Wie auch immer die völlig missglückte bis geradezu peinlich desorganisierte Mitgliederbefragung der SPÖ nun auch ausgegangen sein mag, deren Ergebnis bei Redaktionsschluss für diesen Beitrag noch nicht fest stand: Sie hat einen Weekly Hero der such*stuff Redaktion hervorgebracht. Ob nun von den Mitgliedern zum neuen Parteivorsitzenden gewählt oder auch nicht gewählt, dieser heißt: Andreas Babler.
Der Traiskirchner Bürgermeister, der in den vergangenen Monaten quasi aus dem Nichts zu einer Art sozialdemokratischem Robin Hood avanciert ist, verkörpert einen neuen alten, in Österreich aber verlorengegangene Typus von Politiker, den die Menschen ganz offensichtlich wieder herbeisehnen: den volksnahen, bodenständigen Vertreter aus ihren eigenen Reihen. Der ihre Gefühle kennt, ihre Sprache spricht, ihre Sorgen teilt, ihre Ängste versteht – und der das alles vor allem auch artikuliert. Der vor allem weit weniger abgehoben, weit weniger distanziert und weit weniger hochnäsig auftritt als so gut wie alle herkömmlichen Bundespolitiker derzeit. Babler – egal, wie ehrlich er es tatsächlich meinen oder auch nicht meinen mag – steht die professionelle Verlogenheit von Nehammer, Kogler, Maurer, Rendi-Wagner und selbstredend Kickl und Co. weniger deutlich ins Gesicht geschrieben. Eigentlich scheint sie sogar völlig absent zu sein. Das ist eine ganz besondere, rare Qualität im Gestus, Habitus und allgemeinen Auftreten eines modernen Politikers. Egal, ob diese demonstrierte Grundehrlichkeit nun tatsächlich zutrifft oder auch nur Schein ist: Bei Babler hat man das Gefühl, dass nicht der Zug zur Macht, sondern ein echtes Anliegen hinter dem steht, was er sagt und tut.
Das honorieren die Menschen auf erstaunliche Weise. Er ist eine Art stiller Star, der nun aus der Reserve hinter den Kulissen vor den Vorhang getreten ist. Was er in Traiskirchen als Bürgermeister geschafft hat, ist ein Kunststück: Die Gemeinde mit dem dank des Flüchtlingslagers höchstem Ausländeranteil in Österreich sowie mit allen damit verbundenen Problemen als deklarierter Befürworter einer offenen Asylpolitik anzuführen und sozial zu befrieden. Das ist gerade in einem so xenophoben Land wie Österreich eine reife Leistung. Babler lässt sich von der Welle der Sympathien seiner immer zahlreicher werdenden Anhänger nun auf die nächste Stufe hinauf schwappen.
Ob es zum SPÖ-Vorsitz wirklich reicht, ist zweifelhaft. Ob der hemdsärmelige und recht bodenständig auftretende Babler als künftiger Bundeskanzler auf dem internationalen Parkett eine gute Figur abgeben könnte, ebenso. Aber immerhin verfügt die Sozialdemokratie mit dem gelernten Maschinenschlosser und früheren Schichtarbeiter wieder über so etwas wie einen Helden aus ihren eigenen Reihen mit passendem Stallgeruch und passender Vita. Nach Bankern, Finanzern, Kammerbürokraten, gut frisierten Ahnungslosen, Slimfit-Schickis und politisch eher talentfreien Ärztinnen ist das etwas, das durchaus gefehlt hat. +++