Die Wiener Börse ist im Jahresverlauf stark unter Druck geraten. Wer auf eine Reduktion des „Home Bias“ achtet, kann einen Teil der Rückschläge abfedern.
Das Börsenjahr 2022 hatte es in sich. Weltweit gingen die Kurse unter anderem wegen des Kriegs in der Ukraine, dem dadurch ausgelösten sprunghaften Anstieg der Energiepreise und der Konjunktursorgen wegen auf Talfahrt. Wie bereits mehrmals in der Vergangenheit kam auch dieses Jahr die österreichische Börse wegen des vergleichsweise hohen Osteuropa-Exposures wichtiger Börsenunternehmen mehr schlecht als recht über die Runden. In Zahlen: Von Jahresbeginn bis Mitte Dezember verlor der Wiener Leitindex ATX mit einem Minus von 18 Prozent deutlich mehr als etwa der deutsche DAX-Index, bei dem ein Minus von zehn Prozent zu Buche steht.
Diese ungünstige Entwicklung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Aktien auf lange Sicht immer noch die lukrativste Form der Geldanlage sind. Das gilt auch für die im internationalen Vergleich gering kapitalisierte Wiener Börse, die dafür bekannt ist, in Erholungsphasen stärker zuzulegen als große Aktienmärkte. Aber keine Frage – ein Heimspiel sind Investments in Aktien nicht.
Bleibt aber nach wie vor das Problem, dass Anleger ihren Fokus generell auf Aktien des eigenen Landes legen. Dieses auch als „Home Bias“ bezeichnete Phänomen ist in vielen Staaten zu beobachen, so auch in Österreich. Laut dem von der LGT Bank, der Bank des Fürstenhauses Lichtenstein, alle zwei Jahre publizierten Private Banking Report, ist die Konzentration auf Veranlagungen in heimische Wertpapiere in der Alpenrepublik zwischen 2010 und 2020 zwar von 62 auf 47 Prozent gesunken. Dazu halten die Autoren des Private Banking Report 2020 aber fest: „Die geografische Diversifikation hat sich leicht verbessert, insgesamt ist die Diversifikation wie auch schon in früheren Ausgaben des LGT Private Banking Reports aufgezeigt wurde, suboptimal.“
Langfristig gute Ergebnisse der Geldanlage sind nur über eine breite Streuung möglich. An der österreichischen Börse sind zum Teil erstklassige Unternehmen vertreten. Manche der Konzerne sind in ihrem Bereich sogar Weltmarktführer. Nichtsdestotrotz lässt sich durch eine Reduktion des „Home Bias“ der persönliche Anlageerfolg nachhaltig verbessern. +++