Stylische Wintergärten liegen im Trend. Sie machen das Leben in den eigenen vier Wänden schöner.
Poet André Heller hat es getan. Charity-Lady Jeannine Schiller hat es getan, Stargeiger und Restaurantbesitzer Joji Hattori ebenfalls. PR-Guru und Verleger Wolfgang Rosam hat es getan, Industrielle und Wirtschaftskapitäne tun es. Wie viele andere Menschen auch – sie haben sich einen Wintergarten bauen lassen.
Die Corona-Krise mit dem Lockdown hat diesen Trend zum Wintergarten noch beschleunigt. Die Menschen wollen es sich in den eigenen vier Wänden – bei einem Wintergarten kann man eigentlich gar nicht von Wänden sprechen – so schön wie möglich machen. Motto: wenn schon eingesperrt, dann komfortabel.
Wintergärten boomen. Seit das Virus übernommen hat, können sich etwa Monika Thurnher und ihre Schwester Christa vor Aufträgen nicht mehr retten. Mit zwei weiteren Schwestern, ORF-III-Chefin Ingrid Thurnher ist eine von ihnen, gehört ihnen der Wiener Wintergartenbauer Alco. “Die explodierende Nachfrage scheint logisch”, sagt Monika Thurnher, “Wintergärten sind meist städtischer Wohnraum mit ländlichem Charakter”. Das wirkt verführerisch auf viele Menschen. Vor allem geht es dabei ums Thema Licht. Wohnpsychologen erklären, dass es uns alle naturgemäß zum Hellen hin zieht, daher üben Wintergärten mit ihrer Luftigkeit gerade an dunklen Tagen – jahreszeitlich oder situationsbedingt – einen besonderen Reiz aus.
Als zum Beispiel Geiger Hattori vor Jahren seine Grinzinger Villa bezog, pittoresk in den Weingärten gelegen, da war ihm und seiner Frau Sabine rasch klar: Die Vorderseite dieses Hauses schreit nach einem Wintergarten. Mittlerweile verbringt er gut die Hälfte seiner Zeit zu Hause in diesem Wintergarten, der auf einer Seite ins Haus und auf den anderen drei Seiten zum Garten hin offen ist. Auch das Dach ist transparent, mehr Licht geht nicht. Die Hattoris essen, arbeiten und leben mittlerweile praktisch in ihrem Wintergarten. Selbst der kleine Sohn, knappe fünf Jahre, hat viele seiner Spielsachen an den hellsten Platz im Haus übersiedelt. So geht es fast allen, die einen Wintergarten ihr Eigen nennen, das luftige Zimmer wird schnell zum zentralen Punkt jeder Behausung.
Richtige Wintergärten haben nur wenig mit Glasverbauten von Veranden zu tun. Sie sind vollwertige Räume, beheizbar, wärmegedämmt, stabil und für lange Zeiträume gebaut. “Da trennt sich bei den Herstellern die Spreu vom Weizen”, sagt Alco-Geschäftsführerin Christa Gätz-Thurnher. Echte Wintergartenbauer, deren Produkte wirklich für die nachhaltige Ganzjahresnutzung gemacht sind, befänden sich nur wenige am Markt. Wer sich so ein Zimmer aus Glas anschaffen möchte, muss durchaus tief in die Tasche greifen. Ein guter Wintergarten, gedämmt, beheizt und zum vollwertigen Wohnen geeignet, kostet pro Quadratmeter ähnlich viel wie ein Quadratmeter Haus. Dafür ist dann aber fast alles möglich. “Wir planen und bauen”, sagt Monika Thurnher, “was unsere Kunden sich wünschen, und es gibt fast nichts, was nicht geht”. André Heller zum Beispiel wünschte sich in den 1980er-Jahren einen Wintergarten, der einen Baum vor seiner – inzwischen verkauften – Villa einbezieht. Monika Thurnher ist heute noch überzeugt, dass mit diesem einen, besonderen Wintergarten Hellers Liebe zum Thema Gärten entfacht wurde. Und womöglich seine Zaubergärten in Marrakesch und am Gardasee eigentlich auf diesen Wintergarten zurück gehen.
Neu ist, dass Wintergärten immer öfter Funktionen übernehmen, die früher andere Räume abdecken mussten. Freiberufler wünschen sich etwa Büros, die als Wintergarten ausgeführt sind. Wintergärten als Yogastudios, Geschäftslokale oder sogar Psychologen-Praxen werden mehr und mehr nachgefragt. Die Menschen wollen immer extravagantere Gartenzimmer im Haus. Innenarchitektin Sophie Wesemann ist zusehends mit ausgefallenen Wünschen konfrontiert. “Vor allem Frauen”, sagt sie, “sind da federführend”. Wesemann hat schon alle möglichen Wintergärten eingerichtet. “Sehr oft sind das Luxus-Gadgets, die die Leute sich eben leisten wollen”, erzählt sie. Es ist wohl ganz einfach so, dass das Wohnen in einem Wintergarten so etwas wie “Urlaub zu Hause” darstellt. Und wer will den nicht? +++