Arbeiten heute, das ist etwas völlig anderes als Arbeiten vor zehn, 15 oder 20 Jahren. Nicht nur die Unternehmen, also die Anbieter von Arbeit, haben sich verändert – vor allem die Arbeitenden sind es, die heute anders denken, anders leben, andere Ziele haben und daher auch in ihren Vorstellungen zum Thema Arbeit volatiler geworden sind. 1.739 Stunden im Jahr verbringen die Österreicher derzeit aktuell am Arbeitsplatz, sagt die Statistik Austria. Doch es werden immer weniger, weil die Menschen, vor allem die Jungen, dem Leben zusehends Vorrang vor dem Arbeiten einräumen. Die Pandemie hat ein Übriges getan – sie hat Home Office salonfähig gemacht. Zeit für die Anbieter von Arbeit, darauf zu reagieren.
Doch wie üblich: Die Wirtschaft tut sich schwer, mit den neuen Rollenbildern der Arbeitenden mitzuhalten, zeitgemäße Modelle zu entwickeln und auch anzubieten. Die Wirtschaftskammer, jener schwerfällige Tanker, der seine Fahrt immer noch mit altem Schweröl statt mit zeitgemäßen Ideen voran treibt, hat da außer großen Worten wenig an Rat oder Tat zu bieten. Beispiel gefällig? Sucht man auf der WKO-Website unter dem Begriff “Arbeiten neu”, poppen Dinge auf wie “Neuerungen bei Bergbau-Verordnungen” oder “Ein Unternehmen in Neuseeland gründen”. Das bietet kaum Orientierungshilfen für Ideen zu neuen Arbeitsmodellen.
Zumeist sind es kleine Firmen, oft aus dem Consulting-Bereich und nicht minder oft Startups, die auf neuen Wege voran gehen. Selten welche, die in ihren Märkten eine Führungsposition einnehmen. Große Konzerne bieten zwar immer öfter neue Modelle an, aber allzu oft entpuppen die sich als Alibi-Aktionen, mit denen man Gemeinkosten sparen und gleichzeitig seine vermeintliche Aufgeschlossenheit nach außen demonstrieren kann, die sich aber nur selten an echten neuen Bedürfnissen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen orientieren. Umso besser, wenn es einmal ein Unternehmen gibt, das in seinem Feld vorne mit dabei ist und dennoch etwas Neues wagt.
Die such*stuff Redaktion bittet daher in dieser Woche ins Rampenlicht: die Kommunikationsagentur ikp in Wien, die im Ranking der umsatzstärksten heimischen PR-Agenturen an vierter Stelle liegt, also zu den Größten der Branche zählt. Per Aussendung gab man soeben bekannt, mit dem Jahreswechsel auf eine 4-Tage-Woche bei Reduktion der Arbeitszeit um zehn Prozent und vollem Lohnausgleich umgestiegen zu sein. Die reduzierte Arbeitszeit kann flexibel gehandhabt werden. Gleich viel in weniger Zeit arbeiten – wozu Arbeitszeitreduzierung oft verwendet wird – ist dabei nicht. Im ikp werden interne Projekte reduziert, es wird also tatsächlich weniger bei gleich bleibender Bezahlung gearbeitet.
Das ist ein einfaches, gutes Modell. Jedes Unternehmen könnte es umstandslos und ganz einfach sowie ebenso unkompliziert übernehmen. Und such*stuff prophezeiht: Andere Agenturen werden folgen beziehungsweise tun das zum Teil schon, etwa in Form ausgeweiteter Home-Office-Regelungen. Die Kommunikationsbranche folgt damit ihrem guten Ruf, aufgeschlossen und modern zu agieren. Stellvertretend für alle holen wir daher als Helden der Woche diesmal gleich alle drei ikp-Geschäftsführer vor den Vorhang: Peter Hörschinger, Susanne Hudelist und Maria Wedenig (im Bild oben v.li.n.re.). Gut gemacht. +++