Start Places Things to do #4: Zehn Dinge, die du in Dublin tun sollst

Things to do #4: Zehn Dinge, die du in Dublin tun sollst

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Zuerst Portmarnock, Bull Island und die Halbinsel Howth überfliegen. Dann touching irish soil. Der relativ neu ausgebaute Dubliner Flughafen, punktgenau hindesignt auf die irische EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2013, lehrt die Ankommenden schon in ihren ersten Irland-Minuten das Wesen der Insel: Immer sollst du geschmeidig bleiben und egal, was passiert, das organisatorische Funktionieren von Dingen und Abläufen wird überschätzt. Das liebenswerte Chaos der verschlungenen Wege am Airport diffundiert in der unglaublichen Freundlichkeit der Iren zu einer Belanglosigkeit. Der internationale Grundgrant, wie ihn Gäste ihn von zu Hause mitbringen, gibt sich selbst bei der Passkontrolle am Einreiseschalter ab. Wer guten Willens ist und es einmal bis ins Taxi oder Leihauto geschafft hat, agiert fortan gleichsam als freundlicher Ire und besserer Mensch.

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Meet the Irish. Dublin ist eine richtig fette Stadt, trotzdem voll durchtrainiert. Hier spielt es sich immer noch ab, Krise hin oder her. Selbst in der post-Celtic-Tiger-Ära, in der Zeit nach der Weltwirtschaftskrise zwischen 2008 und 2012, feiern sich die Jungen und Schönen sowie alle anderen tapfer durch die Nächte. Alle paar Tage öffnet irgendwo ein neues In-Lokal seine Pforten, in dem dann wochenlang die Post abgeht. Tipps für eine fröhliche Abendgestaltung und befreites Partymachen: etwa das „Dakota“ gleich hinter der Grafton Street. Oder „Dicey´s Garden“ in der Harcourt Street, das freitags und samtags die Stadt rockt. Vor allem auch in der Weihnachtszeit ist die beliebte Einkaufsstraße, die Grafton Street (Bild) ein Treffpunkt für die gesamte Stadt. An jeder Ecke wird man dann Straßenmusiker vorfinden, die Irlands berühmtestes Weihnachtslied intonieren: “A fairy tale in New York”, eine Komposition des ewig besoffenen Punkrockers Shane McGowan. Außerdem – auch wenn bislang niemand nachgemessen hat, behaupten Eingeweihte: Dubliner Frauen tragen die höchsten High Heels aller Stadtbewohnerinnen Europas. Und selbst im Winter ist Dublin ziemlich sicher jene Stadt mit der größten Minirockdichte der Welt. Das richtige und echte „Meet the Irish“ findet jedoch nicht in den In-Bars, sondern in den vielen Pubs statt, die sich über die Stadt verteilen wie Tropfen aus einer Gießkanne über ein Blumenbeet. Jedoch Achtung, zu meiden ist das Temple-Bar-Viertel, in dem die puristischste Abzocke von Touristen stattfindet, die in Europa denkbar ist.

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Linksgolf ist die Königsdisziplin den Golfspiels, dagegen ist alles andere ganz genau gar nichts.

Linksgolf spielen. So war Golf ursprünglich gedacht. Keine ausgeklügelten Bewässerungsanlagen oder tiefengereinigten Fairways oder manikürten Grüns. Sondern Wind, Weite und Wellen, wie Gott alles schuf. Linksgolf ist die Königsdisziplin des Golfspiels, im Vergleich dazu ist alles andere genau nichts. Wer nie auf einem Linkskurs gespielt hat, hat keine Ahnung vom Golf. Zusammen mit dem schottischen St. Andrews ist Dublin die Welthauptstadt des Linksgolfspiels. Vor der Stadt reihen sich fünf der perfektesten Anlagen des Globus aneinander wie Perlen an einer Schnur: Auf dem vorgelagerten Inselchen „Bull Island“ liegen der altehrwürdige „Royal Dublin“ und „St Anne´s“, weiter nördlich dann „Portmarnock“ und das vom berühmten deutschen Golfer Bernhard Langer designte „Portmarnock Links“. Dazu noch einmal ein paar Kilometer weiter, gegenüber dem Ferienort Malahide, der Kurs von „The Island“. Das Branchenmagazin „Golf Digest“ reiht die Dubliner Linksplätze allesamt unter die Top-Kurse der Welt. „Links“ übrigens: keine politische Zuordnung, auch sonst keine Richtungsangabe. So nennt man von Büschen und Gräsern bewachsene, meist im Mündungsgebiet von Flüssen über Jahrhunderte aufgebaute Dünenhügel.

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Den Bloomsday leben. Für Literaturinteressierte ist Dublin der Nabel der Welt. Die Stadt, in welcher der „Ulysses“ spielt, der nicht mehr und nicht weniger darstellt, als das endgültige Buch. In den Kaffeehäusern Dublins, zum Beispiel im berühmten Bewley´s in der Grafton Street, gibt es am “Bloomsday” – jenem einen Tag, an dem das Buch spielt, also am 16. Juni – den ganzen Tag über Lesungen. Und im ersten Stock ein eigenes kleines Theater.

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Molly betatschen. Sie steht mit ihrem Schubkarren in der Dubliner Innenstadt: Molly Malone, Platzhalter für bigotte irische Lebensfreude sowie klassisch irisches Scheitern mit Bravour. Das Lied von der gottesfürchtigen Fischhändlerin bei Tag und verruchten Konkubine bei Nacht, die jung am Fieber starb, kennt jeder. Die lebensgroße Bronzestatue ist ein Magnet für Touristen. Die mutigsten unter den Dublin-Gästen getrauen sich, der bronzenen Molly öffentlich kräftig auf ihren metallischen Hintern zu klatschen. Dubliner Passanten lachen dann immer sehr verständnisvoll und der echten Molly, so sie überhaupt existierte, hätte das wohl gefallen. Mollys Statue sehen gehört zum klassischen Besuchsprogramm. Touristisch abzuhaken außerdem: eine Besichtigung im Trinity College, der alten Dubliner Universität, wo mit dem „Book of Kells“ Irlands größter Kulturschatz lagert. Pflicht auch: die Touristen-Tour durch das mittelalterliche Dublin Castle, die Guinness-Brauerei und die Jameson-Distillery, in welcher die Teilnahme an einem Shindig dringend zu empfehlen ist. Das „Shindig“: irisches Essen, Tanzen, Lachen, Singen und Trinken. Im Normalfall enden Shindigs mit einem gepflegten Besäufnis durch die Nacht, in diesem Fall ist die Veranstaltung jedoch verträglich aufbereitet für die nicht irische – also vergleichsweise zarte – Konstitution der Dublin-Besucher. Punkt 22.00 Uhr ist spätestens Schluss und alle gehen dann weitgehend nüchtern nach Hause.

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Bier trinken.Porter from the tabs with heads of yellow cream”, heißt es in einem berühmten Gedicht des Irischen Poeten Louis MacNeice, aber selbstverständlich führt das ein wenig in die falsche Richtung. Denn in den vielen Pubs fließt nicht Porter, sondern das finstere Guinness als Herzblut der Stadt, das sich an den Gaumen schmiegt wie süßer Saft. Das dunkle Gesöff öffnet erst so richtig die Augen für die Schönheiten der Stadt und die Feinheiten der Menschen, die hier leben. Ein Besuch der Guinness Brewery ist natürlich ebenso zu empfehlen wie eine Führung in der Jameson Whiskey Distillery.

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Musizieren. Manche sagen, Irland ist Musik. Fest steht: Viele weltberühmte Musiker sind Iren – und leben zum Teil auch noch hier. Die amerikanische Countrymusik stammt vom „Irish Trad“ ab. Gesungen wird überall – fast kein Pub, das ohne einen Tisch auskommt, an dem Gäste frei nach Lust und Laune ihre Instrumente auspacken und eine Art von Hausmusik entwickeln, die es nur hier gibt. Besonders originell Weihnachten in Irland, da singen die Iren samt und sonders – und sehr oft auch einfach so auf der Straße – ihr eigenes Weihnachtslied: „A fairy tale in New York“. In Irland ist es noch mehr Kult, als Stille Nacht“ im Rest der Welt.

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Parken. Dubliner Parks sind unglaublich. Allein diese riesige, grüne Oase mitten in der Stadt – St. Stephens Green heißt der große, rechteckige Park ganz genau im Zentrum. Dazu finden sich gleich ums Eck die wunderbaren Iveagh Gardens. Geheimtipps sind der St. Anne´s Park gegenüber dem Düneninselchen Bull Island im Norden Dublins oder der verwunschene Tolka Valley Park ebenfalls im Norden der Stadt. Der riesige Blackrock Park im Süden ist wiederum von ganz anderem Kaliber, er bietet großartige Ausblicke auf die Irish See. außerdem braucht es unbedingt einen Besuch des berühmten “Long Room”, der Bibliothek des Trinity College gleich in der Nähe von Stephen´s Green. Dort ist auch das “Book of Kells” ausgestellt, eines der ältesten Bücher der Welt.

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Akkumulieren. Lange nicht mehr wird man übrigens so ausgelassen feiern können, wie man es zum Jahreswechsel 2012 auf 2013 konnte. Da starteten die Iren nämlich ihr großes Projekt „The Gathering“. Dazu muss man folgendes wissen: Schon immer war die Grüne Insel Auswanderungsgebiet, von hier aus verschifften sich Millionen Menschen durch die Jahrhunderte aus unterschiedlichsten Motiven in die Welt hinaus, wo sie sich dann vermehrten. Heute leben in der Republik Irland etwas über vier, in der restlichen Welt rund 40 Millionen Iren (beziehungsweise irische Nachkommen). Sie alle waren 2013 aufgefordert, nach Hause zu kommen. Stellen Sie sich das vor: 40 Millionen emotionsgeladene Auslandsiren besuchen die Heimat ihrer Vorfahren und feiern die schöne Insel. Aber auch wenn das schon beinahe wieder ein Jahrzehnt zurück liegt: Feiern in Irland, die pure Lebensfreude der Iren einfach in sich aufnehmen und akkumulieren, das geht auf der Grünen Insel immer und überall.

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Chun labhairt na éireann. „Irisch sprechen“ ist Reden in der schönsten Sprache der Welt, die hart und zart zugleich ist. Das aus dem Keltischen kommende Irisch gurgelt, ständig changierend, mit vollrunden und kantigen Lauten aus der Kehle, dass Zuhören eine Freude ist. Die Iren pflegen ihre alte Sprache mit Hingabe, die zu sprechen ihnen Jahrhunderte lang von den britischen Besatzern verboten war. Seit den 1950er-Jahren ist Irisch jedoch neben Englisch zweite Amtssprache, es gibt in einigen Gebieten – den „Gaeltachte Regions“ – sogar ausschließlich irische Wegweiser, was unkundige Besucher dann immer schnell ein wenig in der Gegend herumirren lässt. Schon allein aus Gründen der Originalität sind Irisch-Kurse, wie sie in Dublin an Universitäten nicht nur für Studierende, sondern auch für Touristen angeboten werden, ein Hit. Und gleichzeitig eine Tortur, denn im Irischen spricht man praktisch nichts auch nur annähernd so aus, wie es geschrieben wird. Zumindest versteht dann aber am Flughafen jeder das Schild, das Ankommende mit der Aufschrift „Mile fáilte go Atha Cliath“ begrüßt: „Herzlich willkommen in Dublin“. +++