Start Stuff Anlageobjekt Boot: Geld verdienen mit alten Schiffen?

Anlageobjekt Boot: Geld verdienen mit alten Schiffen?

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Alte Segelschiffe können unter Umständen über die jahre zu einer guten Geldanlage werden – aber nur bei erstklassiger Pflege, und die ist teuer.

Auto-Oldtimer als Statussysmbol mit Wertsteigerung kennt jeder. Boote sind in einem Binnenland wie Österreich aber ein exotisches Investment. Das auch nur in Sonderfällen funktioniert.

Alte Autos in der Garage, die im Laufe der Jahre, wenn sie gut gepflegt werden, an Wert zulegen, sind ein alter Hut. Außerdem sind wirklich gute Exemplare selten geworden. Aber Boote als Investment? Das wäre gerade in Österreich eine exotische Form des Anlegens. Stellt sich die Frage – funktioniert das überhaupt, macht es Sinn, sein Geld in ein schönes Schiff zu stecken? Antwort: Wer nur die Wertsteigerung im Auge hat, investiert besser woanders. Bezieht man aber auch Faktoren wie Freude, Genuss und Emotion in seine Planung ein, bekommt die Sache einen nicht uninteressanten Aspekt.

 Nur eine ernstzunehmende Werft 

Frauscher ist Österreichs einzige international wirklich bedeutende Bootswerft und punktet mit luxuriösen Motoryachten.

In einem Land ohne Meeresküste ist das Thema Schiff natürlich ein schrulliges. Dementsprechend wenige Bootsbauer und damit echte Experten gibt es in Österreich, gerade einmal rund 25 Betriebe beschäftigen sich konzessioniert mit dem Bootsbau. Sie sind in der Wirtschaftskammer als Untergruppe der Tischler organisiert. Dementsprechend klein ist der Markt. Nur eine einzige Werft spielt im internationalen Yacht-Geschäft ernsthaft mit und eine führende Rolle – die oberösterreichische Frauscher-Werft, die in der Nähe des Traunsees zuhause ist. Am Salzburger Mattsee logiert die Schöchl-Werft, im nationalen Segelbootbau mit ihren Sunbeam-Yachten der absolute Platzhirsch. Dazu gibt es, meist im Umfeld der verschiedenen Seen, noch eine Reihe kleinerer Bootsbauer.

 Kosten-Nutzen-Rechnung 

Wie sieht jetzt aber die Kosten-Nutzen-Rechnung aus, wenn man sein Boot auch als Wertanlage betrachten möchte? Ein neues Boot verliert im groben Durchschnitt im ersten Jahr 25 Prozent an Wert, in den folgenden Jahren noch einmal rund zehn Prozent pro Jahr. Danach fällt der jährliche Wertverlust nur mehr sehr gering aus, und nach etwa 15 Jahren gibt es überhaupt keinen mehr – einwandfreie Pflege immer vorausgesetzt. Weil gleichzeitig aber die Preise für Neuboote jedes Jahr um rund fünf Prozent steigen, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man nach zehn Jahren ungefähr das für sein Gebrauchtboot bekommt, was man neu dafür bezahlt hat. “Ab 25 Jahren”, schätzt man beim Bootsbauer Frauscher, “kann man sogar durchaus mit einer nominalen Wertsteigerung rechnen”.

Allerdings: Die Erhaltungs, Betriebs- und Pflegekosten für ein teures Elektro- oder Motorboot können, wenn man seine Sache ernst nimmt, schon einmal bei jährlich fünf bis zehn Prozent des Neupreises liegen – da ist dann aber auch wirklich alles enthalten, von der Liegegebühr über die Wartung bis zur Bestückung des bordeigenen Kühlschranks. Bezieht man diese Kosten in die Rechnung ein, lohnt sich ein Investment in eine Yacht nicht. Verbucht man sie allerdings geistig als Genuss-Aufwendungen und Investition ins eigene Glück, kann die Sache interessant werden. Allerdings immer nur, wenn man sein Geld in wirklich besondere Schiffe steckt. Ein Allerweltselektroboot wird kaum je als interessante Anlage durchgehen.

Nur selten ein gutes Investment, außer sie sind aus Holz und erstklassig gepflegt: Segelboote.

 Sonderfall Segelboot 

Bei Segelbooten sieht die Sache noch einmal anders aus. Unter Umständen können sie im Laufe der Jahrzehnte eher zu gefragten Oldtimern werden als Motoryachten. Allerdings nur, wenn sie aus Holz gebaut sind. Die modernen Gelcoat- und Polyesteryachten werden im fortgeschrittenen Alter so gut wie nie zu Objekten der Begierde von Eignern. Einzige Ausnahme womöglich: die H-Boote des finnischen Konstrukteurs Hans Groop, die internationale von verschiedenen Werften nach Groops Plänen gebaut werden – bis vor einiger Zeit auch von Frauscher. Das Problem bei schönen alten Holz-Seglern ist jedoch: Der Pflegeaufwand ist enorm, regelmäßige Neulackierungen sind ein Muss, der in Verbindung mit Wasser ständig arbeitende Rohstoff Holz muss praktisch jährlich geprüft und ausgebessert werden, das kostet Unsummen. Die erstklassigen Preise, die alte Holz-Segelyachten erzielen, wurden daher so gut wie immer bereits im Vorfeld eines Verkaufs schon von den Pflegekosten aufgefressen. Aus Sicht eines Investors sind sie meist ein mieses Geschäft.

Was bleibt, ist also das Fazit: Ein Boot kann eine gute Anlage sein – aber nur, wenn man den Genuss in die Rechnung mit einbezieht. Und nur, wenn man viel Geld für Pflege ausgibt. Und nur, wenn man den Bootstyp sorgfältig auswählt. Frauscher übrigens hat die Segelboot-Produktion längst aufgegeben. +++