
Dieser Tage eine Jubelmeldung auf Facebook: “Wir haben es tatsächlich geschafft, nach zehn Jahren Stillstand haben wir heute die Richtlinie zu mehr Frauen in Aufsichtsräten beschlossen”. Das schreibt Evelyn Regner, SPÖ-Abgeordnete im Europaparlament in Brüssel und Strassburg, auf ihrem Account. Bis 2026 muss in Aufsichtsräten von Unternehmen aus EU-Mitgliedsstaaten eine Frauenquote von zumindest 40 Prozent erfüllt sein, alternativ müssen es in Aufsichtsräten und Vorständen gemeinsam im Schnitt 33 Prozent sein. Derzeit sind nur 30,6 Prozent der Aufsichtsratsposten von Frauen besetzt, in Vorständen beträgt die Frauenquote gar nur 8,5 Prozent. Regner hat über die vergangenen Jahre mit Kraft darauf hingearbeitet, dass dieser lange blockierte, immer wieder auf die überlange Bank geschobene Beschluss im EU-Parlament endlich fällt. Ein echter Meilenstein in Sachen Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau also.
Die gebürtige Wienerin Evelyn Regner, eine in der Wolle gefärbte Sozialdemokratin (schon der Vater war SPÖ-Funktionär), aufgewachsen im Gemeindebau im zweiten Wiener Bezirk, hat an dieser überfälligen Regelung also wesentlichen Anteil. Die Gleichstellung zwischen Mann und Frau ist eines ihrer Spezialgebiete und zentralen Anliegen. Sie studierte Rechtswissenschaften in Salzburg und legte nach Abschluss eine steile Karriere im ÖGB hin: Zunächst Sozialpolitik-Expertin, wechselte die Mutter zweier mittlerweile erwachsener Kinder unter Gewerkschaftsboss Rudolf Hundstorfer nach Brüssel und übernahm dort das neue ÖGB-Büro. Dann kam das Angebot, als SPÖ-Abgeordnete ins Europaparlament zu wechseln, Regner erarbeitete sich dort rasch einen erstklassigen Ruf und fühlt sich als EU-Abgeordnete pudelwohl. Selbst politische Gegner wie ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas sind voll des Lobes über sie. Unter SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern, so ein Ondit, soll Regner einst sogar das Angebot zurückgewiesen haben, österreichische Gesundheitsministerin zu werden. Den Job übernahm schließlich Pamela Rendi-Wagner.
Regner hat ohnehin in ihren 13 Abgeordneten-Jahren in Brüssel eine saubere Parlamentskarriere hingelegt. Sie zählt nicht nur zu den längstdienenden EU-Abgeordneten, sondern bekam schon 2012 vom damaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz eines der publicityträchtigsten Ämter übertragen, die das Parlament zu bieten hatte: Regner wurde damals Vorsitzende jenes beratenden Ausschusses, der korrupten Abgeordneten auf die Finger klopfen sollte. Der Höhepunkt ihrer Laufbahn folgte im heurigen Jänner: Regner wurde zur Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. “Wow”, kommentierte sie das zu Jahresbeginn schlicht – ebenfalls auf Facebook. +++