Unser geliebtes Huhn!
Früher einmal war es ein richtiger Sonntagsbraten – und da hat sich in vielen Familien bis heute nichts geändert. Ich bin ja im bereits etwas fortgeschritteneren Alter, aber das Huhn am Sonntag – genauer gesagt an jedem zweiten Sonntag –, das es in meiner Kindheit gab, ist für mich immer noch eine unvergessliche Erinnerung. Selbstverständlich stammte es nicht aus dem Supermarkt. Es kam natürlich vom Bauernhof, wurde von uns Kindern ausgesucht, vom Vater oder vom Onkel geschlachtet und von Mama gerupft und ausgenommen. Nicht selten haben wir Kinder ihr dabei geholfen.
Die Hühner von damals waren, zumindest in meiner Erinnerung, riesig. Das müssen sie auch gewesen sein, denn sonst wäre damals eine sechsköpfige Familie nie und nimmer satt geworden. Oder lag das vielleicht an der Gemüsesuppe, die es vorher jeweils gab?
Ganz sicher hat jedenfalls die herrliche Semmelfülle dazu beigetragen, uns alle satt zu machen. Die Fülle ins Huhn gestopft, das Reindl dick damit ausgelegt, ein großer Löffel Butter (ebenfalls selbst gemacht), und ab ins Rohr!
Bei welcher Temperatur kann ich nicht mehr sagen, denn wir befinden uns ja noch tief in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, also reden wir von einem Holzofen. Das ging damals nach Gespür – Digitalanzeigen, die uns die passende Temperatur verkündeten, gab es noch nicht. Als wir Kinder dann irgendwann etwas größer waren, gab es auch noch ein zweites Huhn. Aus seinem Kragen, seinem Magen und seinem Herz sowie aus viel, viel Gemüse aus dem eigenen Garten wurde die traditionelle sonntägliche Hühner-Gemüsesuppe gezaubert.
Heute bin ich froh über mein Elektro-Rohr. Der Herd mag zwar moderner sein, aber immer noch kommt das Huhn vom Bauern. Ich fülle es gerne mit meiner Semmelfülle, im Herbst gebe ich mit Vorliebe Steinpilze oder Eierschwammerln in die Fülle. (Die Fülle besteht aus Knödelbrot, Kräutern, Milch, Butter und Eiern.) Und die Sache geht dann so: Das Rohr auf rund 200 Grad vorheizen, das Huhn darin 90 Minuten braten, von Zeit zu Zeit mit Bratensaft übergießen, den Bratensaft mit Weißwein ablöschen und das Safterl mit Maisstärke binden. Fertig. Ein Genuss wie damals.
Und es reicht auch heute noch für fünf bis sechs normale Esser. Glaubt mir: Ich habe bis heute noch keine Beschwerde gehört. Habe ich Euch Gusto gemacht? Dann macht es mir einfach nach wie oben beschrieben. Und genießt Euer Sonntagshuhn!
Ich wünsche Euch, liebe Blogleser und Blogleserinnen, einen unvergesslichen Sonntag,
Euer Fritz.
Da läuft mir doch glatt das Wasser im Mund zusammen, Mahlzeit! 😉