Die Wege des Fußballgottes sind unergründlich. So trennte sich die Wiener Austria, immerhin ein Verein der obersten österreichischen Spielklasse, dieser Tage tatsächlich von ihrem Trainer obwohl der – ganz offensichtlich und für alle erkennbar – erstklassige Arbeit geleistet hatte. Man mag vermuten, was alles hinter dieser nicht nur den Fans, sondern überhaupt der Fußballöffentlichkeit unverständlichen Aktion stecken könnte. Immerhin hat die Wiener Austria eine jahrelange wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und wechselnden Erfolglosigkeiten, fußballerische wie ökonomische, hinter sich. Finanziell pfeift der Verein aus dem vorletzten Loch, es gibt Schwierigkeiten aller Art und ohne Ende, sogar mit Strafpunkten hat die Liga den Klub zu Beginn der aktuellen Saison belegt.
Ein Kader, mit dem man bestenfalls kleinste Sprünge machen kann, Begrenzungen wohin man blickt, erratische Vorgänge rund um Sponsoren, in der Geschäftsführung, im Vorstand, bei den Zuständigen. Das sind die Zutaten zu den Rahmenbedingungen, unter denen der nunmehr einigermaßen unehrenhaft verabschiedete Trainer Manfred Schmid in den vergangenen beiden Jahren arbeiten musste. Und er tat das mit großem Erfolg – immerhin schaute in der abgelaufenen Saison ein für alle überraschender dritter Schlussplatz in der Liga-Tabelle heraus, verbunden mit der Qualifikation für die Europa League. Und heuer? Man ist derzeit Siebter. Und zwar nur wegen der drei Strafpunkte, verursacht nicht durch schlechtes Training, sondern durch verbesserungswürdiges Management. Rein sportlich betrachtet wäre man Sechster – und läge somit über dem ominösen Strich, der den Abstiegskampf vom Kampf um den Meistertitel trennt. Keine schlechte Leistung der Mannschaft angesichts der Umstände, keine schlechte Leistung vor allem des Trainers.
Das Sportliche also spricht eindeutig für Manfred Schmid. Das Wirtschaftliche spricht ebenso eindeutig gegen die Austria-Führung. Nicht der Trainer, sondern sie wäre abzulösen, wenn schon unbedingt jemand abgelöst werden muss. Jedenfalls: Schmid seinerseits ist nun – ohne Getöse, ohne wesentliches Nachtreten – abgegangen wie ein Sir. Still, wohl auch ein wenig verbittert, zu Recht, und ohne Tamtam. Das rechnen ihm die Fans ebenso hoch an wie seine Arbeit. Dass sogar Vereinsikone Herbert Prohaska den Rauswurf im TV als “absurd” brandmarkte, sollte der Austria zu denken geben. Es würde ihr gut anstehen, nachzudenken, warum in aller Welt man einen fachlich ganz offensichtlich erstklassigen Trainer, einen – ebenso offensichtlich – charakterlich einwandfreien Menschen, einen angesichts der Möglichkeiten maximal erfolgreichen sportlich Verantwortlichen sang- und klanglos verabschiedet hat. Um nicht zu sagen: sinnlos geschasst hat.
Die such*stuff Redaktion jedenfalls kürt Manfred Schmid wegen seiner ausgezeichneten Arbeit bei der Wiener Austria in den vergangenen beiden Jahren und wegen seines vornehm zurückhaltenden Verhaltens in den vergangenen Tagen zum Held der Woche. Möge er rasch einen cooleren neuen Trainerjob finden. +++