: Mit Dänemark (Platz 1), Irland (2), Schweiz (3), Niederlande (5) und Schweden (8) liegen gleich fünf kleinere europäische Staaten unter den Top 10. Und für besser werden braucht man auch nicht viele Petro-Dollar, denn den stärksten Aufwärtstrend weltweit verzeichnete Kroatien.
Woran krankt es laut IMD in Österreich wirtschaftlich am stärksten? Die Fiskalpolitik landet nur auf Platz 62 von insgesamt 64 Ländern. Vor allem die hohe Belastung der Löhne und Gehälter schlägt hier durch. Nicht viel besser sieht es bei anderen Problembereichen aus, die von der Politik gerne ignoriert werden: Die ungelösten Probleme im Pensions- und im Gesundheitssystem werden von den Studienautoren hervorgehoben, ebenso die komplizierte und teure Kompetenzaufteilung zwischen Bund, Land und Gemeinden. Und aktuell schadet Österreich gerade mit der überdurchschnittlich hohen Inflation seiner zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit. Ebenso wird die lahme Umsetzung der Energiewende angeführt.
Was auch auffällt: Österreich kann weiter punkten mit der Qualität seiner Arbeitskräfte, mit der Agilität seiner Unternehmen und mit der Qualität seiner Management-Teams. Die Probleme liegen fast alle dort, wo die Politik zuständig ist. Und agile Betriebe mit fähigen Managern können auch eine Gefahr darstellen, denn laut IMD-Ranking gibt es nur wenige Länder, in denen die Gefahr der Abwanderung von Unternehmen so hoch ist wie in Österreich. Da hilft auch die hohe Lebensqualität nicht, denn diese ist im Ranking bereits berücksichtigt.
Eines geht aus diesem internationalen Vergleich jedenfalls klar hervor: Österreich braucht für seine wirtschaftliche Zukunft keine neuen Steuern oder kürzere Arbeitszeiten, sondern vielmehr Politiker, die nicht vor unbequemen Themen zurückschrecken. Die nicht nach Gutsherrenart Zuschüsse auf Kosten der nächsten Generation verteilen, sondern mit ihren Reformen dafür sorgen, dass die Betriebe ihre Mitarbeiter besser zahlen können. +++