
Bei uns wird es langsam kalt, feucht und unfreundlich. eine schlechte Zeit für Golfer. Da bietet sich Griechenland als herbstliche oder auch winterliche Enklave für das Spiel mit dem kleinen weißen Ball an. Zum Beispiel das Porto Carras Grand Resort.

In den frühen 1960er Jahren, so erzählen es die Resort-Manager heute gerne, befuhr der griechische Multimilliardär Yannis Carras mit seiner damaligen Freundin, der berühmten Melina Mercouri, die Küste vor Chalkidikes mittlerem Finger “Sithonia”. Und was er rund um das kleine Dorf Marmaras sah, begeisterte ihn dermaßen, dass er den Athos-Mönchen, damals im Besitz des Gebietes, die Küstenlinie abkaufen wollte. Dabei vor die Wahl gestellt, entweder einen ganzen Teil der Halbinsel zu erwerben oder gar nichts, kaufte der mit Wein zu seinem Vermögen gelangte Carras eben gleich den gesamten Landstrich. Heute umfasst das nach seinem ersten Besitzer getaufte Porto Carras Grand Resort neben einer viele Kilometer langen Küstenlinie mit verschwiegenen Buchten und schönen Sandstränden beinahe 1.800 Hektar Land, eine Luxusvilla an seinem höchsten Punkt, zwei Grosshotels, eine First-Class-Marina, ein oftmals preisgekröntes Weingut und einen Golfplatz.
Nach dem Erwerb sollte das bis dahin weitgehend unberührte Gelände, so plante es sein neuer Besitzer, zu einem “Monte Carlo Griechenlands” ausgebaut werden. Zwei riesige Hotelanlagen wurden vom berühmten Berliner Architekten Gropius an den Strand bei Neo Marmaras gesetzt, eine grosszügige Hafenanlage errichtet (heute noch eine der grössten Privatmarinas Nordgriechenlands), dazu ein Casino gebaut – und über allem thronend an die Spitze der Holomondas-Hügel die Villa Galini gesetzt, die auch heute noch als eine Art Signature-Building des Resorts ein besonderes Angebot für besondere Kunden ist. Im Jahr 2003 haben die inzwischen neuen Besitzer aus Athen schliesslich die Hotelanlage anlässlich des hier stattfindenden EU-Gipfels renoviert und auf modernen Standard gebracht. Heute dient das Resort Gästen aus aller Welt, darunter vermehrt Neo-Millionären aus den Staaten des ehemaligen Ostblocks, als Urlaubsdomizil. Mit dfen russischen Oligarchen als Kunden hat es sich allerdings vorerst einmal. Verstärkt möchte man daher nun auch mitteleuropäische Golfer anlocken, immerhin lässt es sich in Porto Carras mit Ausnahme der brennend heissen Sommermonate Juli und August das gesamte Jahr über in angenehmem Klima Golf spielen.
Das nützten früher einmal auch russische Reiche gerne, die auf dem Weg waren, am Oligarchen-Status zu kratzen. Ihre Statussymbole – wie mit Schmuck behängte und womöglich ein wenig halbseiden erscheinende Damen – sah man ebenso durch die Hotelgänge schlendern wie noble Yachten der noch nicht ganz großen Kategorie im künstlichen Hafenbecken neben der Anlage ankern. Am russischen Gesang, der manchmal hinter Zimmertüren zu vernehmen war, konnte man erkennen: Auch der Wodka floss hier und da in Strömen. Das hat sich alles geändert, heute ist das Ressort eine architektonisch ein wenig aus der Zeit gefallene Luxusanlage. Durchaus schön, fein und originell.
Toller Golfplatz mit mitteleuropäischen Standards

Der Kurs, eine nicht allzu schwere aber dennoch spannende Par-72-Anlage (6.058 Meter von den Championship-Tees), wurde im Jahr 1973 von den beiden Briten Geoffrey Cornish und William Robertson entworfen. Im Jahr 2003 verpasste Roy McRay dem Platz dann ein Redesign. Alle Bahnen sind grosszügig angelegt, ein Teil des Kurses gruppiert sich um zwei zentrale kleine Seen. Obwohl der Platz durchaus auch Championship-Ansprüchen genügt (2009 fanden hier etwa das internationale PRO/AM der Aegean Airlines sowie ein Event der European Seniors Tour statt), eignet er sich auch für Golfanfänger und Hobbyspieler ausgezeichnet. Die Pflege ist vor allem für eine Anlage in Südeuropa erstklassig, es gibt eine deutschsprachige Golfschule und sogar der Erwerb von Platz- und Turnierreife ist möglich, da der Kurs vom DGV nach mitteleuropäischen Standards geratet wurde. Trolleys, E-Carts und Leihschläger sind verfügbar und auch der Pro-Shop ist bis auf einige Details (keine Ersatz-Spikes und kein Sonnenschutz erhältlich) akzeptabel ausgestattet. Derzeit in Planung: zwei weitere Kurse, die das Golf-Angebot des Resorts in Zukunft erweitern sollen.
Weil jedoch auch die griechischen Umweltgesetze inzwischen strenger geworden sind und die finanzielle Situation des Landes immer noch alles andere als rosig ist, steht die Umsetzung dieses Projektes noch in den Sternen. Vorerst einmal wird der bestehende Kurs modernisiert.
Zwei Hotels, knapp 1.000 Zimmer, Thalasso und Spa
Die beiden Hotels namens “Meliton” und “Sithonia” mit den gemeinsam rund 1.000 Zimmern befinden sich jeweils nur wenige Gehminuten vom Clubhaus entfernt. Erwähnung verdient vor allem das Meliton, ein riesiger Komplex mit modernsten Spa- und Wellness-Anlagen in seinem Bauch. Die Zimmer des Fünfstern-Hauses, in dem manches an den späten Bauhaus-Stil der 70er-Jahre erinnert, sind gut ausgestattet – einige bieten einen tollen Blick auf die Ägäis, andere auf die Luxusyachten der Porto-Carras-Marina. Ungewöhnlich sind die sogenannten “Sailor Suites” mit jeweils eigener Bootsanlegestelle direkt vor der privaten Terrasse – der deutsche Rabiat-Blödler Stefan Raab etwa ist mit seinem Katamaran hier gern gesehener Gast. Meliton und Sithonia verfügen über die üblichen Beach-Anlagen mit weitläufigen Pool-Landschaften, Strandbars, Indoor-Pools und Animation – das Meer ist wunderbar türkisfarben, man schwimmt immer mit Blick auf die kleine, vorgelagerte Schilkröteninsel sowie auf Chalkidikes ersten Finger “Cassandra”.
Für Zerstreuung neben dem Golfspiel ist gesorgt: Im Sithonia kann man sich im Casino unter die in erster Linie aus den verschiedenen ehemaligen Ostblock-Ländern sowie aus Saloniki angereisten Spieler mischen, auch einen Nightclub gibt es. Die beiden Hotels bieten Thalasso- und Wellness-Behandlungen in allen möglichen Variationen an. In der Umgebung des Resorts warten spannende Wanderwege durch die Hügellandschaft mit unvergleichlichen Blicken auf das Ägäische Meer. Dazu werden im Resort natürlich alle nur denkbaren Wassersportarten von Segeln bis Tauchen offeriert. Auch Reiten ist im Angebot. Wem das nicht genügt, der kann die benachbarte Cart-Bahn frequentieren oder mit dem kleinen Linienboot (stündliche Fahrten bis Mitternacht) einen Ausflug in den nahe liegenden Touristenort Neos Marmaras machen. Tageweise Bootscharter sind ebenso jederzeit möglich.
Fussball, Beachvolleyball und Tennis runden das Sportangebot ab. Auch Mountainbiken ist theoretisch ein Thema, wird vom Resort derzeit aber noch nicht aktiv angeboten und promotet. Thema Golf: Für Hotelgäste liegen die Greenfees für eine Runde bei rund 50 Euro. Das in Belek, Tunesien, Zypern, Andalusien und an der Algarve inzwischen übliche Gerangel um Startzeiten entfällt hier völlig, obwohl es derzeit nur den einen Kurs gibt.

Für die Reichen und Schönen: Villa Galini
Für besonders betuchte Gäste, die das Ungewöhnliche suchen, bietet die ebenfalls zum Resort gehörige “Villa Galini” am höchsten Punkt der Anlage eine luxuriöse Übernachtungsmöglichkeit samt wunderschönem Setting mit einem unvergleichlichen Blick auf Land und Meer. Derzeit wird die ehemalige Privatbehausung von Resort-Gründer Carras nicht zimmerweise, sondern nur als Ganzes vermietet – und zwar wegen der durchaus stolzen Tarife (ein Tag bewegt sich im fünfstelligen Euro-Bereich) in erster Linie an zahlungskräftige Unternehmen, die hier ihre First-Class-Events abhalten. Auch die Reichen und Schönen Europas buchen die Villa immer wieder gerne für ihre Hochzeiten. +++