Die Zahl der Privatinsolvenzen ist im vergangenen Jahr dramatisch gestiegen, meldet soeben der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870). 8.176 Fälle habe es 2022 gegeben, das seien um 13,1 Prozent mehr gewesen als im Jahr davor. Im laufenden Jahr dürfte die Zahl weiter steigen, fürchtet man. Die durchschnittliche Verschuldung je Insolvenz betrug im vergangenen Jahr rund 111.000 Euro. Das ist für Privatschuldner eine ziemlich drastische Zahl, sie liegt um rund zehn Prozent höher als noch 2021. Meistens sind die Betroffenen nicht Haushaltsführer, die mit den steigenden Energiekosten und der galoppierenden Inflation nicht mehr zurecht gekommen sind (obwohl es diese Fälle natürlich auch in größerer Zahl gibt), sondern sehr oft handelt es sich um kleine und Kleinstunternehmer, die es nicht mehr geschafft haben.
Überraschung ist das keine. Denn besonnene Experten warnten bereits während der Pandemie, als die Zahl der Insolvenzen erstaunlicherweise deutlich zurück ging, vor einem dicken Ende, das noch kommen würde, wenn die vielfältigen Regierungs-Covidförderungen einmal ausgelaufen sein würden. Die nun vorliegenden Insolvenzahlen sind ein weiter Puzzlestein im Gesamtbild, das sich schlön langsam ergibt: Die Regierung hat während der Pandemie nicht nur überfördert, sondern sie auch ungeschickt gefördert. Vielen Unternehmen, vor allem kleineren, die eigentlich schon vor der Pandemie nicht mehr lebensfähig waren, hat sie das Überleben für zwei oder drei zusätzliche Jahre ermöglicht – und jetzt geht es für diese langjährigen Bankrott-Kandidaten eben zu Ende. Jene, die überlebensfähig gewesen wären und dazu wirklich staatliche Unterstützung gebraucht hätten, um durch die verordneten Lockdowns durchtauchen zu können, haben dafür oftmals kein Geld, zu wenig Geld oder Geld zu spät aufgrund zu hoher bürokratischer Hürden erhalten.
Zweifellos wäre es bei vielen der Insolvenzen, die nun das Licht der Welt erblicken, besser gewesen, entweder geschickter zu fördern. Oder von Anfang an Klartext zu reden statt zu verdrängen und mit der Gießkanne zu überfördern. Denn nicht die Pandemie war in vielen Fällen am Ableben dieser meist kleinen und kleinsten Unternehmen schuld, sondern ihre mangelnde Marktfähigkeit. Statt staatliche Konkursverschleppung und quasi behördlich autorisiertes Verdrängung der Gegebenheiten zu betreiben, hätte es sicher mehr Sinn ergeben, das Fördergeld zur Umschulung und als Starthilfe in ein neues unternehmerisches Leben mit dann besseren Chancen zu verwenden. Ökonomisch nachhaltiger, perspektivisch klüger und für das Staatsganze sinnvoller wäre das allemal gewesen.
Doch ökonomisch nachhaltig, perspektivisch klug und im Sinnes des großen Ganzen sinnvoll zu denken – das war noch nie so wirklich eine Stärke der aktuellen Politiker und Wirtschaftspolitiker. +++