Start People Porträt: Die Geschenkemacherin von Kleinpertholz

Porträt: Die Geschenkemacherin von Kleinpertholz

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Nicole Katzian, früher Golfmagazin-Redaktionssekretärin, erfindet und baut jetzt im fernen Waldviertel Geschenke für alle.

Irgendwo im Nirgendwo des Waldviertels hat die ehemalige Sekretärin eines Golfmagazins ein freundlich-schrulliges Kleinstunternehmen gegründet, das zu Weihnachten in seine zweite Hochsaison geht: Nicole Katzian findet, erfindet und bastelt Geschenke.

Ungewöhnlich ist hier alles. Hier, das ist ganz weit draußen, hart an der tschechischen Grenze, im Niemandsland des nordwestlichsten Waldviertels, wo das Heidenreichsteiner Moor im Herbst seine Nebel aufsteigen lässt, wo die ausladenden Wälder Mann und Maus verschlucken, wo die Häuser einfach und die Menschen kompliziert sind. Nicole Katzian lebt hier, schon seit jeher. Zwischendurch ist sie zur Arbeit nach Wien gependelt, täglich, in einen großen Verlag zunächst, wo sie das Office Management eines Golfmagazins erledigte. Dann in einen kleineren Verlag, ein anderes Golfmagazin, aber wieder tägliches Pendeln. Die Corona-Pandemie hat dem ein Ende gesetzt: Inserate wurden weniger, der Herausgeber musste sparen, Katzian verlor ihren fixen Job. Jetzt macht sie etwas Neues. Etwas Ungewöhnliches, sie ist ja Waldviertlerin: Nicole Katzian wagte sich in die Selbständigkeit und ist nun “Geschenkemacherin”. In einem Dörfchen, das seine Winzigkeit bereits im Namen trägt, in Kleinpertholz, einer Art Vorort der lokalen Metropole Heidenreichstein.

Im luftigen Hozlblockhaus des Freundes lebt und arbeitet Katzian.

Geschenkemacherin? Das ist tatsächlich ungewöhnlich: Katzian überlegt sich passende Präsente für zu Beschenkende, besorgt sie im Auftrag ihrer Kunden oder stellt sie überhaupt gleich selbst her. Wer nicht weiß, was den Lieben zu welchem Anlass geschenkt werden soll, kann sich an sie wenden. Entweder, die Geschenkemacherin hat dann eine Idee und weiß sie auch umzusetzen, oder im Fundus findet sich etwas Passendes. Möglich ist alles, vom ausgefallenen Schmuckstück über die extravagante Schreibtischlampe bis zum bedruckten Polster. Anfang dieses Jahres erst hat Katzian ihr Einfrauunternehmen auf den Markt geworfen. Leben kann sie davon noch nicht so richtig, doch die Sache entwickelt sich. Und jetzt beginnt mit der Weihnachtszeit ihre zweite Hochsaison. Denn wann, wenn nicht zu Weihnachten, beginnen die Menschen schließlich, wie wild zu schenken.

Die Sache wächst – inzwischen ist Publicity ebenso ein Teil der Arbeit wie Fotografen-Besuche.

Das, was als Jungunternehmerin zu erledigen ist, seit sie ihre Minifirma “katzfatz” vor über einem Jahr gegründet hat, überollt Katzian derzeit regelrecht. Verwaltung, Besuche von Messen, das Basteln von Dingen, die sich zum Geschenk eignen, das alles kostet Zeit. Zum Nachdenken, wo Kunden herkommen und wie sie sich akquirieren lassen könnten, dafür reichte die Kapazität bislang kaum. Katzian werkelt also noch ein wenig im Verborgenen. Aber immerhin hat sie eine Website ins Internet gestellt – www.katzfatz.at – und eine Instagram- sowie eine Facebook-Page eingerichtet. Das muss vorerst reichen. Und tatsächlich beginnen die Menschen langsam, ihr die virtuelle Türe einzurennen. Auch Fotografen kommen inzwischen immer öfter zu Besuch, das freizeit-Magazin der Tageszeitung Kurier zum Beispiel hat ihr vergangene Weihnachten eine mehrseitige Fotostrecke gewidmet..

Alleine, sagt Katzian, wäre das nie zu bewältigen. Aber sie hat Robert, seit viereinhalb Jahren ihr Lebensgefährte, als eine Art unternehmerischen Berater und Wegbegleiter. In seinem Haus, ein luftiges Blockaus nach kanadischem Vorbild, ist die Firma katzfatz zuhause. Robert, im Hauptberuf Bestatter, insgesamt aber mehr passionierter Hersteller von eh allem, also ebenfalls alles andere als gewöhnlich, unterstützt sie nach Kräften.

 Nicht von der Stange 

“Ich bin nicht von der Stange”, sagt er treffend über sich selbst, und das passt gut zur katzfatz´schen Firmenidentität. Katzian residiert in Räumlichkeiten, die ein ebenso buntes Universum aus Ideen und deren Umsetzungen darstellen wie ihre Geschenke. Weil Freund Robert “nichts mag, was in seiner ursprünglichen Weise verwendet wird, dafür alles, was zweckentfremdet in Gebrauch ist”. So hat er Haus und Einrichtung gebaut, und so funktioniert im Wesentlichen auch katzfatz. Als Anfang 2021 alles begonnen hat, druckte Katzian noch hauptsächlich Sprüche oder Bilder auf Polster, Tassen und so weiter. Dann kamen Deco-Accessoires für alle möglichen Anlässe hinzu. Nach einigen Monaten entwickelte sich die Sache in Richtung Suchen, Besorgen und Erfinden auch komplexerer Geschenke.

Geschenkidee: Fensterflügel von zu Hause, mit Bild des liebsten Haustieres.

Mittlerweile dient ein Heidenreichsteiner Restaurant als eine Art Factory Outlet, dazu pilgern die Menschen aus der Umgebung und sogar auch bereits aus Wien nach Kleinpertholz, um sich im Blockhaus nach einem Geschenk umzusehen oder eines zu beauftragen. Trips ins entlegene Waldviertel, hinaus zu katzfatz, sind wegen der Ungewöhnlichkeit der Lokalität kleine Abenteuerausflüge, die sich schon wegen des Erlebnismehrwerts lohnen. Richtig beliebt sind mittlerweile die Events, die Katzian und Robert auf ihrer Holzterrasse veranstalten – immer gemeinsam mit Bekannten, die etwas Besonderes können. Unter der Marke “Die Offene Terrasse” laufen sie ab, Verkaufsausstellungen von katzfatz-Geschenken haben sich zur lokalen Besonderheit entwickelt.

Und jetzt steht wieder der Heilige Abend vor der Türe. Eine bessere Zeit zum Geschenkemachen gibt es nicht. Ein für den Anlass designtes Weihnachtsgeschenk hat Katzian auch erfunden: Besucher können von zu Hause einen Fensterflügel bringen, die Geschenkemacherin bedruckt das Glas dann nach Wunsch mit einem Weihnachtsmotiv. Zu Ostern kann es gegen ein Ostermotiv getauscht werden, im Sommer gegen ein Sommermotiv, und so weiter. Hauptsache ungewöhnlich. Waldviertel eben. +++