Im oberösterreichischen Molln wurde Erdgas gefunden. Im Idealfall soll das Gasfeld das Dreifache des heimischen Jahresverbrauchs abdecken. In fast allen anderen Staaten wurde bei solch einer Meldung landesweiter Jubel ausbrechen – vor allem wenn der bisherige Erdgas-Hauptlieferant unlängst unsicher und ungewollt bis untragbar geworden ist. In Österreich reichen die Reaktionen hingegen von verhaltenem Interesse bis zu offener Ablehnung.
Eine Bürgerinitiative zur Verhinderung ist bereits in Gründung. Man könne doch nicht im Nationalpark mit Stein-Nelken und Frühlingsenzian nach Gas bohren. Tatsächlich ist die Nationalparkgrenze mehr als zwei Kilometer vom geplanten Bohrloch entfernt und ein Erdölgeologie-Professor an der Montan-Uni Leoben spricht von einem „minimalinvasivem Eingriff“. Der Betreiber gibt an, man benötige eine Fläche von 2000 Quadratmetern, auf der zwei oder drei Container stehen würden.
Dennoch sagt Franz Maier, immerhin Präsident des Umweltdachverbandes, „die Landschaft sei bei einer Bohrung nicht wiederzuerkennen“. In wohl willentlicher Leugnung der Tatsachen spricht er sogar von asphaltierten Straßen für den Schwerverkehr, auch wenn Gas in Rohrleitungen und nicht auf Lkw transportiert wird.
Diese völlig überzogene und unter dem Mantel des Naturschutzes daherkommende Ablehnung von allem, was in der Nachbarschaft nach Wirtschaft aussehen könnte, hat in Österreich Tradition und Methode. Damit wird auch die sinnvolle und notwendige Umstellung auf Erneuerbare Energien nicht möglich sein. Im Kaunertal soll ein Wasserkraftwerk verhindert werden, auf der Koralm ein Pumpspeicherkraftwerk. Gerade letztere werden immer wichtiger, um die Schwankungen bei Sonnen- und Windstrom ausgleichen zu können.
„Leider hat sich in den vergangenen Jahren die Abwicklung solcher Projekte stark verändert“, sagt Stefan Zach, Sprecher der niederösterreichischen EVN, im „Kurier“. „Heute gibt es eigentlich kein Projekt, wo es keinen Widerstand gibt, unabhängig von der Größe.“ Ein Biomassekraftwerk neben der Südautobahn bei Biedermannsdorf wurde bei einer Abstimmung abgelehnt. Gegen ein Umspannwerk bei Korneuburg, das dringend benötigt wird, gehen die Grünen vor Ort vor. Und von den aktuell 70 EVN-Windrädern im Bewilligungsverfahren sei jedes einzelne beeinsprucht.
Die Alternativen zur österreichischen Verweigerung von allem, was in der Nachbarschaft stehen könnte, heißen Fracking-Gas aus den USA, das auf minus 160 Grad gekühlt mit Tankschiffen über den Atlantik gekarrt wird, und Atomstrom aus Tschechien oder der Slowakei. Offenbar für viele noch immer besser als Erdgas aus Oberösterreich, Wasserkraft aus Tirol oder Windenergie aus Niederösterreich. Nachfragen im Vatikan haben jedoch ergeben, dass der Heilige Florian, auch wenn er aus dem oberösterreichischen Enns stammt, definitiv keine Energie an sein Heimatland liefern wird. +++