Der ehemalige ORF Generaldirektor Alexander Wrabetz übernimmt eine neue Aufgabe: Er wird Rapid-Präsident – und damit zu einem viel beobachteten Tänzer auf glattem Parkett.
Auf dem Grünen Rasen jagen die Rapid-Spieler dem Ball nach, auf dem glatten Parkett der Funktionärsbühne des Fußballs tanzt künftig ihr neuer Chef Alexander Wrabetz. Vergangenen Freitag gab der Traditions-Fußballklub bekannt, dass sich die beiden um die Präsidentschaft kandidierenden Listen zu einer fusioniert haben – eben unter der Führung von Wrabetz. Gewählt wird am 26. November, ab dann ist der frühere ORF-Chef im Amt.
Rapid bekommt mit Alexander Wrabetz einen versierten Netzwerker und erfahrenen Manager. Einen, der sich sowohl mit allen möglichen Strategien wie auch mit den verwinkelten Machtspielchen auskennt, die es braucht, um an die Spitze zu kommen und sich dann dort auch möglichst lange zu halten. Der ORF, in dem Wrabetz von 2007 bis 2021 insgesamt drei Amtszeiten durchgehend als Generaldirektor verbrachte, was vor ihm noch keinem österreichischen Rundfunk- und TV-Chef geglückt war, war da ein guter Lehrmeister. Bei Rapid wird er dieses Geschick auch brauchen. Denn nicht viel anders als der staatliche Sender ist der Fußballklub eine Schlangengrube aus Seilschaften, Partikularinteressen und Messern, die meistens von hinten anfliegen. Dazu kommt der permanente Erfolgsdruck, sich auf nationaler und – aus einer österreichischen Fußball-Position struktureller Schwäche heraus – internationaler Ebene zu behaupten.
Wrabetz wird nicht nur Glück, sondern auch Heldenmut brauchen. Der Start scheint ihm, noch bevor er tatsächlich startet, gleich einmal gut zu gelingen. Sein Vorstandsteam hat er mit Geschick zusammengestellt. Da ist einmal die Vizepräsidentin – erstmals eine Frau – Edeltraud Hanappi-Egger, als WU-Rektorin eine Bildungs-Spitzenmanagerin. Mit der Rapid-Ikone Steffen Hofmann, dessen Idee Wrabetz ursprünglich war, steht ihm einer im Präsidium zur Seite, der innerhalb der bekannt kritisch-aufmüpfigen Fangemeinde Rapids unantastbar ist. Außerdem ist Hofmann ebenso wie ein weiteres künftiges Vorstandsmitglied, nämlich Michael Hatz, als Ex-Fußballer vom Fach. Und mit dem vielfachen Millionär Michael Tojner hat Wrabetz einen an Bord, der dafür sorgen kann, dass die nötige Marie fließt, die es zum Erfolg braucht. Für die bei Rapid übliche Verankerung in der linken politischen Reichshälfte soll SPÖ-Nationalratsabgeordnete Nurten Yilmaz sorgen.
Gute Voraussetzungen, dass Wrabetz seine künftige Mission “MRGA” – make Rapid great again – erfüllen kann. Unter den Top-3 will man künftig in Österreich jedes Jahr sein, außerdem im Europacup vertreten. Gelingt ihm das, könnte Wrabetz zu einem Rapid-Helden werden. Allein die Übernahme der Aufgabe qualifiziert ihn jedenfalls für die hier zum ersten Mal vergebene Auszeichung “Weekly Hero”. Denn Rapid hat viel aufzuholen, manches gut zu machen, die Fans für vergangene Versäumnisse zu versöhnen.
Ob Wrabetz´ Tanz mit Rapid ein sinnlicher Tango, ein feuriger Salsa oder insgesamt dann doch nur ein Trauerwalzer wird, wird sich bereits im kommenden Frühjahr zeigen. +++