Um Gottes Willen. Das West-Nil-Virus. Es kommt. Zu uns! Das heißt, zumindest einmal zu den Deutschen. Deren Obervirologe Christian Drosten, einer breiten Öffentlichkeit auch im kleinen Österreich bekannt geworden durch seine Einschätzungen und Fehleinschätzungen rund um Corona, hat das jetzt bekannt gegeben. In Berlin habe sich jene Stechmücke – wir Österreicher sagen schlicht und einfach Gelse dazu, auch: Gösn – bereits verbreitet, die den Erreger in sich trägt. Elend und Tod werde sie über das Land bringen, glaubt man Drosten. Denn schwere Verläufe seien wahrscheinlich und die würden zu dauerhaften Behinderungen führen wenn’s blöd läuft, erzählte er soeben der renommierten “Zeit”. Und jetzt sind wir einmal ganz ehrlich: Wann, bitteschön, läuft es denn in unserem Leben schon einmal nicht ganz blöd?
Weil der Weg von Berlin nach Wien sicher nur ein kurzer ist und sich bald wohl auch Virologen made in Austria finden werden, die, Auge in Auge mit der Gelse, ihre Hände über dem Kopf zusammenschlagen, stehen uns also schon wieder miserable Zeiten wegen eines Virus bevor. Diesmal halt nicht Corona aus China, sondern Gelse vom westlichen Nil.
Doch ich plädiere, wie formuliere ich es nur am besten: für Gelassenheit. Liebe Politiker, die ihr die Sache mit Corona schon so formidabel verbockt habt (das sagt übrigens mit mir ein vierfach Geimpfter, der sich selbstverständlich penibel an alle Auflagen gehalten hat, so unsinnig sie hin und wieder auch gewesen sein mögen): Bleibt ganz ruhig. Bitte keine Panik. Keine Ausgangssperren oder Lockdowns. Vor allem keine Impfzwänge oder Schulschließungen. Ermächtigt meinetwegen die Jägerschaft, ihr gefährlich scheinende Gelsen abzuschießen, so wie ihr das gerade mit den Wölfen erlaubt, was übrigens ziemlich daneben ist. Aber darüber hinaus ersuche ich um Gelassenheit.
Auch euch, ihr Virologen, bitte ich darum. Haltet euch weniger an Drosten und mehr an den gesunden Menschenverstand. Bisher hat die Menschheit schon einige hunderttausend, wenn nicht sogar Millionen Jahre in friedlicher Koexistenz mit allen möglichen Viren ganz gut überstanden. Ja, es gab viele, viele Tote im Laufe der Zeit, kein Zweifel. Aber trotzdem gab es immer jeweils viele, viele, viele, viele Menschen mehr. Wir kratzen bald an der 9-Milliarden-Marke. Da ist es wohl unvermeidlich, dass die Natur uns hin und wieder einmal ein klein wenig ausdünnt, so traurig und schmerzlich das im Einzelfall sein mag. Man nennt so etwas auch Evolution. Es ist halt einfach so, dass Sterben zum Leben dazu gehört. Das Leben an sich ist tödlich, daran führt kein Herumreden vorbei. Man stirbt, auf die eine oder andere Weise, immer. Anders geht es gar nicht.
Also bitte, bitte, bitte: Geben wir selbst dem bösartigen West-Nil-Virus, sollte es sich wirklich in unsere Richtung aufgemacht haben und demnächst hierzulande eintreffen, eine Überlebenschance. Wehren wir uns dagegen, selbstverständlich (es wird wohl eine Impfung geben für alle, die das wollen, also zum Beispiel für mich). Aber bleiben wir diesmal um Gottes Willen als Gesellschaft gelassen. Und vor allem ihr, liebe Journalisten-Kolleginnen und -Kollegen. Fangt nicht schon wieder an zu hyperventilieren. Bleibt ruhig. Bleibt nüchtern. Bleibt entspannt. +++