Ein Fußballtrainer? Aus Deutschland? Jawohl, ein Fußballtrainer aus Deutschland! Ist Held der Woche der such*stuff Redaktion. Und sollten Sie sich fragen, warum denn das jetzt – dann folgende Erklärung:
Erstens ist Ralf Rangnick ein ganz offensichtlich großartiger Trainer, der dem heimischen Fußballnationalteam endlich jenen Spielstil ermöglicht, den es am besten kann, der am besten zur Mannschaft passt, der am schönsten anzuschauen ist und den die wenigen natural born Kickers Österreichs ganz offensichtlich – Salzburger Schule sei Dank – drauf haben. Plötzlich kicken sie so, dass man gerne zusieht. Das hatten wir schon ewig nicht mehr. Daher kann man jetzt, da bald die ersten beiden Länderspiele des neuen Jahres anstehen, durchaus wieder mit ein wenig Vorfreude an das heimische Ballesterische denken. Keine Selbstverständlichkeit für die gebeutelten, Kummer gewohnten Fußball-Anhänger und Innen in Österreich.
Doch das ist nicht der Grund für Rangnicks Kür zum Weekly Hero, der Grund ist: Der deutsche Trainer mit Wohnsitz auch in Österreich hat in den vergangenen Tagen so richtig das Kleinkrämerische, das Provinzielle, das Zurückgebliebene, das Lächerliche in uns Österreichern erstens aufgezeigt und zweitens vorgeführt. Er möchte nämlich nicht nur im Wiener Praterstadion Fußball spielen lassen, das sich ja ein wenig am beschwerlichen Weg zur lediglich kosmetisch aufgepeppten Ruine befindet. Sondern auch in den schönen und modernen Stadien, die es hierzulande mittlerweile gibt. Zum Beispiel in der Wiener Allianz Arena.
Na, mehr brauchst du in Österreich nicht.
Da treten nämlich sofort die Fans der beiden Wiener Klubs Austria und Rapid – beide Gattungen zählen dem Anschein nach zu den beklopptesten unter den ohnehin schon ganz grundsätzlich ein wenig jenseitigen gemeinen österreichischen Fußballfans – auf die Bühne und sagen:
Was? Im Stadion des Feindes sollen wir zuschauen? Nie. Und nimmer. Protest!
Oder sie sagen:
Was? Die Anhänger des Feindes zum Zuschauen in unser Stadion lassen? Nie. Und nimmer. Protest!
Dümmer, rückständiger, beschränkter und provinzieller geht es nicht mehr. Schande über die Vereinsführung von Rapid – dessen neuer Präsident auch schon einmal Weekly Hero hier auf such*stuff war. Denn bisher hat sie vor den bescheuerten eigenen Fans den Kotau gemacht und sich geweigert, das Stadion für den ÖFB und spannende Länderspiele zu öffnen. Man hat Rangnick, der als nicht-Österreicher Gott sei Dank nichts dabei findet, an sich Selbstverständliches offen zu fordern, über die Medien sogar einiges ausgerichtet, das nicht rasend freundlich war. Aber Rangnick bleibt konsequent und ihm gebührt daher alle Unterstützung, die er kriegen kann. Wir von such*stuff machen ihn deshalb – und weil er so tapfer gegen die Kleingeistigkeit im österreichischen Fußball auftritt – zu unserem Weekey Hero der Woche.
P.S. Wie es geht, zeigt übrigens der LASK vor, der sein Stadion demnächst für die beiden Länderspiele ganz selbstverständlich dem gesamtösterreichischen Fußball öffnet – und auch danach. Bravo und danke, LASK! So macht man es, wenn man modern, offen, vernünftig und schrankenlos denkt. Nicht so, wie die bescheuert Anmutenden unter den Rapid- und den Austria-Fans. Und nicht so, wie die Rapid-Vereinsführung derzeit noch. +++