Widmen wir uns heute einmal einer Nebensächlichkeit, die dennoch wichtig ist – geht es doch um nicht mehr und nicht weniger als die Rettung des Universums.
Diejenigen unter Ihnen, die nach wie vor ein Kind in ihrem Kopf wohnen lassen, werden das verstehen: Wir sind doch beinahe alle irgendwie, irgendwann, irgendwo, in irgend einer Form mit Star Trek aufgewachsen, oder? Also. Sprechen wir daher, zunächst jedenfalls, einmal über die verschiedenen Käptns, deren Mission es in einen oder anderen Weise schon immer war, die Welt zu retten, ein Raumschiff vor dem Untergang zu bewahren und überhaupt alles zum Guten zu wenden. Das Universum vor dem Abdriften in die Dunkelheit zu bewahren. Und da wären wir danach auch schon beim eigentlichen Thema: Star Trek und die neue, mir völlig unverständliche Mode der Dunkelheit.
Doch bevor wir uns damit auseinandersetzen, wie gesagt: die Käptns und Käptinnen (wir wollen da ganz korrekt und modern gendern, Star Trek war ja schon immer Vorreiter gesellschaftlicher Strömungen):
Ich mag sie alle. Bis auf eine Ausnahme: Die Heulsuse aus Discovery, die immer dreinschaut als würde sie vor lauter Rührung oder Trauer oder was weiß ich permanent losplärren – die geht mir schwer auf die Nerven. Star Trek verträgt einfach nur ein gewisses Maß an Tränen. Eine, die Rotz und Wasser heult, weil irgendwo einer Maus versehentlich auf den Schwanz getreten wurde, nur zum Beispiel, die eignet sich einfach nicht dazu, ein Raumschiff boldly dorthin zu führen, where no man has gone before. Vergessen wir nicht: Es ist gefährlich da draußen. Das Universum ist voller Wunder, aber es ist in Sachen Herausforderungen kein Kinderbeurtstag. Nichts für die Ängstlichen. Als Käptn brauchst du schon ein gesundes Maß an Selbstbeherrschung, Coolness und Härte, willst du reüssieren. Wenn du dauernd nur heulst, folgt dir keine Crew der Welt into the Unknown. Also vergessen wir Michael Burnham am besten, sie ist quasi die Pendelbewegung zur Kompetenz. Die anderen Käptns und Innen waren und sind hingegen alle Weltklasse, das steht fest: Janeway, Sisko, Kirk, Pike, Garret, Riker natürlich, alle erste Sahne. Sogar Harriman – der allerdings nur an Dienstagen (ein kleines Insider-Scherzchen für die Trekkies unter Ihnen).
Keine Frage jedoch, der beste Käptn aller Zeiten, der endgültige Kommandierende, der Raumschiffchef aller Raumschiffchefs, das kann selbstverständlich nur Captain Picard sein. Die Ikone. Die Legende. Der Glatzkopf mit dem Metallherz. Der Golem. (Sie müssen natürlich schon ein bissl ein Trekkie sein, um zu wissen, was damit alles gemeint ist.) Jedenfalls: Einer, der Shakespeare im Weltall zitiert, das kann kein Schlechter sein. Dass bisher er der einzige aller Starfleet-Kapitäne ist, der seine eigene Serie erhalten hat, ist also nur recht und billig. Das findet meine Zustimmung, was denen bei CBS allerdings vermutlich eh wurscht sein wird.
Dass die erste Staffel dieser Serie, “Star Trek Picard”, miserables Storytelling mit unglaublichen Plot-Fehlern war, meist schlampig und nur in wenigen Augenblicken mit der angebrachten Hingabe gefilmt: soll sein. Dass die zweite Staffel der größte Mist war, den das Star-Trek-Universum jemals hervorgebracht hat: soll auch sein. Ist alles verziehen, denn die dritte Staffel ist so far – derzeit liegen die Episoden 1 bis 4 vor – ganz im Gegenteil das bislang Beste aus rund sieben Jahrzehnten Star Trek. Bin begeistert.
Bloß, ein Problem – und jetzt sind wir endlich beim Thema: Warum, warum nur, warum um Himmels Willen, ist alles so dunkel? Fast ist es in Star Trek Picard, als wäre das Leben nur ein wandelnder Schatten, um es dem Superkäptn gleich zu tun und Shakespeare zu bemühen.
Haben die im 25 Jahrhundert keine Lichtschalter mehr? Dass ihnen die Photonen ausgegangen sind, kann ja wohl nicht sein – immerhin stopfen sie sie noch immer in ihre Torpedos rein, mit denen sie um sich schießen. Trotzdem herrscht auf den Raumschiffen, vor allem auf der Titan A, eine unglaubliche Finsternis. Picard, der Titelheld, längst zum Admiral befördert und alles in allem durchaus ein bissl schrullig geworden, agiert praktisch permanent in der Finsternis. Was ist aus der Beleuchtung geworden? Müssen die Strom sparen in der Zukunft? Seinerzeit, als noch die Enterprise D durchs All flog, war die Brücke mit Licht ausgestattet, freundlich und hell. Auf der Enterprise E erschien die Kommandozentrale schon ein bissl dämmriger, aber immer noch gut ausgeleuchtet. Doch jetzt auf der Titan herrscht nun praktisch dauernd Nacht, nicht nur bei Rotem Alarm. “An all consuming darkness”, würde die Sternenflotten-Psychologin Troi sagen – und tut das im ersten Trailer zur dritten Staffel übrigens auch. Wir hätten also vorgewarnt sein können, sogar vorgewarnt sein müssen. Hätten wir das nur richtig interpretiert!
Eigentlich hätten wir sogar schon im Jahr 2013 wissen können, wohin die Reise geht. Als sie nämlich den damaligen Star-Trek-Film – jenen mit Superstar Benedict Cumberbatch in der Rolle des Schurken, die aktuell von Amanda Plummer ausgefüllt wird – tatsächlich “Into Darkness” getauft haben. Das war ein Fingerzeig. Ich würde trotzdem gerne ein bissl mehr von allem sehen. Dass zum Beispiel die Schönheit der Darstellerin Jeri Ryan dauernd im Halbschatten versteckt wird, setzt mir zu. Wenn das so weitergeht, werden wir bald überhaupt nichts mehr erkennen können.
Dabei müsste nach Adam Riese, Albert Einstein und Harry Lesch der Zeitpunkt, an dem das Universum seine ganze Energie verbraucht hat, sich von uns zu weit weg expandiert hat, also die Photonen das letzte Bißchen der für uns sichtbaren Bewegungsenergie verloren haben und die Materie aufhört zu leuchten, noch viele Milliarden Jahre in der Zukunft liegen. Dass “Star Trek Picard” das vorwegzunehmen scheint, gefällt mir gar nicht. Ehrlich, so kann man das Universum nicht retten! So kann man sich der finalen Grenze nicht nähern. “The final Frontier”, das ist irgendwas ganz anderes, jedenfalls nicht die Finsternis. So können die Käptns und Innen ihrer edlen Aufgabe nicht nachkommen, alle und alles zu retten. Schaltet bitte endlich das Licht ein, auf der Titan!
Das wollte ich nur einmal gesagt haben. +++