Start Editor's Blog Buongiorno Trieste, amore mio!

Buongiorno Trieste, amore mio!

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Die alten Palazzi an der Piazza Unità, Triests zum Meer hin offenen Hauptplatz, sind wunderschön. Und rundherum locken Bars und Cafés.

Ein Redakteur der ehrwürdigen Tageszeitung „Corriere della Sera“ strapazierte seine poetische Ader, nach einem Besuch in Triest schrieb er vor Jahren: „Diese Stadt ist der Norden des Südens, der Süden des Nordens, der Osten des Westens und der Westen des Ostens“. Triest, die wunderbare, stille und zugleich laute Metropole der Provinz Friaul-Julisch Venezien, ist tatsächlich vieles zugleich. Eine Mischung altösterreichischer Gemütlichkeit, slawischer Verschmitztheit und italienischer Grandezza. Triest, das ist Opera Grande, die ganz große Oper fast direkt vor Österreichs Haustüre.

Triest, die wunderbare, altösterreichische Hafenstadt an der Adria, der Norden des Südens, der Süden des Nordens, der Osten des Westens und der Westen des Ostens.

Ihre freundliche Extravaganz lässt die Stadt an der obersten Ecke der Adria immer mehr zu einem Sehnsuchtsort werden. Wiener, Steirer, Kärntner, Salzburger – sie alle zieht es verstärkt zu Wochenendtrips an den Golf von Triest. Die Stadt prosperiert immens. Die Immobilienpreise steigen. Der Porto Vecchio, der alte Freihafen im Westen, wird nach und nach renoviert, ein neues Wohn- und Geschäftsviertel entsteht. Triest wird immer bunter, immer abwechslungsreicher. Neue Bars und Restaurants schießen aus dem Boden. Das altehrwürdige Grand Hotel Duchi d´Aosta, Platzhirsch an der Piazza Unità, hat den Besitzer gewechselt. Im neuen Hotelrestaurant, dem „Harry´s Piccolo“, kochen nun mit Matteo Metullio und Davide de Pra Chefs, die seit heuer mit zwei Michelin-Sternen geadelt sind.

Praktisch jedes Jahr erhält die große Triestiner Oper eine Arie dazu komponiert. Vor kurzem erst entstanden wieder ein paar neue Takte: Die britische Academy of Urbanism, frei übersetzt die „Akademie für Stadtfeeling“, zeichnete Triest kürzlich als „Europäische Stadt des Jahres 2022“ aus. Die beiden anderen Finalisten, das spanische Malaga und das belgische Mechelen, hatten das Nachsehen. „Die Triestiner haben ihre Stadt als lebenswerten Platz für Bewohner und Besucher neu erfunden“, begründete Jury-Chef Philip Jackson die Wahl bei der Preisübergabe an Triests Vizebürgermeistern Serena Tonel.

Der Molo Audace, Triests Finger in die Adria hinaus, ist Promenieren in 1A-Qualität.

Es ist nach wie vor die Leichtigkeit, das Südländische vermischt mit dem Altösterreichischen, gerade im Altstadtviertel Cavana, das Besucher so verzaubert. Triest kann man sich außerdem gut ergehen, oft mit wunderbaren Ausblicken aufs Meer. Überhaupt, das Meer. Es ist Triests großer Schatz. An die Mauer des weißen Schlösschens Miramare gelehnt und den Blick auf den Golf gerichtet, das ist Best of Aufsmeerschauen. Oder mit der blauen Tramway von der Piazza Óberdan hinauf auf den Karst nach Opicina schaukeln, beim Obelisk aussteigen und: aufs Meer schauen. Schönere Meerblicke nahe der Heimat gibt es für uns Österreicher nicht. Man sollte es auch den Triestinern gleichtun und einen Spaziergang auf den Molo Audace machen, Triests langgestrecktem Finger in die Adria, und am Rückweg die Fassaden der pompösen Palazzi an der Rive bestaunen, der Meerespromenade der Stadt. Übrigens, die Meerespromenade: Im Sommer lädt die kilometerlange Esplanade des Vorortes Barcola zum Baden mit den Einheimischen ein. Im Rücken die Stadt, vor einem das Mittelmeer, über einem die Sonne. Das ist Triest. Benvenuto – willkommen im Norden des Südens. +++

3 Tipps zum Chillen

Gran Malabar: Kultbar an der Piazza San Giovanni. in der Gran Malabar gönnt sich auch der Commissario aus den Krimis von Autor Veit Heinichen ein Glas Vitovska-Wein.

Al Ciketo: Weinbar in der Via S. Sebastiano gleich hinter der Piazza Unità. Feine Getränkeauswahl, tolle Häppchen. Das Al Ciketo Anlaufstelle für Einheimische und Touristen gleichermaßen.

Harry´s Bar: Eine Bar, wie eine Bar sein soll – diskret, gemütlich, gut ausgestattet, tolle Lage. Das ist Harry´s Bar an der Piazza Unità. „Unique vibes“, versprechen die Betreiber.

3 Tipps zum Essen

Arcoriccardo:  Klein, fein, in der Cavana, mit einer reduzierten, doch fantasievollen Karte. Benannt ist das Arcoriccardo nach dem Steinbogen vor der Türe, er trägt den Namen von Richard Löwenherz.

La Rosa dei Venti:  Hauptsächlich von Einheimischen frequentiertes Fischlokal im Arbeiterbezirk Servola. Das La Rosa dei Venti ist einfach, aber exzellent. Ein echter Geheimtipp.

Al Bagatto:  Einige Tische, intime Atmosphäre, persönliche Bedienung, eine Karte vom Feinsten und tolle Weine mitten im Zentrum. Allerdings: Ohne Reservierung geht im Al Bagatto nichts.

3 Tipps zum Wohnen

Emotionsgefahr: Sonnenuntergänge auf der Riviera-Terrasse.

Riviera e Maximilian´s: Im Vorörtchen Grignano direkt am Meer und gegenüber dem Märchenschloss Miramare gelegen. Das Riviera hat eine Traumterrasse, familiär geführt. Vier Sterne.

Hotel Vis à Vis: Designhotel gleich hinter der Piazza Unità, mehr im Zentrum geht nicht. Vier Sterne. Im Vis à Vis gibt es Design überall – cool, modern, stylish. Mit dem Meer vor der Haustüre.

The Modernist: Coole Lage mitten im Herzen der Altstadt, mit einem Hauch von Vintage in ein altes Gebäude integriert. Vier Sterne. Das The Modernist bietet teilweise tolle Panorama-Aussichten.

Diesen Text lesen Sie auch in der heutigen Ausgabe der Samstag-Beilage “freizeit” der Tageszeitung Kurier.