Und wieder einmal treffen sie einander: Etwa 40.000 Politiker, Aktivisten und Journalisten sind in den ägyptischen Badeort Sharm-El-Sheikh geflogen, um das Weltklima zu retten. Nur Xi Jinping, Wladimir Putin und Greta Thunberg fehlen. Der Rest trifft sich mittlerweile zum 27. Mal.
Die Politiker unter ihnen werden am Ende ihre Staaten wieder einmal zu vagen Klimazielen verpflichten. Vermutlich wissen die meisten von ihnen weiter hinten in ihrem Kopf, dass ihr Land dieses Ziel nicht einhalten wird. Aber sie hoffen wohl, dass es ein paar andere tun könnten. Zumindest sind sie sicher, dass zum Zeitpunkt, wenn die Zusage erfüllt sein soll, sie nicht mehr in ihrem Amt sein werden.
Auf der anderen Seite planen laut einer Recherche der britischen Tageszeitung „The Guardian“ allein die zehn größten Öl- und Gaskonzerne neue, zusätzliche Förderprojekte, die 646 Milliarden Tonnen an zusätzlichen Treibhausgasen verursachen werden. Zum Vergleich: Laut Pariser Klimaschutzabkommen sollen im gesamten Jahrhundert weltweit nur 500 Milliarden Tonnen emittiert werden.
Nun glaubt aber wohl nicht einmal Leonore Gewessler, dass Konzerne wie Exxon Mobil, BP, Shell, Saudi Aramco oder Gazprom jeweils Milliardenbeträge in zusätzliche Förderkapazitäten stecken, wenn sie nicht absolut überzeugt wären, das Zeug auch gewinnbringend verkaufen zu können. Diese Konzerne sind sich sicher, dass Länder wie China, Indien und Dutzende andere nicht auf kommende Wohlstandsgewinne verzichten werden, nur weil sich in Europa ein paar Teenager an der Straße festkleben und es im Sommer manchmal unangenehm heiß wird. Neue Klimageräte reichen auch als Abhilfe.
Es wird also Zeit, parallel einen Plan B umzusetzen. Das Motto muss lauten: (Über)Leben mit dem Klimawandel. Da ist es nicht getan mit symbolischen Bäumen in der Wiener Innenstadt oder ein paar neuen Hochwasserdämmen im Pinzgau. Die Wetterextreme beginnen gerade erst und bisher spüren wir nur das laue Lüfterl.
Das Ziel muss unter anderem sein, mehr hitzeresistente Nutzpflanzen zu entwickeln. Da hilft nur mehr die böse Gentechnik, wenn man überleben will. Man wird sich auf Migrationsströme vorbereiten müssen, die ein Vielfaches des heutigen Niveaus erreichen werden. Man denke nur, was allein der Anstieg des Meeresspiegels in den Küstenstädten anrichten wird. Städte wie Mumbai, Jakarta oder Taipeh sind bereits akut bedroht, aber auch Shanghai, Bangkok, Hanoi oder auch Istanbul steht das Wasser schon bis zur Schulter.
Die Liste der bisherigen Versäumnisse ist aber sehr viel länger. Sicherstellung der Wasserversorgung, hitzeresistente Straßenbeläge und Zuggleise, Begrünung von Dächern, die zugleich sturmsicher sein müssen, neue Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft oder die Sicherung des Stromnetzes in Hitzeperioden sind nur ein paar der Themen. Klimaministerin Gewessler hätte viel zu tun, wenn sie zurückgeflogen ist. +++