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Barockprunk in stiller Ruhe: Das Grazer Schloss Eggenberg

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Das Grazer Schloss Eggenberg thront inmitten eines verwunschenen Parks in stiller Beschaulichkeit vor sich hin, ein magischer Platz, ein Ort bedingungsloser Ruhe und Stille.

Sogar die Queen war da. Die britische Queen, Königin Elisabeth II, damals, am Ende der 1960er-Jahre. In einer schwarzen Limousine fuhr sie die alleeartige breite Straße entlang zum Schloss, die den riesigen Park als makellose Gerade durchschneidet, vom Eingangstor zum alten Turnierplatz vor dem Schlossgraben führt, auf dem sich heute Pfaue tummeln. Dicht gedrängt in vielen Reihen flankierten die Grazerinnen und Grazer damals die Straße und gestalteten den Staatsbesuch der Königin zum Spektakel. Sie saß im hinten offenen Wagen und winkte dem österreichischen Volk zu. So ein schönes Schloss, mag sie sich gedacht haben. Sie, die prunkvolle Schlösser wahrlich gewohnt war, die sogar einige davon selbst besaß.

Der lauschige Park ist eine der ganz großen Stärken des Jahrhhunderte alten Barockschlosses an den Hängen des Plabutsch.

Das Schloss Eggenberg in Graz also, an der Stadtgrenze, im Vorstadtbezirk Eggenberg, an den Hängen des Plabutsch, des Hausberges der steirischen Landeshauptstadt. Es ist ein ausladendes Ensemble, das der Erbauer vor gut 400 Jahren hier vor die Tore des spätmittelalterlichen Graz in die Landschaft gesetzt hat. Sogar auf der Website des Schlosses wird mit pompösen Formulierungen, mit poetisch-raumgreifendes Beschreibungen nicht gespart: “Schloss Eggenberg ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk des Barocks. Architektur und Ausstattung verbinden sich hier zu einer komplexen symbolischen Darstellung des Universums, das Weltgebäude eines gelehrten Staatsmannes”, heißt es. Und: “Die Residenz des kaiserlichen Statthalters Hans Ulrich von Eggenberg ist politische Architektur und anspruchsvolle Legitimation für die Herrschaft einer Familie.”

1625 beauftragte Fürst Hans Ulrich den Italiener Giovanni Pietro de Pomis mit den Planungen und dem Bau. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das Schloss war soeben umfänglich renoviert worden, starb die männliche Linie der Familie Eggenberg dann aus, das Schloss ging an die Herbersteins, die wenig Interesse daran hatten, weil ihr Familiensitz sich im fernen Schlesien befand. 1939 kaufte das Land Steiermark das Schloss und seinen Park. Heute ist es für die Öffentlichkeit zugänglich und beherbergt Teile des universellen Landesmuseums Joanneum. Und der Park ist als Oase der Ruhe eine Art Naherholungsgebiet für jene Grazerinnen und Grazer, die um die Existenz seiner Schönheit Bescheid wissen.

Der Schlosspark ist wirklich etwas Besonderes, die Jahrhunderte alte Vegetation verleiht ihm einen Hauch grüne Unendlichkeit. Pfaue promenieren ums Schloss, setzen ihre Schreie in die Welt ab, schlagen Räder und beeindrucken die erstaunlicherweise gar nicht einmal allzu vielen Spaziergänger. Früher, in den 1970er-Jahren, beherbergte der Burggraben eine Vielzahl teils exotischer Vögel, die weiten Rasenflächen wurden von Mufflons abgeweidet. Die sind alle Geschichte, geblieben sind lediglich die Pfaue. Und viele Kleinode. Es gibt im Park immer noch eine Römersteinsammlung, an anderer Stelle einen Planetengarten, sogar ein Kinderspielplatz kauert sich in eine Ecke, damit auch die Kleinsten unter den Besuchern auf ihre Rechnung kommen. Ein wunderbarer kleiner Teich liefert das Wasser, das es natürlich braucht, damit eine Parklandschaft vollkommen ist. Und mitten zwischen all dem logiert, reichlich unprätentiös, ein kleiner Pavillion, der ein Café beherbergt. Alles ist angenehm untouristisch und einfach schlicht, es ist einfach da.

Prunk und Protz im Schloss – ganz wie das im Barock eben so üblich war.

Im Schloss selbst dominiert aber barocker Prunk, die vielen Säle dienen alle heiligen Zeiten einmal der Repräsentation, werden aber de facto kaum genützt. Vor 20, 30 Jahren, als der lokale Fußballverein Sturm Graz in der Champions League mitmischte und man gegen Kaliber wie Manchester United oder Real Madrid antrat, pflegte der seinerzeitige Vereinspräsident in seltenen Fällen, hier am Abend vor den Spielen mit Erlaubnis der Landespolitik Galadiners abzuhalten. Aber das ist längst Geschichte, heute ruht das Schloss wieder unbehelligt von spätimperialem Gehabe vor sich hin. Überhaupt im Winter – da es nicht beheizt werden kann, herrscht dann totale Pause. Ein Münzkabinett beherbergt es jedenfalls, eine Archäologiesammlung, die Gemäldesammlung der sogenannten “Alten Galerie”, dazu immer wieder verschiedene Spezialausstellungen.

Das Schloss und seine Angebote zu genießen ist wohlfeil, der Eintritt in den Park kostet gerade einmal zwei Euro, eine Jahreskarte erhält man um 18 Euro. Die Gesamtjahreskarte, in der auch Führungen im Schloss und der Besuch der Ausstellungen und Museen inkludiert ist, kostet 27 Euro. Wenig Geld für den Besuch eines so schönen, immer noch weitgehend unbekannten Ortes in einer der großen Städte Österreichs. +++