Der Name ist Programm: “Gesäuse”. Denn es saust und braust ganz ordentlich, wenn die Enns – verstärkt durch die später zufließende Salza – durch die Schluchten der des engen Tals zwischen Admont und Hieflau tobt. Kein Zweifel: Hier ist die Steiermark so ursprünglich, wie ein Land nur sein kann. Auch in den wildesten Wäldern Kanadas oder Montanas ist nichts viel anders als hier im Gesäuse. Sprechen wir zunächst über das Wasser: Wilder geht nicht. Die Eins im Gesäuse gilt ganz allgemein als eines der schwierigsten Wildwasser der Welt. Nur Profis können sie hier befahren, und selbst die halten sich zurück. Ja, es gibt Rafting-Touren – doch zumeist auf der Salza, die ebenfalls ganz schön wild ist, aber noch auf verträgliche Art und Weise. Im Gesäuse tobt es hingegen für den Großteil der Menschheit bereits deutlich zu sehr, um hier wirklich noch ins Wasser zu wollen. “Die eindrucksvollsten Schluchten der Ostalpen” seien im Gesäuse zu finden, sagen Fachleute.
Ja, es gibt auch eine Straße durchs Gesäuse, aber die ist eng und für ungeübte Fahrer kaum zu empfehlen. Dafür ist die Landschaft frech, frei, wild und wunderbar. Wandern geht hier eins A. Doch selbst dabei sollte man geübt, gut bei Kondition und einigermaßen naturresistent sein. Denn die, die Natur nämlich, ist hier im Gesäuse wahrlich kein Schmutz. Für klassische Touristen gibt es aber in der Nähe ohnehin auch sonst genug zu sehen – etwa die weltberühmte Stiftsbibliothek in Admont. Oder weiter die Eins flussaufwärts die etwas sanfteren, aber dennoch wilden Berge der Schladmmiger Tauern. Bei Haus im Ennstal, einem kleinen Örtchen, gibt es einen ziemlich guten Golfplatz, den die Einheimischen gerne das “Pebble Beach der Alpen” nennen. Kanufahren auf der Eins – aber eben nur bis Admont – ist auch ganz toll. Danach wartet die Wasserhölle des Gehäuses.
Für die Tierwelt ist der Nationalpark Gesäuse ein Refugium. Hier gibt es an Arten, was es sonst in den Alpen nur mehr selten gibt. Gemsen, Adler, Amphibien, und wohl auch Wölfe und sehr vereinzelt und zweitweise auch Bären: Im “Gseis”, wie das Gesäuse auf gut steirisch heißt, ist alles vorhanden. Doch Wölfe oder gar Bären bekommt man selbstverständlich nie zu Gesicht. Dafür aber Fels, Wald, Berg und Wasser – und das ziemlich oft, ziemlich viel, und jeweils auch ziemlich wild. +++